Ein Leben für die Filmmusik
Man nennt ihn den Papst der Filmmusik: Frank Strobel wagte sich schon mit 16 Jahren an die Partituren des Klassikers "Metropolis". Im Laufe seiner Karriere entdeckte er hunderte von Filmmusiken, vervollständigte sie und führte sie auch auf.
Er wuchs in einem Kino auf. Seine Eltern betrieben Deutschlands erstes emanzipatorisch gesinntes Kinderkino, im München der Post-68er gingen Promis der linken Kulturszene wie Uschi Obermeier und Rainer Langhans im Haus der Eltern ein und aus.
"Bei uns ging es sehr offen zu. Es waren viele Leute da, auch viele Kinder, die bei uns aus und ein gegangen sind und das war schon ein sehr politisches Umfeld bei uns zu Hause. Also mein Vater hat vor allem mit dem Kunzelmann in einem Keller gewohnt in Schwabing, bevor er meine Mutter kennen lernte."
Sieben Fassungen von Metropolis
Frank Strobel wollte Musiker werden - von Kindheit an. Mit 16 Jahren stieß er auf die Partituren des deutschen Klassikers Metropolis. Er setzte sie stereophon für zwei Klaviere und führte sie auf der ganzen Welt auf.
"Der Film hat sich laufend verändert, weil er ja immer wieder rekonstruiert wurde. Da gab es ja auch im Jahr 2001 die große Digitalrestaurierung. Dann gab es vor einigen Jahren den Fund der fehlenden Szenen in Argentinien. Da wurde der Film nochmals rekonstruiert. Ich selber habe sieben Fassungen gemacht von Metropolis."
Nach dem Abi direkt zum Filmmuseum
Spätestens als Strobel direkt nach seinem Abitur vom Direktor des Frankfurter Filmmuseums engagiert wurde, war klar, dass er sein Leben der Filmmusik widmen würde. Mit 27 leitete er dann das Deutsche Filmorchester Babelsberg und hat seitdem hunderte von Filmmusiken entdeckt, vervollständigt und aufgeführt. Seine besondere Liebe gilt dem Stummfilm. Wie er sich deren musikalischen Untermalung annähert, erklärte Strobel:
"Zuerst brauche ich immer den Austausch vor allem mit den Archiven und Filmarchiven, weil diese Filme ja auch immer wieder rekonstruiert werden und ich eine gültige Fassung brauche, an der ich mich orientieren kann. Dann geht man in die Archive und guckt, was ist denn erhalten. Manchmal ist auch gar nichts erhalten, dann hat man vielleicht die Idee, dass ein Komponist heute eine Musik dafür schreibt. Also für die heutige Komponistenszene ist das ein ganz spannendes Feld. Wenn man aber auch historische Musiken nimmt, dann ist der erste Schritt eigentlich der, diese Musik an die bestehende Filmfassung anzugleichen, denn die Filme sind ja oftmals gar nicht mehr in der Urfassung überliefert."
Warum mit dem Stummfilm eine hoch entwickelte Kunstform unterging und warum in Deutschland als U-Musik verschriene Stücke immer noch schwer haben, unter anderem darüber hat Frank Strobel mit Klaus Pokatzky gesprochen.