Wer interessiert sich für Görings Unterhose?
Ein Münchner Auktionshaus will Gegenstände aus dem Besitz ehemaliger Nazi-Verbrecher versteigern, darunter auch eine Unterhose von Hermann Göring. Bei den Käufern sei wohl eine Mischung aus Grusel und Bewunderung vorhanden, meint der Historiker Albert Feiber.
Eigentlich ist der Handel mit Nazi-Devotionalien in Deutschland verboten. Dennoch werden am Samstag in einem Münchner Auktionshaus Gegenstände aus dem Besitz ehemaliger NS-Größen versteigert – darunter befindet sich auch eine Unterhose von Hermann Göring. Das wirft rechtliche und ästhetische Fragen auf.
Wer interessiert sich denn für Görings Schlüpfer? Auf diese Frage hat selbst Albert Feiber vom Münchener Institut für Zeitgeschichte keine passende Antwort gefunden:
"Das dürfen Sie eigentlich nicht mich fragen. Das wäre eher eine Frage für einen Psychologen oder einen Psychiater. Denn Erkenntniswerte aus historischer Sicht haben diese Gegenstände sicherlich nicht. Auf der anderen Seite ist es wohl ein allgemein menschliches Phänomen, dass man auch aus dem Intimbereich Gegenstände von seinen Idolen haben möchte. Letztlich ist es das Gleiche, als wenn man sich von Rockstars oder von Fußballern verschwitzte Trikots organisiert."
Ist eine Unterhose verfassungsfeindlich?
Im Falle von Görings Unterhose sei bei den potentiellen Käufern wohl eine Mischung aus Grusel und Bewunderung vorhanden, meinte Feiber, auch stellvertretender Leiter der Dokumentation Obersalzberg. Er verwies auf den Paragraphen 86a des Strafgesetzbuches, der Verkauf und Verbreitung verfassungsfeindlicher Kennzeichen und Gegenstände eigentlich verbiete:
"Aber es stellt sich natürlich die Frage: Ist eine Unterhose verfassungsfeindlich? Das bedeutet, dass die Rechtslage da nicht so eindeutig ist. Das könnte auf viele juristische Auseinandersetzungen hinauslaufen."
Objekte nur für wissenschaftliche Zwecke
In den Geschäftsbedingungen des Auktionshauses Hermann Historica sei eine Klausel für die Käufer enthalten, sagte Feiber. Sie müssten bestätigen, dass sie diese Gegenstände lediglich für wissenschaftliche Zwecke oder für Zwecke der historisch-politischen Bildung erwerben würden, also für einen "sinnvollen Gebrauch".
"Hermann Historica ist damit, wenn man so will, aus dem Schneider. Jetzt stellt sich halt die Frage: ist diese Bestätigung ernsthaft? Ist sie glaubwürdig? Aber meines Wissens wird so etwas nicht überprüft. Und von daher ist es durchaus möglich, solche Auktionen durchzuführen."
Die Souvenirjagd eines amerikanischen Arztes
Auf der Münchner Auktion stehen auch Teile der Stricke zum Verkauf, mit denen nach den Nürnberger Prozessen Nazi-Kriegsverbrecher gehängt worden sind. Sie stammten von einem amerikanischen Sammler, erklärte Feiber. Es handele sich um einen Arzt, der bei den Nürnberger Prozessen anwesend war:
"Der unter anderem auch den Tod von Hermann Göring bestätigt hat. Und der diese Sachen – sei es legal, sei es illegal, was ich eher vermute – als Souvenir mit nach Hause genommen hat. Und seine Erben haben das jetzt zum Verkauf angeboten."