"Eigentlich bin ich ein deutscher Architekt"
Der Architekt Francis Kéré erntet zurzeit große Erfolge. Gerade erst wurde bekannt, dass er für die Volksbühne Berlin einen spektakulären Theaterbau auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof plant. Außerdem widmet sich eine Ausstellung in München seinem Werk.
Francis Kéré stammt aus Burkina Farso, sein Abitur und sein Studium absolvierte er aber in Deutschland. Für sein erstes Werk, den Bau einer Grundschule in Gando, kehrte er in seine Heimat zurück. Er gewann den renommierten "Aga Khan Award for Architecture" und entwirft seitdem Gebäude, die architektonisch herausragend sind und zugleich für soziales Engagement stehen.
Das Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne zeigt noch bis zum 26. März 2017 eine Ausstellung, die in das Werk des Architekten einführt. Im Deutschlandradio Kultur sprach Kéré über seine Vorstellungen von sozialer Architektur und den Bau der Grundschule in Gando:
"Die Idee, die ich hatte, war - natürlich, weil das Geld immer knapp war - zunächst mit der ganzen Bevölkerung zu arbeiten. Das ganz Dorf hat beim Bau mitgeholfen. Da das Land so arm ist, ist es wichtig, ein Gebäude zu bauen, das sich selbst kühlt. Zu meiner Zeit habe ich in einem Klassenraum mit mehr als 100 anderen Kindern gesessen und es war immer heiß."
Besondere Aufmerksamkeit in Deutschland erreichte Kéré mit dem Projekt "Operndorf Afrika", das Christoph Schlingensief initiiert hatte. "Christoph liebte mein Dorf und meine Arbeitsweise", sagte der Architekt. Schlingensief habe seine Art des Bauens als "soziale Plastik" verstanden. Der 2010 gestorbene Theaterregisseur sei voller Energie gewesen. "Wir haben uns gegenseitig befruchtet", sagt Kéré.
Am Mittwoch wurde bekannt, dass der afrikanische Architekt ein weiteres spektakuläres Projekt angeht. Kéré plant einen Theaterneubau für die Volksbühne auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof in Berlin.
"Das ist wirklich eine große Chance für mich, in der Stadt, die zu meiner zweiten Heimat geworden ist, endlich mal das, was ich in Deutschland gelernt habe, auch dort zu realisieren. Eigentlich bin ich ein deutscher Architekt."
Kéré, der an der TU Berlin studiert hat, sagte, sein ganzes Team sei voller Begeisterung für das neue Projekt. Er arbeite mit Künstlern aus aller Welt zusammen, die Bühne stelle er sich wie eine zusammenfaltbare Zieharmonika vor.