Wie tickt die Gamerszene?
Die US-Bloggerin Anita Sarkeesian musste letzte Woche aus ihrer Wohnung flüchten, weil ihr im Netz mit Mord und Vergewaltigung gedroht wurde. Sie hatte in einer Videodokumentation sexistische Klischees in Computerspielen analysiert.
Außerdem sorgt in den USA das "Swatting" für Aufsehen: Spieler schicken dabei mit fingierten Anzeigen anderen Spielern ein Swat-Kommando, also ein Sondereinsatzkommando der Polizei auf den Hals.
Auch der Spielebranche selbst scheint es jetzt zu reichen. In einem Offenen Brief wenden sich über 600 Spieleentwickler und -unternehmen an die Community und fordern mehr Toleranz und weniger Aggression im Umgang miteinander. Im Text heißt es:
"Wir glauben, dass jeder, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, ethnischer Herkunft oder Religion das Recht hat Spiele zu spielen, Spiele zu kritisieren und Spiele zu machen ohne belästigt und bedroht zu werden. Es ist die Vielfalt unserer Community, die Spiele aufleben lässt. Wenn ihr Drohungen von Gewalt und Leid in Kommentaren auf Steam, Youtube, Twitch, Twitter, Facebook oder Reddit seht, bitte nehmt euch eine Minute Zeit sie auf der jeweiligen Seite zu melden."
"Fast Normalität geworden"
Eine der Unterzeichnerinnen des Offenen Briefes ist die Spiele-Entwicklerin Jana Reinhardt. Auf die Frage, ob sie angesichts der Gewaltexzesse gegen Anita Sarkeesian erschrocken sei, sagte sie:
"Man muss leider sagen, dass einen das wirklich nicht mehr erschrickt, weil das fast Normalität geworden ist. Neu sind nicht die Vergewaltigungsdrohungen wie die gegen Anita Sarkeesian, das kommt immer vor, aber dass man auch ihre Familie bedroht und ihre Wohnungsadresse in Tweets bekannt gibt, dass man sie aufsuchen wird, das ist absolut unfassbar, weil sie nichts weiter tut, als die Inhalte von Spiele zu nehmen, die existieren, diese zusammenschneidet und analysiert."