Frankreich gibt koloniale Raubkunst zurück
Diese Holzstatuen aus dem Königreich Dahomey sind derzeit noch im Museum Quai Branly zu bewundern. Bald kehren sie nach Benin zurück. © picture alliance / AP Photo / Michel Euler
"Ein großes Weltereignis"
09:28 Minuten
Frankreich gibt in einem Staatsakt Raubkunst an den Staat Benin zurück. Es ist die bedeutendste Rückgabe seit der Kolonialzeit. Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy spricht von einem historischen Ereignis.
26 geraubte Kunstgegenstände aus dem ehemaligen afrikanischen Königreich Dahomey werden an den Staat Benin zurückgegeben. Der französische Präsident Emmanuel Macron wird den Staatsakt persönlich vollziehen.
Bis zum 31. Oktober sind die Kunstwerke noch noch im Pariser Museum Quai Branly zu sehen, im Rahmen einer eigens zu diesem Zweck konzipierten Ausstellung.
Ein "historischer Akt mit großer Tiefe"
Die Rückgabe "ist ein historischer Akt mit großer Tiefe und großer Bedeutung", sagt Bénédicte Savoy. Mit ihrer Kritik am Berliner Humboldt-Forum, sich der kolonialen Vergangenheit nicht stellen zu wollen, hatte die Kunsthistorikerin die Restitutionsdebatte entscheidend vorangetrieben.
Gemeinsam mit dem senegalesischen Ökonomen Felwine Sarr hat sie Macron zum Thema beraten sowie eine Studie dazu vorgestellt. Beide wurden in diesem Jahr vom TIME-Magazin unter die einflussreichsten Menschen des Jahres erkoren und werden bei dem Staatsakt sprechen.
Abschied vom Herz der Ausstellung
Die Zahl von 26 Objekten mag zunächst nicht beeindrucken. Savoy gibt jedoch zu bedenken, dass diese das Herz der Ausstellung gebildet hätten. "Das war die Ausstellung. Sie waren im Zentrum der afrikanischen Abteilung und verschwinden nun von dort. Das ist ein Abschied."
Es handle sich um königliche Objekte aus dem Palast von Abomey, der Hauptstadt des ehemaligen Königreichs Dahomey, unter anderem handele es sich um zwei Meter große Skulpturen mit Darstellungen von Königen und Menschen mit Tierköpfen.
Für die Kolleginnen und Kollegen aus Benin hätten diese Objekte immer noch eine große Kraft, erzählt Savoy. "Sie wirken, sie arbeiten mit einem. Ich habe nicht erwartet, zu meinen Lebzeiten so einem Ereignis beizuwohnen. Ich bin richtig gerührt und beeindruckt."
Beginn einer neuen Beziehung
Die Übergabe sei viel mehr als eine rein französische Angelegenheit, sondern ein "großes Weltereignis". Es habe bereits kleinere Restitutionen gegeben, aber noch nie seit der Kolonialzeit sei ein derart großes, monumentales Ensemble von Kunstwerken aus Afrika zurückgegeben worden.
Die Restitutionen seien der Beginn einer neuen Beziehung zu den Ländern, die von den europäischen Mächten kolonisiert und ausgebeutet worden seien, sagt Savoy. "Sie sollen eine neue Art des Zusammenseins einleiten, und zwar global auf unserer Weltkugel, die ja danach schreit, dass wir kollektiv an eine Zukunft denken."