Warum muss man im Karneval unbedingt singen?
Köln, wie es singt und lacht: Mit der Weiberfastnacht beginnt auch ein großes Lied-Gelage. Das Singen verbinde unterschiedliche gesellschaftliche Schichten, meint der Musiker Björn Heuser. Das sei etwas ganz Besonderes am Kölner Karneval.
Das Singen sei das Wichtigste im Karneval, sagt Björn Heuser, Musiker, Karnevalist und Kölner Karnevalschorleiter:
"Man trifft sich, um gemeinsam zu feiern, um an den jecken Tagen so ein bisschen den Alltag und die Sorgen zu vergessen. Und da ist das Singen und das Tanzen natürlich das erste und beste Mittel. Köln ist eine Stadt, die unheimlich viel eigene Lieder hat."
Im Karneval kämen verschiedene gesellschaftliche Schichten zusammen, vom Professor bis zum Bauarbeiter. So stelle das Singen auch eine Brücke zwischen den sozialen Gruppierungen dar:
"Sobald die ersten Kölschen Klänge erklingen, rutscht man zusammen, man schunkelt. Und da ist es völlig egal, wo man herkommt, wer man ist und welchen sozialen Stand man hat. Das Singen verbindet einfach. Und das ist etwas ganz Besonderes hier im Kölner Karneval."
Sozialkritische und politische Texte
In den Kölner Karnevalsgesängen fänden sich auch viele sozialkritische und politische Texte, meinte Heuser.
"Es gibt auch Lieder, die davon handeln, dass hier in Köln wirklich jeder willkommen ist. Egal welcher Hautfarbe, welcher Religion er ist. Da gibt es zum Beispiel das Lied 'Unser Stammbaum', in dem es um tiefe politische Aussagen geht, nämlich: 'Wir sprechen alle dieselbe Sprache'. Das ist eine Zeile, die darin vorkommt. Das ist ein politisches Lied, was aber natürlich auch im Karneval funktioniert."
Björn Heuser probt jeden Freitag, auch außerhalb der Karnevalszeit, im Großen Brauhaus am Kölner Dom mit den sangeslustigen Bürgern der Stadt:
"Die Kölner haben einfach Bock zu singen. Da ist es egal, ob am Aschermittwoch alles vorbei ist. Da ist nämlich gar nichts vorbei. Direkt am Freitag danach werden nämlich wieder einige hundert Leute ins Brauhaus kommen und weiter singen."