Sarkozy plant sein Comeback
Zuletzt war von ihm nur noch in Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen zu hören. Jetzt gab Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy via Fernsehen seine Kandidatur für die Parteispitze der Oppositionspartei UMP bekannt - und machte gleich mal Wahlkampf.
Zwei Tage nach seiner Rückkehr auf die politische Bühne setzt Nicolas Sarkozy seinen Detailplan Schritt für Schritt um. Auf die Ankündigung seiner Bewerbung um die Parteispitze via soziale Netzwerke am vergangenen Freitag folgten am Wochenende zunächst ein Interview in der Sonntagszeitung JDD, dann ein Auftritt im Fernsehkanal "France 2":
Und schon am Donnerstag will Sarkozy auf die Wahlkampfbühne klettern, ein erster Auftritt im Norden Frankreichs ist geplant, in der Gegend, in der der "Front National" besonders viele Anhänger hat.
Der Aufstieg der Rechtsextremen mache ihn betroffen, sagt Sarkozy im Fernsehen.
"Ich trete an, um diese Franzosen zurückzugewinnen, denn ich denke, sie glauben nicht an Marine Le Pen, sondern sie haben Angst und sie leiden."
Sarkozy will dazu politische Familie neu aufstellen. Eine breite Sammlungsbewegung. Neuer Name, moderner Apparat.
"Ich bin nicht gekommen, um mich zum Präsidentschaftskandidaten 2017 zu erklären, sondern weil ich eine glaubwürdige Alternative schaffen will."
Von der Parteispitze zurück in den Präsidentenpalast?
Jenseits alter Politik- und Parteikategorien - links, rechts, liberal, grün, das mache alles keinen Sinn. Sarkozy sagt es zwar nicht, aber das ganze Land geht davon aus: Den Parteivorsitz sieht er als Trampolin zurück in den Elysée. Damit steckt Frankreichs Oppositionspartei wieder im Wahlkampf.
Alain Juppé, der nächster Präsident Frankreichs werden will, und dem Meinungsumfragen durchaus eine Chance ausrechnen, gab zu verstehen, dass er sich nicht beeindrucken lassen wolle von der Sarkozy-Maschine, die nun wieder auf Hochtouren läuft.
"Das Match hat begonnen und das Tackling auch", bediente sich Juppé in der Fußballsprache und verwies dann auf die zahlreichen juristisch relevanten Affären, in denen der Name Sarkozy eine Rolle spiele.
Der hält im TV-Interview dagegen:
"Glauben Sie, wenn ich mir etwas vorzuwerfen hätte, dann würde ich mich derart herauslehnen mit einer Rückkehr in die Politik?"
Frankreich sieht der Ex-Präsident tief in der Krise und damit Europa am Rande des Zusammenbruchs. Der Politikverdrossenheit seiner Landsleute will er mit Referenden begegnen, es sei Zeit, dass das Volk regelmäßig befragt werde.
Er habe bereits einige Projekte im Kopf. Welche erfährt der Fernsehzuschauer noch nicht, denn der Moderator hakt nicht nach.
Gewohnt unbescheiden
Der Ex-Präsident mit Zukunftsplänen räumt ein, dass er Fehler gemacht habe, äußert Verständnis für die, die ihn 2012 nicht wieder gewählt haben, spricht von seiner größeren Erfahrung heute und davon, dass er viel nachgedacht habe.
Dass seine Partei über alle Ohren verschuldet ist, auch weil der Sarkozy-Wahlkampf 2012 finanziell aus dem Ruder lief, ficht den Kandidaten nicht an:
"Sie werden sehen, wir werden einen Enthusiasmus entfachen ... die Menschen, die heute noch hoffnungslos sind, die aber ihr Land lieben, werden kommen und alle mit ihrem Mitgliedsbeitrag diese erste politische Formation des 21. Jahrhunderts schaffen."
Gibt sich Sarkozy gewohnt unbescheiden.
Auf den Pariser Märkten verteilen seine Anhänger bereits die ersten Flugblätter, "Neustart" steht darauf. Ein alte Dame sagt:
"Mich interessiert nicht der Start, sondern die Ankunft und ich wünsche, dass all diese Politiker mal von uns reden!"