Frank Schöbel wird 80 Jahre alt

„Unser aller Fränkie“

05:57 Minuten
Frank Schöbel bei der Aufzeichnung einer Fernsehshow.
Frank Schöbel hat mit "Heißer Sommer" Filmgeschichte in der DDR geschrieben und einst die erfolgreichste Platte aufgenommen. Jetzt wird er 80 Jahre alt und gibt noch Konzerte. © picture alliance / Geisler-Fotopress / Michael Kremer / Geisler-Fotopress
Von Sky Nonhoff |
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In der DDR war er ein Superstar. Nun wird der Sänger Frank Schöbel 80 Jahre alt. Er hatte nicht nur eine große Stimme und viel Ausstrahlung, sondern zeigte auch Haltung, sagt unser Musikkritiker Sky Nonhoff. Peinlich war er nie.
So hip konnte die DDR sein. 1971 auf dem Cover der Compilation „Rhythmus ’71“, auf dem vor dem Hintergrund eines glitzernden Ostberlin ein junger Typ und eine junge Frau im Minirock tanzen, beide in coolstem Orange eingefärbt. Der Opener der Platte heißt „Dein Gesicht“, ein mindestens dreiviertelgenialer Song zwischen Deep Purple, Blood, Sweat & Tears und Ostzonenpop – dargeboten von Frank Schöbel, damals 29, zwischen himmelhoher Euphorie und grubenunglückstiefem Weltschmerz.
Acht Jahre zuvor hat Schöbel als Mechaniker noch 1,41 Mark pro Stunde verdient, und jetzt: „Frank Schöbel, Sie sind Schlagerinterpret Nummer eins der DDR, wie wird man das?", lautete 1972 eine Frage an ihn im DDR-Fernsehen.

Berufsausweis als Sänger

Schöbels Antwort: „Also, aus eigenem Antrieb fing ich eigentlich mit 14, 15 Jahren an, Lieder zu schreiben und zur Gitarre zu singen in Jugendclubs. Und später war ich beim Erich-Weinert-Ensemble, zwei Jahre zivil, das ist ein Armee-Ensemble bei uns, dort hatte ich auch weiter Ausbildung, Gesangsunterricht, bisschen Sprecherziehung, während dieser Zeit habe ich auch meinen Berufsausweis als Sänger gemacht.“
Beim Erwerb der sogenannten Berufspappe, die es einem seinerzeit im Osten überhaupt erst ermöglicht, professionell als Musiker arbeiten zu können, ist der Sohn einer Opernsängerin zwei Mal durchgefallen. Seine Hartnäckigkeit zahlt sich aus: 1964 stürmt er die DDR-Charts mit dem Megaseller „Party Twist“ – ganz ohne Klassenfeind-Rhythmen kommt der Sozialismus doch nicht aus. Und schon gar nicht ohne Idole.
Der Schlagersänger Frank Schöbel 1987 in Leipzig bei einem Auftritt
Frank Schöbel war der Schlagerinterpret Nummer eins der DDR. © picture alliance / akg-images
„Ich war kurz beim Grundwehrdienst, sechs Wochen, hatte ‚Party Twist’ gesungen und habe dann wirklich 'nen Leiterwagen voll Post bekommen, 40.000 Briefe mit einem Schlag, es war irre", so Schöbel.

"Heißer Sommer" im Kino

Mehr Teenage Love ging nicht, 1968 im Arbeiter-und-Bauern-Musical „Heißer Sommer“, mittendrin Frank Schöbel, in den sich ganze Kinos verliebten. Drei Jahre später sollte er sogar in Westdeutschland 150.000 Exemplare seines Ost-Über-Schlagers „Wie ein Stern“ verkaufen.
Frank Schöbel, der größte Superstar der Hammer-und-Zirkel-Republik, der doch nur „unser aller Fränkie“ genannt wurde. Frank Schöbel, der Liebling des ZK, das wie alle Zentralkomitees am Ende doch nur in den Erfolg vernarrt war.

Resolution der DDR-Rockmusiker 1989

Frank Schöbel, der im September 1989 die Resolution der DDR-Rockmusiker und Folkies mit unterschrieb: „gegen die unerträgliche Ignoranz der Partei- und Staatsführung“ – durchaus kein Gratis-Akt für einen, der wahrscheinlich mehr Platten verkauft hatte als alle anderen Unterzeichner zusammen.
„Die haben mich angesprochen, weil sie meine Einstellung kannten, und da war, wie Lindenberg sagen würde, 'kein Schlagerfuzzi' dabei,", sagte Schöbel. "Aber ich hatte auch eine Band, also war ich irgendwo dazwischen, und natürlich habe ich auch mit unterschrieben. Und habe dann auch das Lied gesungen, wir waren ja geübt im Zwischen-den-Zeilen-lesen. Zwar ist ‚Wir brauchen keine Lügen mehr’ ein Liebeslied, aber es ist eben ganz gut umzusetzen, wenn man es aufs politische und tägliche Leben übersetzt. Ich sag auch immer, wenn man es heute singt: 'Wir können es immer noch gut gebrauchen', jeden Tag.“

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Man kann von solchen Songs halten, was man will – und darüber leicht vergessen, dass Frank Schöbel mit Stücken wie „Schreib es mir in den Sand“ oder „Gold in deinen Augen“ Klassiker nicht nur der ostdeutschen Popmoderne geschaffen hat.

Dankende Memoiren

Seine Memoiren tragen den schönen Titel „Danke, liebe Freunde“, in dem die selten gewordene Tugend der Demut widerklingt, darunter die Worte „Die Autobiografie von Frank Schöbel mit Herz und Haltung“.
Davon hatte Schöbel bestimmt nie zu wenig, und wie man sich beides bewahrt, hat er 2022 in ebenso lapidaren wie schönen Worten ausgedrückt: „Ich steh auf, und der Tag ist da, wie er da ist, er wird genommen, wie er genommen wird, also, ich mach aus jedem Tag ’nen guten Tag.“

Frank Schöbel, Danke, liebe Freunde. Autobiographie von Frank Schöbel mit Herz und Haltung, Bild und Heimat Verlag 2022, 352 Seiten, 26,99 Euro.
 

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