Schadet Anna Netrebko ihrer Karriere?
"Schande über dich!", "Zieh doch ins Kriegsgebiet": Die Sängerin Anna Netrebko hat der Oper in Donezk Geld gespendet und sich mit einem ostukrainischen Separatistenführer getroffen. Das hat im Netz wütende Reaktionen ausgelöst. Ruiniert Netrebko ihre Karriere?
Die Star-Sopranistin Anna Netrebko hat der Oper der umkämpften ostukrainischen Stadt Donezk eine Million Rubel (etwa 15.000 Euro) gespendet. Ihre Kollegen dort würden wegen der Gefechte zwischen der Armee und Aufständischen "im Bombenhagel" zur Probe gehen, sagte die Sängerin am Montag bei einer Pressekonferenz in St. Petersburg.
Der Separatistenführer Oleg Zarjow versprach, die Spende zu überbringen. Neben Zarjow posierte Netrebko anschließend mit der Fahne von Neurussland, wie die militanten Aufständischen die Krisenregionen Donezk und Lugansk nennen. Zarjow steht mit anderen Separatistenführern auf der schwarzen Sanktionsliste der EU.
"Anna Netrebko hat sich instrumentalisieren lassen"
In den sozialen Netzwerken zog Netrebko mit der Aktion viel Kritik auf sich. Auf ihrer Facebook-Seite waren Kommentare wie "Schande über dich!" oder "Zieh doch ins Kriegsgebiet" zu lesen. Doch die Sängerin bekam auch Lob. "Danke aus Donezk, Anna!", hieß es etwa, und "Respekt für die mutige Tat".
Welche Folgen hat Netrebkos Bekenntnis zu den Separatisten für ihre Karriere? Darüber haben wir mit dem Opernkritiker Uwe Friedrich gesprochen.
"Es sorgt auf jeden Fall für Irritationen und wird ihrem Ansehen eher schaden", sagte Friedrich. Künstler seien gut beraten, sich politisch nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Netrebko hätte der Oper in Donezk auch in aller Stille eine Spende zukommen lassen können. Doch stattdessen habe sie sich politisch instrumentalisieren lassen.