Pikantes aus Paris
Die Boulevardpresse berichtet über eine Liebesaffäre von François Hollande. Er reagiert überraschend auf die Vorwürfe - und wäre nicht der erste französische Präsident, der mit seinem Privatleben Schlagzeilen macht.
Seit das Boulevard-Magazin "Closer" in der vergangenen Nacht eine Fotostrecke über eine vermeintliche oder tatsächliche Liebesaffäre des französischen Staatspräsidenten ankündigte - mit Bildern, die einen Mann mit Motorradhelm vor einem Pariser Wohngebäude zeigen und der These, dies sei François Hollande, daneben sein langjähriger Sicherheitsbeamter, die Geliebte sei die Schauspielerin July Gayet, die den Sozialisten auch im Wahlkampf unterstützt hatte - seither also bemühten sich die Redaktionen um angemessenen Umgang mit dem pikanten Thema.
"Privatleben ist Privatleben", ließ der Sender "France Info" einen Medienexperten zu Wort kommen, Redakteure von politischen Magazinen erklärten, warum sie sich in der Sache zurückhielten, obwohl das Gerücht seit Längerem auf dem Markt ist.
"Das ist eine ganz und gar private Angelegenheit, warum also sollte ich das kommentieren", sagte der Fraktionschef der Sozialisten, Bruno Le Roux, im Radio. Derlei gehöre nicht in die Klatschpresse. Der Premierminister, Jean-Marc Ayrault, sah das ebenso: François Hollande handele richtig, wenn er auf Achtung seiner Privatsphäre poche.
François Hollande dementiert nicht
Die Chefredakteurin des Boulevard-Blattes, Laurence Pieau, verteidigte sich in derselben Sendung: "Hunderte von Leuten in Paris, auch politische Journalisten, reden untereinander über diese Geschichte, wir wollten unsere Leser schlicht daran teilhaben lassen."
François Hollande reagierte umgehend auf die Veröffentlichungen. Er dementierte die Geschichte nicht, ließ aber um sieben Uhr verbreiten, er sehe seine Privatsphäre verletzt und kündigte rechtliche Schritte gegen das Blatt an. Allerdings war dies ausdrücklich keine offizielle Erklärung des Elysée-Palastes im Namen des Präsidenten, sondern im Namen des Staatsbürgers Hollande.
François Hollande war lange Jahre mit der früheren Präsidentschaftskandidaten der Sozialisten, Ségolene Royal, liiert, hat mir ihr vier Kinder. Seither ist seine offizielle Lebensgefährtin die Journalistin Valerie Trierweiler, die ihn zuletzt auf Staatsbesuche begleitete und mit ihm am Montag noch den traditionellen Neujahrskuchen anschnitt.
Der Sozialist François Hollande hatte versprochen, sein Amt anders ausfüllen zu wollen als sein konservativer Vorgänger Nicolas Sarkozy. Der hatte, nachdem er von seiner Ehefrau geschieden worden war, eine Beziehung zur Chanson-Sängerin Carla Bruni begonnen. Eine Beziehung, auf die sich die Medien gestürzt hatten. Auch jene, die sich heute in Sachen Hollande zurückhaltend zeigten.
Das außereheliche Leben des Sozialisten François Mitterrand
Sarkozy stand im Ruf, das schillernde Leben zu lieben und sah sich im Januar 2008 gezwungen, einen neuen Ton im alterwürdigen Elysée-Palast anzuschlagen – zum ersten Mal sprach ein französischer Präsident in diesem Rahmen und vor der Weltpresse über sein "Privatleben". Mit Carla, das sei ernst, versprach Sarkozy, hielt den Ringfinger in die Höhe und heiratete das Model wenig später.
So sprach Frankreich über das Privatleben des Präsidenten und über Dinge, über die bis dahin traditionell der Mantel des Schweigens gehängt wurde. So wusste "tout Paris" um das außereheliche Leben des Sozialisten François Mitterrand, der erst kurz vor seinem Tod in den 90er-Jahren die Existenz einer Tochter aus dieser Beziehung bekannt machte.
Und nicht vergessen ist auch, dass die Ehefrau des konservativen Präsidenten Jacques Chirac auf eine nächtliche Anfragen in historischer Weltlage einräumen musste, dass ihr Mann nicht daheim im ehelichen Schlafzimmer sei.