Frage des Tages

Was macht der Wiener, wenn er schmäht?

Blick auf die Wiener Innenstadt mit dem Stephansdom
Blick auf die Wiener Innenstadt mit dem Stephansdom © picture-alliance / Robert Jaeger/ APA / picturedesk.co
Irene Binal im Gespräch mit Max Oppel |
War es jetzt Schmähkritik - oder war es Satire? Während die juristischen Feinheiten im Fall Jan Böhmermann landauf landab diskutiert werden, wollen wir uns mal genauer dem Wort "Schmäh" widmen.
Und da schauen wir natürlich nach Wien, in die Welthauptstadt des Schmäh. Hier erhoffen wir uns Antwort auf unsere Frage des Tages, die da heißt:
Was macht der WIENER, wenn er schmäht?
Für die Journalistin Irene Binal ist das mit dem Wiener Schmäh eine relativ klare Sache. "Natürlich", sagt sie, der Schmäh "hat mit Humor zu tun, aber es ist eben ein Humor, der sich nicht so offensichtlich präsentiert".
Schmäh sei eine "derb-liebenswerte Form des Miteinander" - ein bisschen schlitzohrig, ein bisschen böse, aber auch charmant.

Schmäh ist derb, aber auch ein Kompliment

"Wenn ein Wiener einem mit Schmäh begegnet, dann können sie das schon als Kompliment nehmen", meinte Binal im Deutschlandradio Kultur, "denn wenn er Sie gar nicht mag, dann ist er einfach nur unfreundlich".
Voraussetzung für solche "derb-liebenswerten" Umgangsformen sei, dass sich beide Seiten nicht so furchtbar ernst nähmen: "So was geht hat nur dann, wenn alle Beteiligten selbstironisch sein können, weil beim Schmäh eben Charme und Unfreundlichkeit zusammenkommen", so Binal.
Dass im Gewand des Schmähs sehr viele unhöfliche Dinge gesagt werden könnten, ohne dass diese als unhöflich verstanden würden, habe aber wohl auch mit "dem weichen Singsang der Weiner Sprache" zu tun, in den man so einiges verpacken könne.
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