Ist deutscher Hip-Hop noch ernst zu nehmen?
Öffentlichkeitswirksam haben sich die Rapper Sido und Haftbefehl einen Battle geliefert. Sind derlei inszenierte Sticheleien eine Bankrotterklärung des deutschen Hip-Hops? Nein, findet Hip-Hop-Experte Falk Schacht.
Gestern Abend haben sich in der Grugahalle in Essen die Rapper Sido und Haftbefehl einen Showbattle auf zwei Bühnen geliefert. Ein große Inszenierung der Welt des Beefs. Schon in den Wochen vor dem Battle gab es diverse inszenierte Sticheleien mit gefakten Interviews etc.
Wieso finden solche Battles nur noch abgesprochen und komplett durchgeplant statt - aber wenn jemand wie Jan Böhmermann reingrätscht, ohne seinen Auftritt vorher anzukündigen, ist die Empörung groß? Kann man deutschen Hip-Hop überhaupt noch ernst nehmen?
Hip-Hop-Experte Falk Schacht findet die Frage etwas unfair: Vor einigen Jahren sei der Öffentlichkeit Hip-Hop noch zu hart gewesen, jetzt sei er zu sehr "Entertainment" - und zu "soft". "Das klingt ein bisschen, als könnte es Rap niemandem so richtig recht machen", sagte er im Deutschlandradio Kultur.
"Sportliche Competition"
"Für die Beiden persönlich war der Rahmen zwar inszeniert, aber die Show selber mussten sie so gut wie möglich durchziehen", erklärte Schacht die Show von Sido und Haftbefehl - und verglich die Veranstaltung mit einer "sportlichen Competition, für die man üben muss".
Zur empfindlichen Reaktion auf die Persiflage von Böhmermann sagte er: "Ich glaube, dass Rap noch ein paar Jahre braucht, um darauf entspannter zu reagieren - und sagen zu können: 'Auch wir haben das Recht und sogar die Aufgabe, uns verarschen zu lassen.'" Für deutsche Hip-Hop-Musiker sei es noch neu, wieder im Mainstream angekommen zu sein.