Glück statt Selbstoptimierung
Gefangen im Hamsterrad? Von wegen! Unsere täglichen Routinen können wir viel mehr beeinflussen als wir denken, sagt Psychologe Frank Berzbach. Er plädiert dafür, die Gestaltung des Alltags als Lebenskunst zu begreifen.
"Nichts beeinflusst uns mehr als die sogenannten Smalltalk-Themen: Das Essen, die Kleidung, das Wetter" sagt der Psychologe Frank Berzbach. Deshalb brauche es Formbewusstsein, nicht nur für die besonderen, sondern auch für die alltäglichen Dinge und Anlässe. Das sei eine größere Herausforderung als 'mal einen Urlaub gut zu planen oder ein Bewerbungsgespräch zu meistern.
Kein Lifestyle-Buch
In seinen Büchern, wie zuletzt "Die Ästhetik des Alltags. Betrachtungen zur Lebenskunst", geht es Berzbach darum, den Alltag positiv zu beeinflussen. Er distanziert sich von modernen Lifestyle-Blogs. Seine Bücher seien eher "furchtbar altmodisch", weil sie sich mit Achtsamkeit, Kreativität, dem Handwerk und Üben beschäftigten. "Das sind keine modernen Themen und meine Quellen sind sehr alt."
Sein Ansatz sei über Lebens- und Arbeitskunst zu schreiben: "Nicht damit wir uns selbst optimieren, sondern damit wir glücklicher werden oder uns spirituell entwickeln können."
Frank Berzbach hält auch in seinem eigenen Alltag Routinen ein: Der Tag beginnt mit einer Meditation und einer Strukturierung dessen, was kommt. "Routinen entlasten, weil ich da nicht denken muss. Und ich versuche, die Ästhetik in kleinen Dingen zu sehen." Es sind lediglich die Routinen, für die wir uns nicht selbst entschieden haben, meint Berzbach, die uns belasten. Umso wichtiger sei es, selbst bewusste Entscheidungen für das tägliche Leben zu treffen.
"Man hat viel mehr Einfluss, als man denkt"
Beim Essen versuche er, bestimmte Zeitkorridore einzuhalten und sage deshalb auch schon mal Termine zur Mittagszeit ab. Im Zen-Buddhismus werde der Alltag sehr hoch gehalten. "Man hat viel mehr Einfluss, als man denkt in diesen Fragen. Es geht darum, Alltag als Chance zu sehen, denn wir müssen ihn jeden Tag bestehen."