Fotografie

Eine Puppenstube als Bühne

10:24 Minuten
"Die Zeiten" aus der Puppenstubenserie der Künstlerin Francesca Hummler.
Bild mit Symbolkraft: Adoptivtochter Masantu schaut zum Fenster in die Puppenstube ihrer neuen Familie herein. © Francesca Hummler
Francesca Hummler im Gespräch mit Gesa Ufer |
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Eine deutsch-amerikanische Familie adoptiert ein Mädchen aus Äthiopien. Eine der Töchter dokumentiert das Familienleben mit der Kamera und inszeniert es in einer Puppenstube. Die Fotoserie von Francesca Hummler ist nun mit einem Preis geehrt worden.
Kernstück der Fotoserie „Unsere Puppenstube“ von Francesca Hummler ist ein Familienerbstück. Die titelgebende Puppenstube hatte Hummlers Ur-Urgroßvater in Deutschland gebaut, Großvater und Vater stellten sie fertig. 1994 war sie mit Hummlers Eltern von Deutschland in die USA ausgewandert.
In Hummlers Fotoserie interagiert Masantu, die in Ätiopien geborene Adoptivschwester der Künstlerin, mit dem deutschen Familienerbstück und seinem Interieur: Eine Aufnahme zeigt, wie das schwarze Mädchen von außen durch ein Fenster in das Haus hineinblickt. Auf einem anderen Bild ragt ihr Arm aus aufgetürmten Puppenhausmöbeln heraus, in den Fingern eine winzige US-amerikanische Flagge.
Die Serie ist mit dem Vonovia Award für Fotografie ausgezeichnet worden und wird ab 9. November in Hannover im Sprengel Museum gezeigt.
"Victory" aus der Puppenstubenserie der Künstlerin Francesca Hummler.
Begraben unter Puppenhausmöbeln: Masantu im Bild "Victory" aus der Serie "Unsere Puppenstube".© Francesca Hummler

Fotografie als Mittel zur Selbsttherapie

Die Fotografie nutze sie seit einigen Jahren als „Mittel zur Selbsttherapie“, sagt Francesca Hummler. Sie lichte sich selbst ab und habe parallel den Alltag ihrer Familienmitglieder fotografiert. Dabei habe sie das Potenzial der Fotografie erkannt, Traumata in der Familie anzusprechen.
„Meine Intention war, meine Schwester fest in unserer Familiengeschichte aufzunehmen“, erklärt die Fotografin. Es sei wichtig gewesen, dass Masantu sich in ihrer Familie daheim fühle.
Für die Fotokünstlerin erzählen die Bilder eine private Geschichte, beginnend mit dem Ankommen der Adoptivschwester in der Familie. Ein Foto mit einem blutenden Ohr verweist auf die Gesundheitsprobleme des kleinen Mädchens und die Sprachbarrieren, die es zu Beginn zwischen Adoptivkind und Familie gab.
Eines der letzten Bilder der Serie zeigt die Schwester fast vollkommen vom Untergeschoss des Hauses bedeckt am Strand liegen. Für die Fotografin versinnbildlicht das Foto, dass Masantu ein vollwertiges Mitglied der Familie sei.
Beendet ist der Zyklus damit aber noch nicht. Francesca Hummler will ihn weiterführen – mit einer Serie, in der die Fotografin selbst als ihre Großmutter auftritt.

Die Foto-Serie „Unser Puppenhaus“ ist in der Ausstellung "Zuhause No. 6" vom 9. November bis 8. Januar 2023 im Sprengel Museum Hannover zu sehen.

(tmk)
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