Herlinde Koelbl: "Angela Merkel. Portraits 1991-2021"
Taschen-Verlag, Köln
248 Seiten, 50 Euro
Fotoband "Angela Merkel"
Zwischen 1991 und 2021 fotografierte Herlinde Koelbl Angela Merkel einmal jährlich. © TASCHEN / Herlinde Koelbl
Gereift zur selbstsicheren Kanzlerin
09:06 Minuten
Die Fotokünstlerin Herlinde Koelbl hat Angela Merkel seit 1991 porträtiert. Jetzt erscheint ein Bildband. Die Körpersprache zeige Merkels Entwicklung, sagt Koelbl: von einer schüchternen, aber neugierigen Frau zur selbstsicheren Kanzlerin.
Seit den 1990er-Jahren hat die Fotokünstlerin Herlinde Koelbl Politikerinnen und Politiker porträtiert. Dass auch 30 Jahre lang Bundeskanzlerin Angela Merkel darunter war, hielt sie geheim. Jetzt ist ihre Fotodokumentation über Angela Merkel erschienen – es ist das Lebenswerk von Koelbl.
Ruhiger Blick in die Zukunft
Das Projekt mit jährlichen Porträtsitzungen spiegele die Zeitläufe in Merkels Gesicht wieder, sagt Koelbl. Im Unterschied zu allen vorherigen Kanzlern sei Merkel nicht abgewählt worden, sondern habe ihre Kanzlerschaft freiwillig beendet.
„Während die anderen Kanzler verletzt worden sind und Schmerz zeigen, ist ihr Gesichtsausdruck völlig anders: eher eine Freiheit.“ Deshalb sei das letzte Bild der Serie von Merkel nicht vergrämt. Sie schaue ruhig in die Zukunft um zu „gucken, was jetzt da kommt“.
Ursprünglich habe sie Merkel auch parallel zu den Fotos jährlich interviewt. In den letzten Jahren sei die Kanzlerin aber zeitlich so verplant gewesen, dass nur noch 15-minütige Fotositzungen möglich waren – wenig Zeit für ihre analogen Aufnahmen.
Besonders wichtig waren Koelbl Kopfporträts und Körperbilder im Sitzen und im Stehen. Daran erkenne man die Veränderungen der Körpersprache besonders.
Sichtbar mehr Selbstsicherheit
„Wir sehen am Anfang, wie sie scheu ist, aber trotzdem eine gewisse Kraft hat – und später dann, wie sie immer lockerer wird mit ihrer Selbstsicherheit und Zuversicht und Vertrauen, wie dann die Körpersprache ganz anders ist.“
Merkel habe ihr Ego und ihre Emotionen im Griff gehabt, glaubt Koelbl. Damit habe sie Privates und sich selbst geschützt. Auch die Verabredung mit ihr, die Fotos erst nach ihrer Amtszeit zu veröffentlichen, habe dazugehört.
Vertrauen zur Fotografin
Dadurch habe sich Merkel auch ihr gegenüber vertrauensvoll öffnen können. Merkel sei im Kern immer sie selbst geblieben, auch wenn sie sich in ihrer Karriere als Politikerin von einer unsicheren, neugierigen jungen Frau zu einer sehr selbstsicheren Kanzlerin entwickelt habe, so Koelbl.
Kein Politiker sei ohne Fehler. Doch Merkel zeichne aus, dass sie „pflichtbewusst, intelligent, klug, empathisch, klar, analytisch, verlässlich und verantwortungsvoll sei.“