Frankreich in Übersee
Etwa 240.000 Menschen leben in Französisch-Guyana, einer mehr als 7000 Kilometer von Paris entfernten Region Frankreichs in Südamerika. Sie sind Bürger des französischen Staates, zahlen mit Euro, gehören zur EU und zur NATO. Früher war das Land berüchtigt als Strafkolonie. Heute sind die Überseefranzosen vergleichsweise zufrieden mit ihrem Status.
Der Feuerschweif der Rakete steigt in elegantem Bogen - immer schneller, immer höher. Dieses Schauspiel findet zehn Mal im Jahr statt, wenn Ariane, Sojus oder Vega Satelliten ins Weltall bringen. Hier, im Centre Spatial Guyanais in Kourou in Französisch-Guyana, schlägt das Herz der europäischen Raumfahrt. Französisch-Guayana ist als Startplatz für die Raketen ideal: Es liegt nahe dem Äquator. Die Erddrehung trägt zum Schub der Rakete bei und spart Treibstoff.
Hier gewittert es zudem dreimal weniger als in Florida, wo die NASA die amerikanischen Raketen abschießt. 2012 war ein Rekordjahr für Arianespace. Jetzt ist das Auftragsheft gut gefüllt und dürfte viereinhalb Milliarden Euro Einnahmen bringen. Mathilde Savreux führt Besucher ins Kontrollzentrum:
"Hier laufen alle Informationen zusammen: Ob das Wetter gut ist, ob das Gelände völlig evakuiert wurde, ob Radar und Antennen funktionieren. Jeder ist auf seinem Posten. Im Kontrollzentrum Jupiter sitzen auch die Teams der Kunden. Weil Ariane für sie Satelliten ins Weltall transportiert, können die Kunden die Vorbereitungen und den Start überwachen. Wenn alles in Ordnung und bereit ist, wird gestartet. Wir haben Platz für bis zu 1500 Menschen. Das ist ein tolles Schauspiel."
Als 1965 mit dem Bau des Raumfahrtzentrums begonnen wurde, war die Bevölkerung in Französisch Guyana skeptisch. Doch heute ist ohne das nationale Raumfahrtzentrum die Entwicklung des Landes undenkbar. Die wirtschaftliche Lage ist schwierig, fast alles wird aus Frankreich importiert. In Französisch Guyana selbst wird nur Reis und Gemüse angebaut. Daneben beschäftigen Holzwirtschaft und Fischfang gerade mal um die 1000 Personen.
Die meisten Arbeitsplätze bietet der Staat in den Verwaltungen von Departement, Region oder Präfektur und Gemeinden. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 21 Prozent. Viele Menschen haben nur dank der Sozialleistungen des französischen Staates ein kleines Auskommen. Im vergangenen Jahr machte die Raumfahrt 40 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus - und beschäftigt 16 Prozent der aktiven Bevölkerung.
Hier gewittert es zudem dreimal weniger als in Florida, wo die NASA die amerikanischen Raketen abschießt. 2012 war ein Rekordjahr für Arianespace. Jetzt ist das Auftragsheft gut gefüllt und dürfte viereinhalb Milliarden Euro Einnahmen bringen. Mathilde Savreux führt Besucher ins Kontrollzentrum:
"Hier laufen alle Informationen zusammen: Ob das Wetter gut ist, ob das Gelände völlig evakuiert wurde, ob Radar und Antennen funktionieren. Jeder ist auf seinem Posten. Im Kontrollzentrum Jupiter sitzen auch die Teams der Kunden. Weil Ariane für sie Satelliten ins Weltall transportiert, können die Kunden die Vorbereitungen und den Start überwachen. Wenn alles in Ordnung und bereit ist, wird gestartet. Wir haben Platz für bis zu 1500 Menschen. Das ist ein tolles Schauspiel."
Als 1965 mit dem Bau des Raumfahrtzentrums begonnen wurde, war die Bevölkerung in Französisch Guyana skeptisch. Doch heute ist ohne das nationale Raumfahrtzentrum die Entwicklung des Landes undenkbar. Die wirtschaftliche Lage ist schwierig, fast alles wird aus Frankreich importiert. In Französisch Guyana selbst wird nur Reis und Gemüse angebaut. Daneben beschäftigen Holzwirtschaft und Fischfang gerade mal um die 1000 Personen.
Die meisten Arbeitsplätze bietet der Staat in den Verwaltungen von Departement, Region oder Präfektur und Gemeinden. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 21 Prozent. Viele Menschen haben nur dank der Sozialleistungen des französischen Staates ein kleines Auskommen. Im vergangenen Jahr machte die Raumfahrt 40 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus - und beschäftigt 16 Prozent der aktiven Bevölkerung.
Wirtschaft und Kultur profitieren von Raumfahrt
Auch außerhalb dieses Sektors trug die Raumfahrt zur Gründung von Unternehmen und zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei: Häfen wurden gebaut, der Tourismus angekurbelt.
Auch das Museum Kalawachi in Kourou profitiert durch finanzielle Unterstützung von der Raumfahrt. Dort begann Anfang des Jahrhunderts Jean-Pierre Joseph, der selbst zur indigenen Bevölkerung gehört, mit dem Bau eines nachgebildeten Indianerdorfes.
"Hier in Guyana kann man es zu etwas bringen, wenn man Lesen und Schreiben gelernt hat, die Regeln versteht und ein bisschen Mut hat. Jeder kann seine Meinung frei äußern. Es ist möglich zu sagen, ihr kotzt uns an. Ich konnte dieses Museum aufbauen, weil uns die nationale Raumfahrtbehörde geholfen hat, weil der Staat mitgemacht hat. Du willst etwas machen und kannst es auch - dann machen sie mit. Sie achten nicht darauf, ob du zu einer bestimmten Bevölkerungsgruppe gehörst und etwa indigen bist."
Louis Jean-Jacques hat seine langen schwarzen Haare zum Pferdeschwanz gebunden. Auf dem Kopf trägt er eine Baseballmütze, dazu ein weißes T-Shirt und dunkle Shorts. Barfuß und mit einer Machete in der Hand wandert er durch den Regenwald, zeigt auf exotische Pflanzen, klopft an Bäume. Der 37-Jährige leitet das Camp Cariacou mitten im Urwald von Guyana.
"Wenn einer sagt, ich sei Franzose, dann sage ich: Nein, ich bin nicht Franzose. Wenn man mir sagt, du bist Guyaner, auch dann sage ich auch Nein. Wir sind nicht von einem präzisen Ort. Mein Volk bewohnt einen ganzen Kontinent. Erst mit der Kolonialherrschaft gab man uns alle möglichen Namen.
Die Franzosen nennen uns Amerindianer, weil Christoph Kolumbus dachte, er sei in Indien angekommen. Aber wir haben unsere eigene Identität, unsere eigenen Namen, jeder Stamm hat seinen Namen und seine Sprache. Früher waren wir nicht sesshaft, aber der Kolonialherr hat Grenzen geschaffen und nun sind wir gezwungen, an einem bestimmten Ort zu leben. Weil wir hier leben, sagt man wir sind Franzosen. Aber ich betrachte mich nicht als Franzosen."
Und doch hat Louis Jean-Jacques einen typisch französischen Namen – wie alle Indigene in Französisch-Guyana:
"Wir mussten uns auf dem Standesamt anmelden, wo unserer Familie ein französischer Name gegeben wurde: Jean-Jacques. Als mein Vater meine Geburt meldete, hat ihn ein Gendarm begleitet, der Louis hieß. Als mein Vater auf dem Standesamt gefragt wurde, welchen Vornamen er mir geben wolle, verstand er die Frage nicht, denn er konnte kein Französisch. Der Gendarm sagte, er gibt seinen Namen, deshalb heiße ich Louis."
Auch das Museum Kalawachi in Kourou profitiert durch finanzielle Unterstützung von der Raumfahrt. Dort begann Anfang des Jahrhunderts Jean-Pierre Joseph, der selbst zur indigenen Bevölkerung gehört, mit dem Bau eines nachgebildeten Indianerdorfes.
"Hier in Guyana kann man es zu etwas bringen, wenn man Lesen und Schreiben gelernt hat, die Regeln versteht und ein bisschen Mut hat. Jeder kann seine Meinung frei äußern. Es ist möglich zu sagen, ihr kotzt uns an. Ich konnte dieses Museum aufbauen, weil uns die nationale Raumfahrtbehörde geholfen hat, weil der Staat mitgemacht hat. Du willst etwas machen und kannst es auch - dann machen sie mit. Sie achten nicht darauf, ob du zu einer bestimmten Bevölkerungsgruppe gehörst und etwa indigen bist."
Louis Jean-Jacques hat seine langen schwarzen Haare zum Pferdeschwanz gebunden. Auf dem Kopf trägt er eine Baseballmütze, dazu ein weißes T-Shirt und dunkle Shorts. Barfuß und mit einer Machete in der Hand wandert er durch den Regenwald, zeigt auf exotische Pflanzen, klopft an Bäume. Der 37-Jährige leitet das Camp Cariacou mitten im Urwald von Guyana.
"Wenn einer sagt, ich sei Franzose, dann sage ich: Nein, ich bin nicht Franzose. Wenn man mir sagt, du bist Guyaner, auch dann sage ich auch Nein. Wir sind nicht von einem präzisen Ort. Mein Volk bewohnt einen ganzen Kontinent. Erst mit der Kolonialherrschaft gab man uns alle möglichen Namen.
Die Franzosen nennen uns Amerindianer, weil Christoph Kolumbus dachte, er sei in Indien angekommen. Aber wir haben unsere eigene Identität, unsere eigenen Namen, jeder Stamm hat seinen Namen und seine Sprache. Früher waren wir nicht sesshaft, aber der Kolonialherr hat Grenzen geschaffen und nun sind wir gezwungen, an einem bestimmten Ort zu leben. Weil wir hier leben, sagt man wir sind Franzosen. Aber ich betrachte mich nicht als Franzosen."
Und doch hat Louis Jean-Jacques einen typisch französischen Namen – wie alle Indigene in Französisch-Guyana:
"Wir mussten uns auf dem Standesamt anmelden, wo unserer Familie ein französischer Name gegeben wurde: Jean-Jacques. Als mein Vater meine Geburt meldete, hat ihn ein Gendarm begleitet, der Louis hieß. Als mein Vater auf dem Standesamt gefragt wurde, welchen Vornamen er mir geben wolle, verstand er die Frage nicht, denn er konnte kein Französisch. Der Gendarm sagte, er gibt seinen Namen, deshalb heiße ich Louis."
Die Indigenen sesshaft machen
Aufgewachsen ist Louis allerdings unter anderem Namen - als Nicht-Sesshafter mit seiner Familie im Regenwald. Aber als er 13 Jahre alt war, überzeugte ein Staatsvertreter seine Eltern davon, ihn in ein Internat zu schicken. Später zogen die Eltern in die Nähe. Genau das sei das Ziel der Franzosen gewesen, meint Louis: Sie wollten die Indigenen sesshaft machen:
Die Urbevölkerung lebte bereits 5000 vor Christus im Gebiet des heutigen Französisch-Guyana. Nach der Entdeckung des Landes durch Christoph Kolumbus 1498 ließen sich dort französische Siedler nieder, aber auch Engländer, Spanier und Holländer – manche gemeinsam mit ihren Sklaven. Deren Nachkommen machen 40 Prozent der heutigen Bevölkerung aus. Noch einmal so viele sind aus rund 40 anderen Ländern eingewandert, aus China oder dem Libanon, aus Brasilien, Haiti oder Laos.
Erouane Castel führt durch den Hauptort Cayenne. Die Stadt liegt am Atlantik, wie andere in Frankreich auch – aber 7100 Kilometer oder neun Flugstunden von Paris entfernt. Die Viertel und Straßen im Stadtzentrum heißen De Gaulle oder Amandier.
"Les Palmistes" ist ein bekanntes Café: Ein prächtiges kreolisches Haus mit vielen Balkonen und dem typischen Dach, das mit jedem Stockwerk kleiner wird und so vor dem heftigen tropischen Regen schützt. Der Steinsockel hilft gegen die Feuchtigkeit. 550 solcher Häuser gibt es in Cayenne. Die meisten stehen unter Denkmalschutz.
Viele dieser Häuser wurden von den Sträflingen erbaut, die Paris ab Mitte des 19. Jahrhunderts nach Guyana ins Straflager schickte, erklärt Stadtführer Erouane Castel.
"Cayenne wurde gereinigt, renoviert und neu aufgebaut nach dem großen Brand von 1888. Das alles machten die Sträflinge, fronpflichtig und ausbeutbar. Sie waren die wichtigste Arbeitskraft und außerdem unbezahlt. Jeden Morgen waren zu der Zeit hier in Cayenne ehemalige Sklaven zu sehen, die zur kreolischen Bourgeoisie gehörten.
Sie warteten auf die Sträflinge im Streifenanzug, die für Bauarbeiten, Küchendienste, Reinigung, Wäsche oder Müllbeseitigung zuständig waren. So konnte die Bourgeoisie aus ehemaligen Sklaven in Guyana die französischen Sträflinge ausbeuten. Selbst wenn auch hier Kolonialgeschichte und Sklaverei nicht vergessen sind: Schmerzhaften Auswirkungen wie anderswo haben sie nicht."
Dreimal in der Woche ist in Cayenne Markt. Um die Markthalle herum sind viele Stände aufgebaut. Hier gibt es Auberginen, Zwiebeln, Salat, Kürbis und natürlich lokale Spezialitäten: Bananen, exotische Blumen, Rübensorten. Es riecht nach Gewürzen. Hier trifft sich die Bevölkerung Guyanas, Kreolen, Schwarze, Indianer, Europäer, Asiaten. Im Schnellimbiss in der Markthalle gibt es an einfachen Tischen chinesische Suppen.
Französischer Wein und Camembert sind im Übersee-Departement Guyana wesentlich teurer als in Frankreich – zu kaufen ist aber alles, was Frankreichs Wohlstandsgesellschaft anbietet, auch über 7000 Kilometer von Paris entfernt. Rum gehört allerdings zu den lokalen Spezialitäten, meint Verkäuferin Violette Tamarin.
"Mein liebster ist der Rum La Belle Capresse aus Guyana. Der wurde sogar in Frankreich prämiert. Kokospunsch aus Guyana mache ich mit Rum, Kokosmilch, Zucker, Zimt, Vanille – aber auf jedes Etikett schreibe ich: aus Guyana. Denn es riecht nach Guyana. Schließlich müssen wir unser Land zur Geltung bringen."
Die Urbevölkerung lebte bereits 5000 vor Christus im Gebiet des heutigen Französisch-Guyana. Nach der Entdeckung des Landes durch Christoph Kolumbus 1498 ließen sich dort französische Siedler nieder, aber auch Engländer, Spanier und Holländer – manche gemeinsam mit ihren Sklaven. Deren Nachkommen machen 40 Prozent der heutigen Bevölkerung aus. Noch einmal so viele sind aus rund 40 anderen Ländern eingewandert, aus China oder dem Libanon, aus Brasilien, Haiti oder Laos.
Erouane Castel führt durch den Hauptort Cayenne. Die Stadt liegt am Atlantik, wie andere in Frankreich auch – aber 7100 Kilometer oder neun Flugstunden von Paris entfernt. Die Viertel und Straßen im Stadtzentrum heißen De Gaulle oder Amandier.
"Les Palmistes" ist ein bekanntes Café: Ein prächtiges kreolisches Haus mit vielen Balkonen und dem typischen Dach, das mit jedem Stockwerk kleiner wird und so vor dem heftigen tropischen Regen schützt. Der Steinsockel hilft gegen die Feuchtigkeit. 550 solcher Häuser gibt es in Cayenne. Die meisten stehen unter Denkmalschutz.
Viele dieser Häuser wurden von den Sträflingen erbaut, die Paris ab Mitte des 19. Jahrhunderts nach Guyana ins Straflager schickte, erklärt Stadtführer Erouane Castel.
"Cayenne wurde gereinigt, renoviert und neu aufgebaut nach dem großen Brand von 1888. Das alles machten die Sträflinge, fronpflichtig und ausbeutbar. Sie waren die wichtigste Arbeitskraft und außerdem unbezahlt. Jeden Morgen waren zu der Zeit hier in Cayenne ehemalige Sklaven zu sehen, die zur kreolischen Bourgeoisie gehörten.
Sie warteten auf die Sträflinge im Streifenanzug, die für Bauarbeiten, Küchendienste, Reinigung, Wäsche oder Müllbeseitigung zuständig waren. So konnte die Bourgeoisie aus ehemaligen Sklaven in Guyana die französischen Sträflinge ausbeuten. Selbst wenn auch hier Kolonialgeschichte und Sklaverei nicht vergessen sind: Schmerzhaften Auswirkungen wie anderswo haben sie nicht."
Dreimal in der Woche ist in Cayenne Markt. Um die Markthalle herum sind viele Stände aufgebaut. Hier gibt es Auberginen, Zwiebeln, Salat, Kürbis und natürlich lokale Spezialitäten: Bananen, exotische Blumen, Rübensorten. Es riecht nach Gewürzen. Hier trifft sich die Bevölkerung Guyanas, Kreolen, Schwarze, Indianer, Europäer, Asiaten. Im Schnellimbiss in der Markthalle gibt es an einfachen Tischen chinesische Suppen.
Französischer Wein und Camembert sind im Übersee-Departement Guyana wesentlich teurer als in Frankreich – zu kaufen ist aber alles, was Frankreichs Wohlstandsgesellschaft anbietet, auch über 7000 Kilometer von Paris entfernt. Rum gehört allerdings zu den lokalen Spezialitäten, meint Verkäuferin Violette Tamarin.
"Mein liebster ist der Rum La Belle Capresse aus Guyana. Der wurde sogar in Frankreich prämiert. Kokospunsch aus Guyana mache ich mit Rum, Kokosmilch, Zucker, Zimt, Vanille – aber auf jedes Etikett schreibe ich: aus Guyana. Denn es riecht nach Guyana. Schließlich müssen wir unser Land zur Geltung bringen."
Stolz auf die Entwicklung
Violette Tamarin stammt ursprünglich aus Haiti. Sie ist 1979 nach Guyana gekommen und hat einen aus Martinique stammenden Kreolen geheiratet. Die Karibikinsel Martinique ist das nächstliegende Übersee-Departement Frankreichs, etwa und liegt 1500 Kilometer entfernt. Heute fühlt sich Violette Tamarin in Guyana zu Hause:
"Die Politiker entwickeln das Land, bauen Siedlungen, renovieren Straßen. Die Schulen sind sehr modern geworden. Man darf nicht vergessen, Guyana ist das Land von Ariane - und morgen wird womöglich noch Erdöl entdeckt. Unsere Jugend geht auf die Schule und studiert. Sie lernt Fremdsprachen und wird es hoffentlich im eigenen Land zu etwas bringen. Wir werden alt, wir brauchen die Jugend für das Guyana von morgen."
Das Departement Französisch-Guyana wird genauso verwaltet wie andere in Frankreich auch. Zwei Abgeordnete des Departments werden ins Pariser Parlament geschickt und die derzeitige französische Justizministerin Christiane Taubira stammt aus Guayana.
François Torr verkauft Gemüse. Er ist Landwirt, Händler und arbeitet als Angellehrer im Schilf von Kaw. Geboren wurde er in Südfrankreich. Seine Eltern sind Mhong-Chinesen, die aus Laos geflüchtet waren und in Frankreich Asyl fanden.
Sie siedelten nach Guyana um, als François Torr zwölf Jahre alt war: Die Mhong-Community hatte 1978 in Cacao, 80 Kilometer von Cayenne entfernt, ein asiatisches Dorf errichtet, wo sie die heimische Gemüseproduktion aufbauten. Heute gilt die Gemeinschaft als Beispiel für eine gelungene Integration.
"Guyana ist mein Zuhause, ich fühle mich hier wohl. In den Ferien würde ich vielleicht mal nach Frankreich gehen. Aber hier haben wir eine Freiheit, die es in Frankreich nicht gibt. Wir haben die Natur. Hier wird es nie kalt. Wir fühlen uns hier wohl."
"Die Politiker entwickeln das Land, bauen Siedlungen, renovieren Straßen. Die Schulen sind sehr modern geworden. Man darf nicht vergessen, Guyana ist das Land von Ariane - und morgen wird womöglich noch Erdöl entdeckt. Unsere Jugend geht auf die Schule und studiert. Sie lernt Fremdsprachen und wird es hoffentlich im eigenen Land zu etwas bringen. Wir werden alt, wir brauchen die Jugend für das Guyana von morgen."
Das Departement Französisch-Guyana wird genauso verwaltet wie andere in Frankreich auch. Zwei Abgeordnete des Departments werden ins Pariser Parlament geschickt und die derzeitige französische Justizministerin Christiane Taubira stammt aus Guayana.
François Torr verkauft Gemüse. Er ist Landwirt, Händler und arbeitet als Angellehrer im Schilf von Kaw. Geboren wurde er in Südfrankreich. Seine Eltern sind Mhong-Chinesen, die aus Laos geflüchtet waren und in Frankreich Asyl fanden.
Sie siedelten nach Guyana um, als François Torr zwölf Jahre alt war: Die Mhong-Community hatte 1978 in Cacao, 80 Kilometer von Cayenne entfernt, ein asiatisches Dorf errichtet, wo sie die heimische Gemüseproduktion aufbauten. Heute gilt die Gemeinschaft als Beispiel für eine gelungene Integration.
"Guyana ist mein Zuhause, ich fühle mich hier wohl. In den Ferien würde ich vielleicht mal nach Frankreich gehen. Aber hier haben wir eine Freiheit, die es in Frankreich nicht gibt. Wir haben die Natur. Hier wird es nie kalt. Wir fühlen uns hier wohl."
Handel mit Europa
Bernard Boullanger führt durch die Hallen seiner Fabrik in Cayenne, die Spezialitäten aus Französisch-Guyana verarbeitet: Konfitüren, Fruchtsäfte und Chutneys aus Obst und Pimenten. Pro Jahr produziert Bernard Boullanger 600 000 Töpfchen. Zuviel ist für den einheimischen Markt. Exportiert wird deshalb nicht nur nach Frankreich, sondern auch in andere europäische Staaten.
"Wir müssen alle europäischen Normen respektieren, alle Sicherheits- und Arbeitsnormen, die Bestimmungen für Nahrungsmittel, die Regeln für Gebühren, Gehälter, Lohnnebenkosten. Wir sind Europa und nicht wirklich Südamerika. Wir exportieren weder nach Brasilien noch nach Surinam. Wir wären gerne in Brasilien präsent, aber Brasilien ist extrem protektionistisch."
Außerdem hilft Europa mit Subventionen, die das Überleben seines Betriebes sichern. Auch deshalb blickt Pierre Boullanger mit Zuversicht in die Zukunft:
"In 20 Jahren soll sich die Bevölkerung verdoppeln und dann werden wir einen echten lokalen Markt haben und auch andere Industriezweige können den Export entwickeln. Die Zeit wird für uns arbeiten."
Pierre Boullanger ist ein sogenannter Béké, ein Weißer von der benachbarten Karibikinsel Martinique. In Guyana lebt er, weil seiner Meinung nach dort das Verhältnis zwischen Schwarz und Weiß harmonischer verläuft. Denn auf den Karibikinseln wurden die Sklaven nach der Abschaffung der Sklaverei zum Proletariat, während die Sklavenhalter ihren Besitz behielten. Anders in Guyana. Erouane Castel zur Geschichte der ehemaligen Kolonie:
"Als dann ab 1855 im Regenwald auch Gold entdeckt wird, kommt es zum Goldfieber. Und wer sucht das Gold? Nicht die Europäer, sondern die befreiten Sklaven. Sie finden Gold und kommen reich zurück. Die weiße Aristokratie verschwindet und die schwarze Bourgeoisie entsteht. Das gab es nur in Guyana."
Der Bestsellerroman "Papillon" von Henri Charrière wurde 1973 mit Steve MacQueen und Dustin Hoffman verfilmt und machte Guyana als Sträflingskolonie weltberühmt.
An den Tagen, an denen ein amerikanisches Kreuzschiff anlegt, stürmen heute 1500 Passagiere auf die "Ile du Salut". Die Insel vor Kourou ist die wichtigste Touristenattraktion der Region. Alle wollen die berühmt-berüchtigte Teufelsinsel fotografieren, von der Sträfling Papillon flüchtete. Heute können die ehemaligen Zellen des Straflagers besichtigt werden.
Aber aus dem französischen Übersee-Departement Guyana, der einstigen Hölle, ist ein Land geworden, in dem Pfauen, bunte Papageien und Agouti-Schweinchen unter Palmen zwischen farbenprächtigen Blumen spazieren.
"Wir müssen alle europäischen Normen respektieren, alle Sicherheits- und Arbeitsnormen, die Bestimmungen für Nahrungsmittel, die Regeln für Gebühren, Gehälter, Lohnnebenkosten. Wir sind Europa und nicht wirklich Südamerika. Wir exportieren weder nach Brasilien noch nach Surinam. Wir wären gerne in Brasilien präsent, aber Brasilien ist extrem protektionistisch."
Außerdem hilft Europa mit Subventionen, die das Überleben seines Betriebes sichern. Auch deshalb blickt Pierre Boullanger mit Zuversicht in die Zukunft:
"In 20 Jahren soll sich die Bevölkerung verdoppeln und dann werden wir einen echten lokalen Markt haben und auch andere Industriezweige können den Export entwickeln. Die Zeit wird für uns arbeiten."
Pierre Boullanger ist ein sogenannter Béké, ein Weißer von der benachbarten Karibikinsel Martinique. In Guyana lebt er, weil seiner Meinung nach dort das Verhältnis zwischen Schwarz und Weiß harmonischer verläuft. Denn auf den Karibikinseln wurden die Sklaven nach der Abschaffung der Sklaverei zum Proletariat, während die Sklavenhalter ihren Besitz behielten. Anders in Guyana. Erouane Castel zur Geschichte der ehemaligen Kolonie:
"Als dann ab 1855 im Regenwald auch Gold entdeckt wird, kommt es zum Goldfieber. Und wer sucht das Gold? Nicht die Europäer, sondern die befreiten Sklaven. Sie finden Gold und kommen reich zurück. Die weiße Aristokratie verschwindet und die schwarze Bourgeoisie entsteht. Das gab es nur in Guyana."
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An den Tagen, an denen ein amerikanisches Kreuzschiff anlegt, stürmen heute 1500 Passagiere auf die "Ile du Salut". Die Insel vor Kourou ist die wichtigste Touristenattraktion der Region. Alle wollen die berühmt-berüchtigte Teufelsinsel fotografieren, von der Sträfling Papillon flüchtete. Heute können die ehemaligen Zellen des Straflagers besichtigt werden.
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