"Sie sind zur Last geworden"
Das Auto ist eine Schadstoffschleuder und Freiheitsträume werden damit auch nicht mehr verbunden. Für den Fotografen Maurice Weiss ist dieser Bedeutungswandel auch am verwechselbaren Design des Autos abzulesen.
Seine einstige Bedeutung als klarer Indikator für eine gewisse Lebenseinstellung hat das Auto verloren, meint der Fotograf Maurice Weiss. "Wenn sie einen BMW nicht mehr von einem Mazda unterscheiden können – was früher selbstverständlich war –, wenn man die Häuser - ob nun reich oder arm, ob nun groß oder klein – auch formal kaum noch unterscheiden kann, dann ist das eine Verwirrung." Am Auto ließe es sich klar beobachten, dass Oberflächen immer schwerer zu deuten seien. Die entscheidenden Dinge seien unsichtbar.
"In unserer Jugend bedeutete das Auto Freiheit"
Autos seien zur Last geworden für die heutige Generation, sagt Weiss. Weiss ist 50 und beobachtet, dass für die junge Generation das Auto eher Erschwernis oder Einschränkung bedeute: "Während das Auto in unserer Jugend Freiheit bedeutete – wir sind losgefahren nach Frankreich, nach Spanien –, funktioniert heute das Reisen nicht mehr.
Die Autobahn ist wahnsinnig langweilig, die portugiesische Autobahn unterscheidet sich unwesentlich von der deutschen Autobahn. Insofern haben sich viele von den Träumen, die sich mit dem Auto verbinden, aufgelöst."
Die Autobahn ist wahnsinnig langweilig, die portugiesische Autobahn unterscheidet sich unwesentlich von der deutschen Autobahn. Insofern haben sich viele von den Träumen, die sich mit dem Auto verbinden, aufgelöst."
Vom modernen Auto träumt heute kaum noch jemand
Diese Erschwernisse im Verkehr aber seien dem Auto von heute nicht anzusehen, so Weiss: "Heutzutage, wenn man durch die Straßen läuft, stellt man fest, dass Autos oft durch die Werbung sehr emotional aufgeladen sind und oft ein Wahnsinnsdesign haben." Doch dieses Design verdecke die Tatsachen: "Autos sind heute meistens nur noch lästig."
Die mit dem Auto verbundenen Träume von einst hätten sich aufgelöst, ähnlich wie die Träume vom eigenen kleinen Häuschen: "Mittlerweise werden Häuser auch immer homogener, und Niedrigenergiehäuser sehen fürchterlich geschwollen aus, es gibt eine ästhetische Oberfläche, die irgendwelchen seltsamen Gründen unterworfen ist, die sich nicht immer zu ihrer eigenen Schönheit entwickeln und das ist für den Menschen, der von Oberflächen lebt, sehr lästig."
(sru)