Frage des Tages

Können Sie tchipen?

Der Techktonik-Tänzer Mickael (re.) zusammen mit einem Kollegen in der Pariser Boutique "Atelier Self-Creation", Archivaufnahme von 2008
Bei Jugendlichen in Frankreich ist das Tchipen sehr beliebt. © dpa / Joana Jaeschke
Heike Wiese im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
Einwanderer bringen gerne auch ihre Schimpfwörter mit. In Frankreich zum Beispiel ist der aus Afrika stammende Tchip-Laut sehr beliebt. Um was es sich dabei handelt, wollten wir von der Kiezdeutsch-Expertin Heike Wiese wissen.
Einwanderungsgesellschaften werden nicht nur durch importierte Esskulturen bereichert, wie etwa Pizza, Döner und Paella, sondern auch durch exotische Schimpfwörter. Aus dem Rap kommt das notorische "Motherfucker", aus US-Actionfilmen "Sonofabitch", und längst fluchen Jugendliche hierzulande auch auf Arabisch, Türkisch oder Griechisch. In Frankreich dagegen wird gern getchipt.
Das Geräusch wird mit Lippen, Zähnen und Zunge produziert
Weshalb der aus Afrika stammende Tchip-Laut, ein kurzes saugendes Geräusch, das mit Lippen, Zähnen und Zunge produziert wird, mittlerweile auf zahlreichen Schulhöfen verboten ist, haben wir die Potsdamer Germanistin Heike Wiese gefragt. Sie muss es wissen, denn sie hat unter anderem auch das Sachbuch "Kiezdeutsch" geschrieben. Ihre Antwort:
"Jugendsprache wird oft als problematisch empfunden. Das Tchipen ist eine Art von Ablehnung, die man unter Gleichrangigen äußern darf - also ich mit meiner Freundin oder Jugendliche untereinander, vielleicht auch eine Mutter mit ihrer Tochter, aber nicht umgekehrt. Ich könnte mir vorstellen, wenn ein Schüler das gegenüber einem Lehrer macht, dann fühlt der sich ganz schnell beleidigt. Allein durch den Kontext, in dem so etwas gemacht wird, ist ganz klar, um was es dann geht."
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