Fotoprojekt "How we bleed"

Die Schönheit der Menstruation

06:54 Minuten
Zu sehen ist ein mit Kunstblut gefärbter Tampon vor einem rosa Hintergrund.
Mit Kunstblut gefärbter Tampon: Im Fotoprojekt von Franziska Lange stehen echte Blutungen im Fokus. © Imago / Westend61
Franziska Lange im Gespräch mit Gesa Ufer |
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Wenn es um die weibliche Periode geht, herrscht oftmals Diskretion. Die Fotografiestudentin Franziska Lange will dies ändern. Sie bat Menstruierende darum, Bilder ihrer Blutungen einzusenden. Zu sehen sind diese nun im Internet.
Diskret soll es in der Werbung zugehen. Dort saugen Binden blaues Wasser auf. Was Menstruation ist, wird durch solche Bilder indes verdeckt und verfälscht. Diese "visuelle Informationslücke" zu schließen, hat sich die Fotostudentin Franziska Lange vorgenommen.
Für ihre Bachelorarbeit rief sie vor zwei Monaten Menstruierende dazu auf, Fotos ihrer Periode zu schicken. Daraus entstand das Projekt "How we bleed".
Ein Teil der Bilder ist auf Instagram als kleine Vorschau zu sehen. Das "eigentliche Onlinefotoarchiv" mit mehr als 700 Einsendungen finden sich auf der Internetseite, wie Lange erklärt. Sie studiert in Berlin Fotografie mit den Schwerpunkten experimentell-künstlerische und dokumentarische Fotografie.

Projekt mit Bildungsauftrag

"Prinzipiell soll das Projekt dazu anregen, dass innerhalb aller Geschlechter offen über dieses Thema gesprochen wird und man weiß, worüber man spricht", erläutert Lange. Das Bild, was man dann über die Menstruation im Kopf hat, solle nicht mehr eklig sein. "Denn ein Mensch sein und einen Körper haben, der toll funktioniert, das ist alles andere als eklig." Durch die patriarchale Prägung sei indes die Vorstellung verbreitet, es gebe kein gutes Blut.
Die eingesendeten Bilder selbst seien "nicht klassisch hübsch", so die Fotografin. "Aber sie sind extrem gut, weil sie total ehrlich sind. Darin liegt die Schönheit." Dies gelte besonders in einer Zeit, in der alle medial verbreiteten Fotos durch Filter gesehen werden.
Allzu oft werde die Periode diskret behandelt. Doch das Motiv des Menstruationsblutes sollte gezeigt werden, so Lange, weil dies die Realität der halben Weltbevölkerung ist. Außerdem solle ihr Projekt Diversität deutlich machen, die aus der Werbung nicht bekannt sei.
Außerdem sehe sie in ihrem Projekt einen Bildungsauftrag. Die nun gesammelten Bilder können beispielsweise für den Sexualkundeunterricht genutzt werden oder als Fotobuch in Gynäkologiepraxen ausliegen.

Kontroverse Reaktionen

Die Reaktionen seien bisher kontrovers gewesen, berichtet Lange. So gebe es Männer, die die Bilder abstoßend finden, "weil das Blut aus der mysteriösen Vulva kommt und nicht wie bei Actionfilmen oder Videospielen lustig durch die Gegend spritzt". Andere zeigten sich interessiert an der weiblichen Realität, weil sie sich beispielsweise vorher nicht trauten, das Thema Menstruation anzusprechen.
Die Reaktionen von Frauen auf ihr Projekt seien ebenfalls unterschiedlich, sagt die Fotografin. So gebe es einige, die sich schämten, andere begrüßten indes die Initiative, erzählt Franziska Lange: Unter anderen auch deswegen, weil sie nun Vergleichsmaterial über die Stärke ihrer Periode haben, beispielsweise "weil sie nicht wussten, wie doll andere Frauen bluten".
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