Volker Renner: "Lindenstraße (Serientod)", "Lindenstraße Index"
Textem Verlag, Hamburg 2020
240 Seiten , 44 Euro / 120 Seiten, 10 Euro
Wie Mutter Beimer wohnt
10:40 Minuten
Das Ende der Lindenstraße naht, der Fotograf Volker Renner ist zuvor durch die Kulissen gewandert. Seine Bilder zeigen, wie detailverliebt die Serie die Wohnungen ausgestattet hat – und so die feinen Unterschiede zwischen den Figuren unterstreicht.
Die Lindenstraße ist bald Geschichte – nach über drei Jahrzehnten und 1.758 Folgen. Kurz vorm Serienende ist der Fotograf Volker Renner durch die Kulissen beim Westdeutschen Rundfunk in Köln-Bocklemünd gestreift. Entstanden sind so das Fotobuch "Lindenstraße (Serientod)" und die Broschüre "Lindenstraße Index".
Er sei mit der Lindenstraße aufgewachsen, erzählt Renner. Daher sei das Projekt doppelt spannend gewesen: als eine Zeitreise in die eigene Geschichte und in das kollektive Gedächtnis, das die Lindenstraße über 34 Jahre konstruiert habe.
Streifzug "durch die gelebte Patina"
Im Fotobuch "Lindenstraße (Serientod)" versammelt Renner querformatige Aufnahmen von Details aus den Wohnungen in der Lindenstraße: ein Sudokuheft, ein Paar Schuhe im Flur, eine Bürste, in der noch ein Haar hängt – Requisiten, durch die die Bewohnerinnen und Bewohner an Kontur gewinnen. Er sei "durch die gelebte Patina" gewandert, so Renner. Dabei habe ihn besonders interessiert, wie ein Zuhause konstruiert wird, "wie über die Sets Charaktereigenschaften zugeschrieben werden".
In der Broschüre "Lindenstraße Index" verabschiedet sich der Fotograf von den Details und zeigt die Kulissen durchgängig im Hochformat: Auf den Aufnahmen wird deutlich, dass man sich in einem Set bewegt. Gerüste, Kameras, Belichtung sind im Bild. Das sei als "Auflösung" gedacht, sagt Renner.
Loftwohnung und Goldbordüren
Sein Fotoprojekt dokumentiert, wie über die Wohnungen die feinen Unterschiede zwischen den Figuren unterstrichen werden: von der Nummer 3, dem Zuhause von Hausmeisterin Else Kling und Rentnerin Helga Beimer, über die Villa Dressler als bildungsbürgerliches Pendant bis zum modernen Loft. "Da wird es ein bisschen aseptisch und da steht natürlich auch ein Fahrrad mit drin."
Der Wohnraum diene dazu, die Authentizität zu etablieren, sagt Renner. Manchmal sei es vielleicht "ein bisschen too much", beispielsweise in der Wohnung der Charaktere Murat und Lisa. "Da wird der Migrationshintergrund schon sehr ausgelebt über Goldbordüren, eine Moschee als Wecker. Da ist es vielleicht ein bisschen drüber."
(jfr)