Keine Aussteller, kein Messetrubel
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Die Frankfurter Buchmesse wollte Aussteller und Besucher auf dem Messegelände zusammenbringen - trotz Corona und natürlich unter strengen Hygienemaßnahmen. Den Plan haben die Verantwortlichen nun aufgegeben.
Für Jürgen Boos, den langjährigen Chef der Frankfurter Buchmesse ist heute wohl einer der traurigsten Tage seines Berufslebens: "Ja, das ist sehr traurig. Wir arbeiten eigentlich ein Jahr lang auf diesen Moment hin: auf den Moment, dass wir die Menschen zusammenbringen können."
Doch das geht jetzt eben nicht. Die Bücherstände auf der in Nicht-Coronazeiten größten Bücherschau der Welt werden nicht aufgebaut.
Dabei sollte die Frankfurter Buchmesse ein Hoffnungsschimmer werden: nicht nur für die Buchbranche, sondern auch für Konzertveranstaltungen oder Kulturfestivals. Rund 20.000 Menschen sollten sich eigentlich zwischen dem 14. und 18. Oktober täglich in den Messehallen bewegen: zwischen Messeständen, die wegen der Pandemie viel weiter auseinandergerückt worden wären als sonst.
Signalwirkung für andere Großveranstaltungen
Wäre das gutgegangen, hätte es ein Startschuss sein können für weitere Lockerungen für andere Großveranstaltungen. Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und zuständig für die Hallenbelegung, hat deshalb auch lange mit sich gerungen.
"Das ist eine Entscheidung, die uns sehr, sehr schwer gefallen ist. Und das wird natürlich jetzt bedeuten, dass der physische Auftritt der Bücher nicht stattfindet und damit ein Teil der öffentlichen Präsenz der Bücher nicht vorhanden ist."
Viele Verlage sagten ihre Teilnahme an der Buchmesse in Frankfurt am Main ohnehin früh ab. Nur rund 800 Aussteller wären in die Hallen gekommen: etwa ein Zehntel der Verlage, die im letzten Jahr den Weg an den Main fanden.
Geld fließt nun in Onlineangebote
Hätten die Veranstalter schon im Frühjahr auf die skeptischen Stimmen aus der Verlagsbranche hören müssen? "Aus der damaligen Sicht ganz klar: nein", sagt Börsenvereinsgeschäftsführer Alexander Skipis. "Weil wir ja ein Gesundheitskonzept mit dem Gesundheitsamt und den öffentlichen Behörden bereits entworfen haben, das so akzeptiert worden ist. Die Messe wäre auch weiterhin durchführbar. Allerdings mit den neuen Entwicklungen und mit dem Infektionsgeschehen und vor allen Dingen mit den Reisebeschränkungen, die jetzt damit verbunden sind, bis hin zu Quarantänevorschriften, wenn man aus Risikogebieten einreist, ist das letztendlich dann nicht mehr durchführbar, weil einfach niemand kommen kann."
Das Geld, das bereits von Kulturstaatsministerin Monika Grütters für die Durchführung der Frankfurter Buchmesse bereitgestellt wurde, soll nun in digitale Angebote fließen, so Buchmessenchef Jürgen Boos: "Dem Ministerium und insbesondere Frau Grütters ist die Buchmesse wahnsinnig wichtig. Sie will ja auch zur Eröffnung kommen, die wird ja stattfinden. Und das Geld fließt ins virtuelle Angebot und es fließt zum Teil auch in die Veranstaltungen, die wir hier in der Stadt haben."
Ein schwerer Schlag für die Buchbranche
Den Verlagen, die ihre Teilnahme zugesagt hatten, seien seines Wissens bisher keine Kosten entstanden, so der Messechef: "Nein im Moment, dadurch dass wir viele Formate umgeplant hatten, und dass es in erster Linie darum geht, einen Stand zu bauen. Diese Sachen sind bis jetzt noch nicht beauftragt worden, das ist mein Stand. Mit der Messe Frankfurt sind wir natürlich auch im Gespräch, auch die unterstützen uns dabei. Ich glaube, dass viele gewartet haben auch auf die letzte Minute, um ihre Hotels zu buchen. Und wir sind natürlich in Frankfurt im Gespräch mit den Hotelierverbänden, dass die sich auch großzügig zeigen."
Doch es gibt nichts zu beschönigen: Für die Messestadt Frankfurt am Main, für die Buchbranche und für viele andere Kulturveranstalter, die auf die Buchmesse schauen wollten, ist die Absage der Hallenmesse ein schwerer Schlag. Dennoch wird es keinen Ausweichtermin im Sommer geben; anders als in Leipzig, die ihre Messe auf Mai 2021 verlegt hatten.
Keinen Ausweichtermin für die Buchmesse
Alexander Skipis vom Börsenverein des deutschen Buchhandels sagt: "Das ist kein Modell für die Frankfurter Buchmesse, schon allein wegen der Nähe zur Leipziger Buchmesse. Aber diese Termine haben ja auch einen Grund: Da geht es um das Frühjahrsprogramm und das Herbstprogramm. Wir stehen für das Herbstprogramm, und das bedeutet eben auch einen solchen Termin. Mit der Verschiebung der Leipziger Buchmesse kommt man zwar in einen Monat, in dem man die Freiflächen besser nutzen kann und auch aus der Erkältungszeit besser rauskommt. Es ist aber auch ein Wermutstropfen für die Verlage. Weil das Frühjahrsprogramm normalerweise vor Ostern rauskommt und zum Buchkauf inspiriert, und das wird dann im Mai etwas schwieriger werden."
Die nächste analoge Frankfurter Buchmesse wird es wohl erst im Herbst 2021 geben. Bis dahin ist die digitale Ausgabe ein kleiner Trost, aber keine echte Alternative.