Frankfurter Flughafen

Herr de Maizière, übernehmen Sie!

Reisende unterwegs auf dem Flughafen
Reisende unterwegs auf dem Flughafen © dpa/Weihrauch
Von Ludger Fittkau |
Die nun offen gelegten Sicherheitsmängel am Frankfurter Airport schwächen nicht nur den Rhein-Main-Flughafen selbst. Auch die Region - wirtschaftlich sehr stark geprägt von diesem Drehkreuz - droht Schaden zu nehmen, warnt Ludger Fittkau in seinem Kommentar.
Es kommt knüppeldick für Deutschlands größten Flughafen. Die gravierenden Sicherheitsmängel, die Kontrolleure der Europäischen Union nun in Frankfurt am Main entdeckt haben, kommen zu keinem guten Zeitpunkt. Denn 2014 ist unabhängig von der Sicherheitsfrage einiges geschehen, was dem für das ganze Land so wichtigen Rhein-Main- Flughafen nicht gerade gut getan hat: Schon die Pilotenstreiks dieses Jahres haben dem Image des wichtigsten internationalen Drehkreuzes hierzulande arg zugesetzt. Istanbul aber auch andere Flughäfen in der Europäischen Union werden immer wieder als Konkurrenz-Airports für Frankfurt am Main genannt, die ihre Kapazitäten ständig ausbauen.
Schlampige Sicherheitskontrollen fehlten jetzt gerade noch. Waffen und anderes gefährliches Material, das unentdeckt durch die Sicherheitsschleusen geschmuggelt werden kann, obwohl am Rhein-Main-Flughafen mehr als 2000 Bundespolizisten Dienst tun – ein Desaster für die deutschen Sicherheitsbehörden.
Oberster Dienstherr der Bundespolizisten, die am Rhein-Main-Airport ihren Dienst verrichten, ist Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Damit ist die Bundesregierung politisch verantwortlich für das, was bei den Sicherheitskontrollen in Frankfurt am Main im Argen liegt.
Suche nach den Verantwortlichen für die Sicherheitspannen
Schlecht ausgebildetes Sicherheitspersonal in Zeiten, in denen Sympathisanten des "Islamischen Staates" und anderer Terrorgruppen auch über Rhein-Main in die Kriegsgebiete des mittleren Ostens ausreisen und womöglich wieder einreisen – das geht gar nicht! Der Bundesinnenminister muss sicherstellen, dass die Bundespolizisten und andere Dienstleister, die in Frankfurt am Main für die Sicherheit sorgen, jederzeit auf dem professionellen Niveau arbeiten, das die EU-Kommission von ihnen verlangt.
Also: Trotz Weihnachtszeit müssen dringend ganz konkrete Fragen beantwortet werden: Wer genau ist für die Sicherheitsprobleme vor Ort verantwortlich? Sind Bundespolizisten oder auch Mitarbeiter privater Sicherheitsunternehmen tatsächlich zu schlecht ausgebildet, um die europäische Kontrollstandards zu erfüllen? Gibt es Probleme mit der Motivation des Personals, weil es womöglich zu schlecht bezahlt wird? Verlässt man sich zu sehr auf die Technik, die bei den Kontrollen eingesetzt wird?
Die Bundesregierung muss sich vor dringend vor Augen führen: Die Prosperität des Flughafens Frankfurt am Main sichert einen Teil des Wohlstands der gesamten Rhein-Main-Region, aber auch Nordbayerns und Nordbadens. Waffen in Koffern und Taschen, die in Sicherheitsschleusen nicht entdeckt werden, weil das Personal möglicherweise Röntgenbilder mit dem Inhalt des Gepäcks nicht richtig "lesen" kann – eine solche Meldung darf nicht in der Weihnachtspause untergehen.
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere sollte den EU-Mängelbericht umgehend zur Chefsache machen und darf Hessen und den Frankfurter Flughafen-Betreiber Fraport nicht im Regen stehen lassen. Rhein-Main ist zu wichtig um hinzunehmen, dass man nun in den Augen der europäischen Öffentlichkeit als Sicherheitsrisiko für die gesamte EU dasteht. Herr de Maizière – übernehmen Sie! Und sorgen Sie dafür, dass Deutschlands wichtigster Luftverkehrsknoten demnächst wieder bessere Nachrichten und erst recht natürlich keine Terrorgefahren produziert.
Mehr zum Thema