"Münkler-Watch" - Mobbing oder berechtigte Kritik?
Ist Deutschlands bekanntester Politologe ein frauenfeindlicher Rassist? Das jedenfalls suggerieren mehrere Studenten von Herfried Münkler, anonym in einem Blog. Der Berliner Professor spricht von "Denunziantentum" - und nennt seine Kritiker "Feiglinge".
Herfried Münkler, renommierter Politikwissenschaftler an der Berliner Humboldt-Univerität, steht derzeit unter engmaschiger Beobachtung. Mehrere Studenten nehmen jede seiner Vorlesungen auseinander, anonym in dem Blog "Münkler-Watch". Sie bezeichnen ihn dort als Extremisten der Mitte, als pietätlos, unterstellen ihm Rassismus und Frauenfeindlichkeit. Münkler seinerseits beklagt "Denunziantentum" und nennt die Autoren des Blogs "erbärmliche Feiglinge", da sie sich nicht öffentlich zu erkennen geben wollen.
Ist das, was da gerade passiert, Mobbing? Oder ist der Blog eine kritische Prüfinstanz, die berechtigt Transparenz in das bringt, was im geschlossenen Raum sonst verborgen bliebe? Unsere Frage des Tages geht an die Kollegen Winfried Sträter und Jenny Genzmer.
Für Winfried Sträter ist das schon mehr als nur Mobbing:
"Eigentlich ist das eine Form von Gesinnungsselbstjustiz. Im Grunde sind das Leute, die legen eine Messlatte für politische Reinheit des Wortes und der Gedanken, messen ihren Menschen daran und wenn der diese Messlatte reißt, dann wird der halt denunziert. Das ist das Gegenteil von Aufklärung. Die Gedanken sind nicht frei, sondern sie unterliegen einer Aufsicht, einer Tugendaufsicht. Im Grunde sind das Tugendwächter, die nach eigenem Gutdünken schalten und walten und ihre Macht ist das Netz und die Publikation im Netz."