Neue Pläne der Volksbühne: Konkurrenz oder Chance für die Freie Szene?
Der Kunstkurator Chris Dercon wird der nächste Intendant der Berliner Volksbühne. Er soll einen um fünf Millionen Euro erhöhten Etat bekommen. Christophe Knoch, Sprecher der Freien Szene in Berlin, spricht über die Folgen der neuen Volksbühnen-Pläne.
Theaterdonner in Berlin: Am Kleinkrieg um die Zukunft der Berliner Volksbühne hätte vermutlich ein Shakespeare seine Freude gehabt – es geht um die Zukunft der Volksbühne, aber eigentlich um mehr, nämlich die Frage der gerechten Verteilung von öffentlichen Fördergeldern an die Personen, die das Hauptstadt-Theater weiterbringen.
Kulturstaatssekretär Tim Renner lässt nun nach langem Schweigen zweierlei verlauten: Erstens wird er nächste Woche Donnerstag den Kunstkurator Chris Dercon offiziell als Nachfolger Frank Castorfs an der Spitze der Volksbühne vorstellen. Und zweitens soll Dercon für die Volksbühne einen um fünf Millionen Euro erhöhten Etat bekommen und künftig im stillgelegten Flughafen Tempelhof Theater spielen lassen.
Bestehende Spielorte wie die Sophiensäle oder das Radialsystem nicht vernachlässigen
Christophe Knoch, Sprecher der Koalition der Freien Szene aller Künste in Berlin, reagierte verhalten auf die Pläne Renners: Wenn die bestehenden Verabredungen mit der Freien Szene eingehalten würden, könnte der Umbau der Volksbühne eine "sehr spannende Sache" werden. Man sei mit Tim Renner in einem "sehr guten" und "sehr intensiven" Gespräch. Insofern sei er "vorsichtig optimistisch".
Es sei allerdings wichtig, dass nicht nur "ein großer Aufschlag" gemacht werde, sondern dass auch das "Komplexere, das Kleinteiligere" gestärkt werde, mahnte Knoch. "Ein weiterer Spielort ist wunderbar – wenn er richtig ausgestattet wird und wenn auch die anderen, die jetzt prekär sind, dabei auch berücksichtigt werden." Es werde jedoch nichts bringen, etwas Neues aufzumachen, wenn andere Stätten wie die Sophiensäle oder das Radialsystem in Zukunft nicht weiter mitbedacht würden.