Frankreich und Deutschland

Wettstreit um die Klima-Vorreiterrolle in Europa

Das französische Atomkraftwerk in Flamanville in der Normandie am 16. November 2016.
In Frankreich ist die Atomenergie immer noch entscheidend für die Stromversorgung des Landes. Das französische AKW in Flamanville in der Normandie ist nur eines der zahlreichen Kraftwerke. © AFP Charly Triballeau
Moderation: Anke Schaefer |
Trotz des zu hohen Anteils der Kohle bei der Stromerzeugung schreibt die französische Journalistin Cécile Calla Deutschland eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz zu. In Frankreich werde das sehr genau beobachtet − aber ehrgeizige Ziele anzukündigen, sei leichter als sie tatsächlich umzusetzen.
Nach dem Abkommen von Paris 2015 geht es in Sachen Klimaschutz wieder in kleinen Schritten vorwärts. Seither wird darüber verhandelt, wie das Abkommen umgesetzt werden kann. Von der UN-Klimakonferenz in Bonn werden neue Impulse erwartet. Die Bundesregierung hatte sich ehrgeizige Ziele gesetzt und wollte die Treibhausgase bis 2020 um 40 Prozent verringern. Experten gehen aber davon aus, dass Deutschland hinter diesen Ankündigungen zurückbleibt.
Die französische Journalistin Cécile Calla
Die französische Journalistin Cécile Calla© Deutschlandradio / Manfred Hilling
"Man hat schon bemerkt, es gibt in Deutschland sehr viele Bemühungen, was den Ausbau der erneuerbaren Energie betrifft", sagte die französische Journalistin Cécile Calla im Deutschlandfunk Kultur. Auch die Windenergie habe sich in der Bundesrepublik sehr schnell und innovativ entwickelt. Das werde in Frankreich sehr wohl beobachtet, aber gleichzeitig gebe es eben auch die Kohlekraftwerke in Deutschland. Sie hätten immer noch einen zu hohen Anteil an der Stromproduktion. In diesem Punkt sehe sich Paris im Vorteil. Dafür werde in Frankreich Dreiviertel des Stroms aus Atomenergie gewonnen und der Anteil der erneuerbaren Energien liege nur bei rund sechs Prozent. Dieses Verhältnis sollte sich eigentlich verändern, sagte Calla.

Lob für Umweltminister Nicolas Hulot

"Es gibt immer sehr ehrgeizige Ziele in der Politik, die genannt werden und dann sieht es anders aus in der Umsetzung", sagte Calla. Der von Präsident Emmanuel Macron berufene neue Umweltminister Nicolas Hulot sei ein vielversprechender Politiker. Er habe ganz klar gesagt, dass er das Amt nur übernehme, wenn er etwas verwirklichen könne. Dafür habe er sich ein Jahr Zeit gegeben.

Die französische Journalistin Cécile Calla lebt seit 2003 in Berlin. Sie studierte Geschichte, Politik und Soziologie und arbeitete zunächst als freie Journalistin. Von 2006 bis 2010 war Calla als Deutschland-Korrespondentin für die französische Tageszeitung "Le Monde" tätig und dann als Chefredakteurin des deutsch-französischen Magazins "ParisBerlin". Die Journalistin ist Autorin des Buches "Tour de Franz" über ihre Erlebnisse in Deutschland. Für das Buch "Que reste-t-il du couple franco-allemand?" wurde sie mit dem deutsch-französischen Parlamentspreis 2015 ausgezeichnet.

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