Ist Kulturgut so wertvoll wie ein Menschenleben?
Das Unesco-Welterbekomitee hat in einer "Bonner Deklaration" die Zerstörung von Welterbestätten in Krisengebieten als Kriegsverbrechen stigmatisiert. Kulturgüter und Menschenleben dürften aber nicht auf eine Stufe gestellt werden, warnt die Philosophin Catherine Newmark.
Mossul, Palmyra, Nimrud - die Liste zerstörter Welterbestätten durch den Islamischen Staat ist lang. Und die Zerstörung geht einher mit tausenden Toten. Der Islamische Staat wolle das "Gedächtnis der Menschheit" auslöschen, beklagt die Unesco. Das Welterbekomitee der Organisation verabschiedete am Montag bei seiner Jahrestagung eine "Bonner Erklärung zum Welterbe".
Die Erklärung unter dem Titel "Bonner Deklaration" verurteilt die "barbarischen Angriffe, die Gewalt und die Verbrechen, die in jüngster Zeit vom sogenannten Islamischen Staat begangen wurden". Sie verweist unter anderem auf die Zerstörung der zum Welterbe gehörenden Wüstenstadt Hatra im Irak. Anlass zu "tiefer Sorge" sei die Eroberung der antiken syrischen Oasenstadt Palmyra durch die Extremisten.
"Kulturgüter und Menschenleben nicht auf eine Stufe stellen"
Die Erklärung unterstreiche "den gemeinsamen Willen zum Schutz und Erhalt von Welterbestätten gegen jede Bedrohung wo auch immer in der Welt", sagte Staatsministerin Maria Böhmer (CDU), die derzeitige Vorsitzende des Welterbekomitees. Taten wie in Syrien und im Irak seien Kriegsverbrechen, die von jedem Staat verfolgt werden müssten.
Man dürfe Kulturgüter und Menschenleben jedoch nicht auf eine Stufe stellen, warnt die Philosophin Catherine Newmark im Interview mit Deutschlandradio Kultur. Es sei in philosophischer Hinsicht "wirklich wichtig zu unterscheiden zwischen materiellen Gütern, die uns natürlich wichtig sind, und Menschenleben, denen einfach kein Wert beigemessen werden kann."