"Musik und Cricket spielen sind verpönt"
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Hungernde Kinder, verzweifelte Erwachsene und eine Klinik, die jetzt Handprothesen herstellen muss: Der Fotograf Sebastian Backhaus hat das neue Afghanistan unter den Taliban erlebt, in dem es mehr Sicherheit gebe, aber keine Freiheit mehr.
Drei Wochen hat der Kriegsfotograf Sebastian Backhaus im Auftrag der Tageszeitung "Die Welt" gerade in Afghanistan verbracht. Er hat viel Schreckliches gesehen:
"Die Menschen haben mich als Ausländer erkannt und mich teilweise unter Tränen angefleht, irgendwie etwas zu tun, um sie rauszubringen, weil sie auf den Verfolgungslisten der Taliban stehen oder weil sie glauben, dass sie bald auf diesen Listen stehen werden", berichtet Backhaus. "Das sind schon sehr herzzerreißende Szenen gewesen."
Neben der Angst vor der Verfolgung durch die Taliban grassiere im Land durch den Zusammenbruch der Wirtschaft und den Stopp der internationalen Hilfszahlungen der Hunger, so der Fotograf weiter. Gleichzeitig treibe die Dürre die Landbevölkerung in die Städte. "Ich habe Kinder gesehen, die auf der Straße herumschleichen und betteln. Wenn ich ihnen was zu essen gekauft habe, haben die das Ei kaum abgepellt bekommen, so hungrig waren die."
Insgesamt beschreibt Backhaus die gegenwärtige Lage in Afghanistan als sicherer, aber unfreier. "Wenn die Terroristen an der Macht sind, gibt es weniger Terroranschläge. Es gibt keine Anschläge der Taliban mehr, keine Drohnenangriffe der Amerikaner mehr. Auf der anderen Seite gibt es keine Freiheit mehr. Die schwer umkämpften Frauenrechte, die sie in den letzten 20 Jahren errungen haben, sind dahin. Keine Musik mehr, und Cricket spielen ist verpönt."
Klinik soll Handprothesen herstellen
Ein besonders beklemmendes Erlebnis war für Backhaus der Besuch in der orthopäischen Klinik des italienischen Arztes Alberto Cairo, die auf die Herstellung von Beinprothesen für die zahlreichen Opfer von Landminen spezialisiert sei. Dort habe der Klinikchef gerade die Budgetplanung für das kommende Jahr gemacht "und hat dort einen größeren Betrag reservieren müssen für die Herstellung von Handprothesen, seitdem die Taliban angekündigt haben, wieder Hände zu amputieren von Menschen, von denen sie glauben, dass sie Diebe sind".
Positiv dagegen hebt der Fotograf die Arbeitsbedingungen während seines Aufenthalts hervor:
"Wir haben uns im Vorfeld eine Genehmigung vom sogenannten Islamischen Emirat holen können, und mit dieser Genehmigung von höchster Stelle konnten wir uns frei bewegen." Lediglich ins umkämpfte Pandschirtal habe man nicht reisen können. "Ansonsten durften wir frei arbeiten."