Francois Weyergans erhält den Prix Goncourt
In diesem Jahr bekommt der Schriftsteller Francois Weyergans den bedeutendsten Literaturpreis Frankreichs. Der 47-jährige Autor, Filmemacher und Essayist erhält die Auszeichnung für seinen Roman "Trois Jours chez ma mère" (Drei Tage bei meiner Mutter).
Seit Monaten hatten alle bereits den literarischen Weltuntergang gefeiert und Michel Houellebecqs Werk zum unausweichlichen Sieger ausgerufen. Bis der Präsident der Académie Goncourt heute vor die Presse trat und ein Buch über die Unmöglichkeit, ein Buch zu schreiben, zum tatsächlichen Preisträger kürte:
"Der Prix Goncourt 2005 wurde im zweiten Wahldurchgang an François Weyergans vergeben für seinen Roman "Drei Tage bei meiner Mutter". Mit sechs Stimmen gegenüber vier Stimmen für Michel Houellebecqs "Die Möglichkeit einer Insel"."
Seit acht Jahren warteten die Weyergans-Fans auf diesen Roman "Trois jours chez ma mère". Ein Werk über die Schreibhemmung eines Schriftstellers, der seinen Roman einfach nicht zu Ende bekommt und gleichzeitig das Lebens-Ende seiner Mutter befürchtet. Keine autobiographische, aber eine universelle Geschichte, bemerkt François Weyergans:
"Es gibt insofern eine Art Weltsicht in diesem Buch, als ich den Humor sehr stark nach vorne stelle. Das ist ein Buch, das extrem lustig sein will in Bezug auf Dinge, die doch sehr tragisch sind: Eine sehr alte Frau, die in ihrem Garten stürzt und beinahe stirbt. Ihr Sohn, dem es sehr schlecht geht und depressiv ist. Aber ich denke, mit Humor kommt man aus allem raus, denn Humor gibt ihnen Abstand und Schutz vor jenen Dingen, die ihnen ansonsten vielleicht etwas anhaben könnten."
Mit dem 64-Jährigen in Brüssel geborenen François Weyergans macht der Prix Goncourt seinem Ruf wieder alle Ehre: als Frankreichs ältester, prestigeträchtigster, umstrittenster und hart umkämpftester Literaturpreis, der mit allen Worten – um nicht zu sagen Waffen - ausgetragen wird, bemängelt der Autor:
"Es gibt einen richtigen pseudo-militärischen Wortschatz, den ich wirklich schwachsinnig finde. Man hat mich gefragt, ob ich die Anti-Houellebecq-Rakete sei. Für mich ist das wirklich jämmerlicher Journalismus. Es gibt Schriftsteller. Punkt. Und es ist für alle schwierig, einen Roman zu schreiben. Einmal trifft es den einen, dann den anderen."
Fest steht: beim Prix Goncourt wird gekungelt und geschoben, hier erhalten die drei großen französischen Verlagshäuser als branchen-berüchtigtes GalliGrasSeuil-Kartell zu 99 Prozent den Zuschlag, aber berechenbar ist der Prix Goncourt deshalb noch lange nicht. Wie auch in dieser ineinander verstrickten französischen Literaturszene, in denen Autoren gleichzeitig Literatur-Kritiker, Jury-Mitglieder, Verlagsberater und Fernsehjournalisten sind, wie das Paradebeispiel Frédéric Beigbeder, der gerne seinen Freund Houellebecq als Gewinner gesehen hätte:
"Weyergans ist jemand, der über die Romankunst nachdenkt: Warum bin ich Schriftsteller, welche Schwierigkeiten bringt das heute mit sich? Houellebecq ist das alles vollkommen egal. Houellebecq denkt über das Ende der Welt nach, über die Apokalypse, über das Verschwinden unserer Gattung Mensch. Das sind zwei unterschiedliche Ebenen, aber für mich gibt es keine Hierarchie zwischen beiden."
Kameramänner, Photographen und Journalisten prügelten sich jedenfalls auch bei dem fast schüchtern wirkenden, halbglatzigen François Weyergans um die besten Plätze, bemerkt ein halb amüsierter, halb erschrockener Preisträger:
"Ich sehe hier eine riesige Aufregung vor mir. Das amüsiert mich sehr. Ich habe Filme gemacht, bevor ich anfing, Bücher zu schreiben. Heute finde ich hier diese Atmosphäre aus dem "Dolce Vita"-Film von Fellini wieder. Ich finde es wunderbar, dass die Literatur heute noch die Papparazzi anzieht. … Das zeigt, dass die Literatur in Frankreich noch viel zählt. Das ist erfreulich."
Sein Roman "Franz und François" machte ihn in den 90er Jahren bereits einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Doch mit diesem Prix Goncourt für "Drei Tage bei meiner Mutter" wird für François Weyergans nichts mehr so sein wie zuvor, prophezeit das auf Lebenszeit gekürte Jury-Mitglied Michel Tournier aus eigener Erfahrung. Er hatte 1970 für seinen "Erlkönig" den Prix Goncourt erhalten.
" (…) Der Prix Goncourt, das bringt ungefähr zwei Millionen Euro Autorenrechte. Das ist viel Geld für einen kleinen Schriftsteller in seiner Ecke. Plötzlich zwei Millionen, die auf den Tisch fallen, das ist natürlich ein Schock. Das ändert ein ganzes Leben."
"Der Prix Goncourt 2005 wurde im zweiten Wahldurchgang an François Weyergans vergeben für seinen Roman "Drei Tage bei meiner Mutter". Mit sechs Stimmen gegenüber vier Stimmen für Michel Houellebecqs "Die Möglichkeit einer Insel"."
Seit acht Jahren warteten die Weyergans-Fans auf diesen Roman "Trois jours chez ma mère". Ein Werk über die Schreibhemmung eines Schriftstellers, der seinen Roman einfach nicht zu Ende bekommt und gleichzeitig das Lebens-Ende seiner Mutter befürchtet. Keine autobiographische, aber eine universelle Geschichte, bemerkt François Weyergans:
"Es gibt insofern eine Art Weltsicht in diesem Buch, als ich den Humor sehr stark nach vorne stelle. Das ist ein Buch, das extrem lustig sein will in Bezug auf Dinge, die doch sehr tragisch sind: Eine sehr alte Frau, die in ihrem Garten stürzt und beinahe stirbt. Ihr Sohn, dem es sehr schlecht geht und depressiv ist. Aber ich denke, mit Humor kommt man aus allem raus, denn Humor gibt ihnen Abstand und Schutz vor jenen Dingen, die ihnen ansonsten vielleicht etwas anhaben könnten."
Mit dem 64-Jährigen in Brüssel geborenen François Weyergans macht der Prix Goncourt seinem Ruf wieder alle Ehre: als Frankreichs ältester, prestigeträchtigster, umstrittenster und hart umkämpftester Literaturpreis, der mit allen Worten – um nicht zu sagen Waffen - ausgetragen wird, bemängelt der Autor:
"Es gibt einen richtigen pseudo-militärischen Wortschatz, den ich wirklich schwachsinnig finde. Man hat mich gefragt, ob ich die Anti-Houellebecq-Rakete sei. Für mich ist das wirklich jämmerlicher Journalismus. Es gibt Schriftsteller. Punkt. Und es ist für alle schwierig, einen Roman zu schreiben. Einmal trifft es den einen, dann den anderen."
Fest steht: beim Prix Goncourt wird gekungelt und geschoben, hier erhalten die drei großen französischen Verlagshäuser als branchen-berüchtigtes GalliGrasSeuil-Kartell zu 99 Prozent den Zuschlag, aber berechenbar ist der Prix Goncourt deshalb noch lange nicht. Wie auch in dieser ineinander verstrickten französischen Literaturszene, in denen Autoren gleichzeitig Literatur-Kritiker, Jury-Mitglieder, Verlagsberater und Fernsehjournalisten sind, wie das Paradebeispiel Frédéric Beigbeder, der gerne seinen Freund Houellebecq als Gewinner gesehen hätte:
"Weyergans ist jemand, der über die Romankunst nachdenkt: Warum bin ich Schriftsteller, welche Schwierigkeiten bringt das heute mit sich? Houellebecq ist das alles vollkommen egal. Houellebecq denkt über das Ende der Welt nach, über die Apokalypse, über das Verschwinden unserer Gattung Mensch. Das sind zwei unterschiedliche Ebenen, aber für mich gibt es keine Hierarchie zwischen beiden."
Kameramänner, Photographen und Journalisten prügelten sich jedenfalls auch bei dem fast schüchtern wirkenden, halbglatzigen François Weyergans um die besten Plätze, bemerkt ein halb amüsierter, halb erschrockener Preisträger:
"Ich sehe hier eine riesige Aufregung vor mir. Das amüsiert mich sehr. Ich habe Filme gemacht, bevor ich anfing, Bücher zu schreiben. Heute finde ich hier diese Atmosphäre aus dem "Dolce Vita"-Film von Fellini wieder. Ich finde es wunderbar, dass die Literatur heute noch die Papparazzi anzieht. … Das zeigt, dass die Literatur in Frankreich noch viel zählt. Das ist erfreulich."
Sein Roman "Franz und François" machte ihn in den 90er Jahren bereits einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Doch mit diesem Prix Goncourt für "Drei Tage bei meiner Mutter" wird für François Weyergans nichts mehr so sein wie zuvor, prophezeit das auf Lebenszeit gekürte Jury-Mitglied Michel Tournier aus eigener Erfahrung. Er hatte 1970 für seinen "Erlkönig" den Prix Goncourt erhalten.
" (…) Der Prix Goncourt, das bringt ungefähr zwei Millionen Euro Autorenrechte. Das ist viel Geld für einen kleinen Schriftsteller in seiner Ecke. Plötzlich zwei Millionen, die auf den Tisch fallen, das ist natürlich ein Schock. Das ändert ein ganzes Leben."