Frankenstein meets Lord Byron
Schrecklich nett ist Frankensteins Ungeheuer in der "Monsterballade". Das vermeintliche Ungeheuer verbreitet zwar Schrecken, hat aber eigentlich ein gutes Herz. Parallel wird die reale Geschichte des herzlosen Dichters Lord Byron erzählt.
Ulrich Zaum erzählt in seinem neuen Stück "Monsterballade" die Geschichte von Frankenstein in Anlehnung an Mary W. Shelley: Frankenstein schafft einen künstlichen Menschen. Der Doktor erschrickt, er meint, ein Monster geschaffen zu haben. Es sieht schrecklich aus und ist gefährlich stark. Tatsächlich aber hat Frankenstein ein Geheuer geschaffen, kein Ungeheuer: denn das Monster hat ein gutes Herz. Nur, weil die Leute erschrecken, wenn sie es sehen, und die Kinder schreiend weglaufen, meint das Monster, sich verteidigen zu müssen. Als sein Schöpfer, Frankenstein, ihm nach dem Leben trachtet, gibt es schwerste Konflikte.
Das Monster lernt, erkennt seine Umgebung, die Zeitgenossen und meint schließlich, es gebe keinen anderen Ausweg, als die Menschen zu fliehen, ins Exil zu gehen, ins ewige Eis. Aber er verlangt von seinem Schöpfer eine Gefährtin, sie soll ihn begleiten. Frankenstein täuscht sein Monster und will ihn abermals erschießen – vergeblich, das Monster überlebt den tückischen Anschlag und tötet Frankenstein.
Mit dieser (fiktiven) Geschichte ist eine zweite (reale) verwoben: Lord Byron hat eine uneheliche Tochter mit der Schwester von Mary Shelley. Er will das Kind weder legitimieren, noch herausgeben. Er lässt es gegen seine eigenen Überzeugungen in einem Kloster erziehen, die Schwestern sind die bösen Geister der Kinder, die schwer an Heimweh leiden. Am Ende steht der Tod des Mädchens.
Der Sinn ist glasklar: Man soll nicht vom Äußeren her urteilen, sondern vom Herzen her, von der Seele, vom Gemüt. Das Monster ist gegen den äußeren Anschein gut, Lord Byron, der große Dichter, ist das wirkliche Ungeheuer. In den Schauergeschichten spiegelt sich der Schauder über die schlechte Realität.
Es ist besser, man hat die "Ballade" gelesen, wenn man ins Theater geht, denn sie ist schwer befrachtet mit vielen Gedichten, z. B. von Byron oder von Edgar Allen Poe. Offenbar ist es die Absicht Zaums, die Poesie durchsichtig zu machen für die Realität, unter der sie entstanden ist. Aber das klappt nicht. Die Lyrik der anglofonen Meister ist zu kompakt, zu stark verdichtet. So wirken Poeme als Unterbrechung der Handlung und dienen nicht, wie mutmaßlich intendiert, der Erhellung.
Das wiegt noch schwerer bei der Aufführung. Denn die Gedichte sind vertont worden (Musik: Manuel Weber) und kommen als Lieder über die Rampe. Meistens sind sie nicht verständlich, sei es, weil die Schauspieler nicht klar genug artikulieren, sei es, weil das Orchester – 7 Köpfe – zu laut spielt und die Sänger zudeckt.
Dania Hohmann ist vom Text und den Schwierigkeiten mit der Musik völlig überfordert – ihre Uraufführungsinszenierung entfaltet nicht einmal die Geschichten. Die Aufführung scheint immer wieder, wenn ein unverständliches Lied gesungen wird, auf der Stelle zu treten – der Zusammenhang von Lied und Handlung wird ebenso wenig klar wie die Interdependenz der beiden Geschichten. Die Inszenierung verstärkt die im Text vorhandenen Mängel, statt sie zu beseitigen oder zumindest zu lindern.
Die Schauspieler wirken allein gelassen. Matthias Deutelmoser spielt ein Nettes Geheuer, aber sein Äußeres wirkt eher mitleid- als schreckenerregend – er trägt einen Mantel mit zu kurzen Ärmeln, dadurch bekommen die Hände aber nichts Monsterhaftes – auch die Glatze mit dem Resthaar ist nicht schreckenerregend. Manchmal rollt Deutelmoser mit den Augen – hilflos. Alexander wüst als Lord Byron ist blass, Anneke Schwabe als Mary Shelley (und ihre Schwester Elisabeth) noch blasser. Die Gesangskunst ist wacker, manchmal klingt es wie bei Brecht – doch die Bemühungen um Verständlichkeit reichen meistens nicht aus.
Diese Uraufführung hätte spätestens nach der ersten Hauptprobe abgesagt werden sollen – es war absehbar, dass sie die Bühnenreife nicht erreichen würde. Festivalleiter Frank Hoffmann hätte eingreifen sollen – es wäre im Sinne der Zuschauer gewesen, aber auch im wohlverstandenen Interesse der Beteiligten, vor allem des Autors: Ulrich Zaum.
Informationen der Ruhrfestspiele zur Inszenierung von "Monsterballade"
Das Monster lernt, erkennt seine Umgebung, die Zeitgenossen und meint schließlich, es gebe keinen anderen Ausweg, als die Menschen zu fliehen, ins Exil zu gehen, ins ewige Eis. Aber er verlangt von seinem Schöpfer eine Gefährtin, sie soll ihn begleiten. Frankenstein täuscht sein Monster und will ihn abermals erschießen – vergeblich, das Monster überlebt den tückischen Anschlag und tötet Frankenstein.
Mit dieser (fiktiven) Geschichte ist eine zweite (reale) verwoben: Lord Byron hat eine uneheliche Tochter mit der Schwester von Mary Shelley. Er will das Kind weder legitimieren, noch herausgeben. Er lässt es gegen seine eigenen Überzeugungen in einem Kloster erziehen, die Schwestern sind die bösen Geister der Kinder, die schwer an Heimweh leiden. Am Ende steht der Tod des Mädchens.
Der Sinn ist glasklar: Man soll nicht vom Äußeren her urteilen, sondern vom Herzen her, von der Seele, vom Gemüt. Das Monster ist gegen den äußeren Anschein gut, Lord Byron, der große Dichter, ist das wirkliche Ungeheuer. In den Schauergeschichten spiegelt sich der Schauder über die schlechte Realität.
Es ist besser, man hat die "Ballade" gelesen, wenn man ins Theater geht, denn sie ist schwer befrachtet mit vielen Gedichten, z. B. von Byron oder von Edgar Allen Poe. Offenbar ist es die Absicht Zaums, die Poesie durchsichtig zu machen für die Realität, unter der sie entstanden ist. Aber das klappt nicht. Die Lyrik der anglofonen Meister ist zu kompakt, zu stark verdichtet. So wirken Poeme als Unterbrechung der Handlung und dienen nicht, wie mutmaßlich intendiert, der Erhellung.
Das wiegt noch schwerer bei der Aufführung. Denn die Gedichte sind vertont worden (Musik: Manuel Weber) und kommen als Lieder über die Rampe. Meistens sind sie nicht verständlich, sei es, weil die Schauspieler nicht klar genug artikulieren, sei es, weil das Orchester – 7 Köpfe – zu laut spielt und die Sänger zudeckt.
Dania Hohmann ist vom Text und den Schwierigkeiten mit der Musik völlig überfordert – ihre Uraufführungsinszenierung entfaltet nicht einmal die Geschichten. Die Aufführung scheint immer wieder, wenn ein unverständliches Lied gesungen wird, auf der Stelle zu treten – der Zusammenhang von Lied und Handlung wird ebenso wenig klar wie die Interdependenz der beiden Geschichten. Die Inszenierung verstärkt die im Text vorhandenen Mängel, statt sie zu beseitigen oder zumindest zu lindern.
Die Schauspieler wirken allein gelassen. Matthias Deutelmoser spielt ein Nettes Geheuer, aber sein Äußeres wirkt eher mitleid- als schreckenerregend – er trägt einen Mantel mit zu kurzen Ärmeln, dadurch bekommen die Hände aber nichts Monsterhaftes – auch die Glatze mit dem Resthaar ist nicht schreckenerregend. Manchmal rollt Deutelmoser mit den Augen – hilflos. Alexander wüst als Lord Byron ist blass, Anneke Schwabe als Mary Shelley (und ihre Schwester Elisabeth) noch blasser. Die Gesangskunst ist wacker, manchmal klingt es wie bei Brecht – doch die Bemühungen um Verständlichkeit reichen meistens nicht aus.
Diese Uraufführung hätte spätestens nach der ersten Hauptprobe abgesagt werden sollen – es war absehbar, dass sie die Bühnenreife nicht erreichen würde. Festivalleiter Frank Hoffmann hätte eingreifen sollen – es wäre im Sinne der Zuschauer gewesen, aber auch im wohlverstandenen Interesse der Beteiligten, vor allem des Autors: Ulrich Zaum.
Informationen der Ruhrfestspiele zur Inszenierung von "Monsterballade"