Eine tausendstel Sekunde für das Bild seines Lebens
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Mit einem Pferdefoto wird Peter Thomann berühmt: Schon als 23-Jähriger bekommt er renommierte Preise. Danach arbeitet er fast 40 Jahre als Fotoreporter beim Stern. "Stute mit Fohlen" kam 1996 sogar ins Guinness-Buch der Rekorde.
Peter Thomann war 23 und am richtigen Ort zur genau richtigen Zeit: "Mein Glück war, dass ich im Tausendstel-Sekunden-Augenblick auf den Auslöser gedrückt habe." Und so gelang dem Fotografie-Studenten im Jahr 1963 "das perfekte Bild": weißes Fohlen vor schwarzer Stute, beide Tiere in völliger Harmonie der Bewegung. Das Bild wurde eine Ikone, Thomann gewann damit den World Press Photo Award und schaffte es ins Guinness-Buch der Rekorde für das meistkopierte Foto der Welt.
Ikone auf dem Nummernschild
Ein Erfolg mit Schattenseiten, denn nicht jeder, der das Bild nutzt, bezahlt dessen Urheber Thomann dafür. So sah der Fotograf eines Tages auf einem Parkplatz im US-Bundesstaat Kentucky, dass dort auf allen Autokennzeichen eine Grafik seiner Pferde prangte. Der "Pferdestaat" Kentucky benutzte das Bild, ohne Peter Thomann zu fragen, kurzerhand als offizielles Logo. Inzwischen wurde das geändert. Dennoch verdient der heute 69-Jährige mit dem Bild seines Lebens immer noch Geld. Und so verwahrt er das Original-Negativ an einem sicheren Ort: "Im Banksafe neben der goldenen Uhr meines Großvaters."
Das Künstlerische war Thomann in die Familie gelegt. Nach der Schule ging der junge Peter immer als erstes ins Atelier der Eltern, die beide Künstler waren. Damit in der frühen Nachkriegszeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen, war allerdings schwer. Daher riet ihm sein Vater: "Mach eine Lehre als Fotograf, dann kannst du immer noch Passbilder und Hochzeiten fotografieren, wenn’s mit der Kunst nix wird."
"Geld spielte kaum eine Rolle"
Es wurde doch etwas, denn als preisgekrönter Nachwuchs-Fotograf bekam Peter Thomann eine Festanstellung beim Magazin "Stern", in den 70er- und 80er-Jahren die erste Adresse für Fotoreportagen in der deutschen Presselandschaft. "Wir hatten damals einen Traumjob", erinnert sich Thomann, "Geld spielte kaum eine Rolle". So reiste er mal mit 18 Kilo Equipment rund um die Welt, um eine Reportage über Inseln in Privatbesitz und deren Eigentümer zu bebildern.
Bei der eigentlichen Arbeit war Peter Thomann aber "ein sehr sparsamer Fotograf", er wartete lieber auf den optimalen Moment für das eine gute Bild, als lange Fotoserien zu schießen. Was auch mit der analogen Fototechnik jener Tage zusammenhängt. Mit der Digitalfotografie fremdelt Thomann etwas: "Diese Bilderschwemme heute durch die Digitalisierung, das erschlägt mich".
Für den "Stern" arbeitete Thomann 37 Jahre lang. Ein Genre hat er in seinem langen Fotografen-Leben jedoch gemieden: die gefährliche Bildberichterstattung aus Kriegs- und Krisengebieten, bei der etliche seiner Kollegen ihr Leben ließen. Davon die Finger zu lassen, hatte er seiner Mutter versprochen.
(pag)