"Ich will die Welt zeigen, wie ich sie sehe"
Auf der Suche nach dem richtigen Bild kletterte Olaf Unverzart in den Alpen, bereiste die Welt. Nun hat der renommierte Fotograf ein Jahr lang seine Großmutter mit der Kamera begleitet - in ihrem 100. Lebensjahr: beim Beten, am Badetag, im Krankenhaus.
Über die Arbeit mit seiner 100-jährigen Großmutter, seine Liebe für den Radsport und seine mehr als zehnjährige Arbeit, neue Blickwinkel der Alpen zu finden, erzählt der preisgekrönte Fotograf Olaf Unverzart "Im Gespräch" mit Ulrike Timm.
Wie fühlt sich eine Hundertjährige?
Wie fühlt sich ein Mensch, der 100 Jahre ist? Darauf geben die neuesten Fotos von Unverzart eine eindrucksvolle Antwort. Ein Jahr lang hat er seine hundertjährige Großmutter begleitet:
"Ich finde, dass die Arbeit sehr wohl exemplarisch dafür steht, wie ein alter Mensch – ein sehr alter Mensch - seinen Tag, seinen Alltag verbringt. Ich wollte wirklich anhand von 365 Tagen zeigen, wie gnadenlos so ein Leben einfach ist, wenn man 100 ist. Also es ist nicht so, dass es immer Spaß macht. Das macht zu 90 Prozent keinen Spaß, sagt sie. Das heißt, man wartet auf den Tod, man hat alle Freunde verloren, die mit einem das Leben geteilt haben. Man ist den ganzen Tag mit Erinnerungen beschäftigt, man hat körperliche Gebrechen, also das sind alles Sachen, die wenn man jetzt irgendwie 27 wäre, einen sofort zum Psychiater treiben würden."
Bekannt wurde Unverzart mit seinen Aufnahmen der Alpen. Zwölf Jahre lang wanderte er jeden Sommer durch die Alpen und hielt mit seiner analogen Großbildkamera fest - was er sah. Und obwohl die Alpen wahrscheinlich zu den am häufigsten fotografierten Landschaften gehören, hat man solche Bilder wohl noch nie gesehen: Aufnahmen, die die Erhabenheit der Natur und die kaum je übersehbare Spur des Menschen darin gleichermaßen widerspiegeln.
"Das Gute und das Schlechte gleichzeitig an der Fotografie ist, dass man warten können muss und gleichzeitig wahnsinnig schnell sein muss. Also in der Fotografie gibt's entweder den richtigen Augenblick oder kein Bild."
"Das Gute und das Schlechte gleichzeitig an der Fotografie ist, dass man warten können muss und gleichzeitig wahnsinnig schnell sein muss. Also in der Fotografie gibt's entweder den richtigen Augenblick oder kein Bild."
Keine digitale Nachbearbeitung der Bilder
Ob er Menschen oder die Natur fotografiert, Unverzagt lehnt die digitale Nachbearbeitung seiner Aufnahmen ab:
"Also, ich halte es mit so einem Spruch von Nicholas Nixon der gesagt hat: Die Welt ist unendlich viel interessanter als eine Meinung über sie. Also ich bin eigentlich ein Fotograf, der versucht möglichst ehrliche Bilder zu machen und Bilder zu machen, die aus dieser Welt stammen, weil ich finde, die Welt ist so komplex, so interessant und so unendlich, da kann man noch relativ viele gute Arbeiten, fotografische Arbeiten drüber machen."
"Also, ich halte es mit so einem Spruch von Nicholas Nixon der gesagt hat: Die Welt ist unendlich viel interessanter als eine Meinung über sie. Also ich bin eigentlich ein Fotograf, der versucht möglichst ehrliche Bilder zu machen und Bilder zu machen, die aus dieser Welt stammen, weil ich finde, die Welt ist so komplex, so interessant und so unendlich, da kann man noch relativ viele gute Arbeiten, fotografische Arbeiten drüber machen."
Als Fotoreporter für renommierte Magazine ist der 1972 geborene Münchner aber nicht nur in den Bergen unterwegs. Auf der ganzen Welt findet er in aller Fremde doch immer wieder Vertrautes und Verbindendes. Dieser Tage erscheint sein neuer Fotoband, für den er seine Großmutter in ihrem 100. Lebensjahr porträtiert hat.