Frankreich unter Emmanuel Macron

Sich retten vor der Revolution

31:50 Minuten
Präsident Emmanuel Macron trifft Jugendliche auf seiner Rundreise durch die Provinz
Präsident Emmanuel Macron trifft Jugendliche auf seiner Rundreise durch die Provinz © Liewig Christian/dpa
Ulrich Wickert im Gespräch mit Anke Schaefer |
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Erste Erfolge der Reformpolitik von Präsident Emmanuel Macron zeigten sich nun in der sinkenden Arbeitslosigkeit, sagt der frühere Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert. Aber der Politiker müsse den Zorn der Bürger kanalisieren.
Gute Nachrichten kamen heute aus Frankreich: Dort ist die Arbeitslosigkeit von 9,1 auf 8,8 Prozent gesunken, wie das nationale Statistikamt in Paris bekanntgab. Dieser tiefste Stand seit fast zehn Jahren helfe der Präsidentschaft von Emmanuel Macron, sagte unser Studiogast, der frühere Tagesthemen-Moderator und ehemalige Frankreichkorrespondent der ARD, Ulrich Wickert, im Deutschlandfunk Kultur. "Der Blick auf die Arbeitslosenzahlen hat in den letzten sieben Jahren die Politik mit bestimmt." Als Macron ins Amt gekommen sei, habe die Arbeitslosigkeit noch bei knapp zehn Prozent gelegen. "Das heißt, die Franzosen merken, es bewegt sich etwas."
Ulrich Wickert, aufgenommen im Oktober 2017 auf der 69. Frankfurter Buchmesse.
Der frühere Tagesthemen-Moderator und Frankreich-Korrespondent der ARD, Ulrich Wickert. © picture alliance / dpa / Uwe Zucchi
Die Rundreise des Präsidenten durch die Provinz sei sehr wichtig, sagte Wickert. "Das ist der Versuch sich zu retten – vor einer Revolution." Macron habe während des Wahlkampfs ein Buch "Die Revolution" verfasst und nach seinem Amtsantritt einige positive Reformen begonnen. So sei beispielsweise das Arbeitsrecht verändert worden, ohne dass es zu großen Streiks gekommen sei. "Diese Veränderungen sind sicherlich mit daran schuld, dass es jetzt langsam ein bisschen besser wird."

Reaktion aus dem Volk

Als Reaktion auf die Gelbwesten-Proteste habe der Präsident einige Kürzungen in der Sozialpolitik zurückgenommen und den Mindestlohn erhöht. "Das, was man jetzt bei den Gelbwesten erlebt, ist eine Reaktion, die aus dem Volk kommt." Das habe nichts mit Gewerkschaften oder Parteien zu tun. Es handele sich um Einzelpersonen, die revoltierten und nur das eine Ziel verfolgten, Macron zu stürzen. "Die wollen nichts positiv aufbauen, die wollen zerstören." Die Gelbwesten seien sehr gewalttätig. Deshalb sei es wichtig, dass Macron versuche, den Zorn der Bürger zu kanalisieren. "Das ist ja auch wieder etwas ganz französisches, dass es nur eine Person gibt, die diesem Zorn begegnen kann, das ist der Präsident."
(gem)

Ulrich Wickert (*1942 in Tokio) war viele Jahre lang Moderator der ARD-Tagesthemen und Korrespondent in Frankreich und den USA. Er ist außerdem Autor zahlreicher Sachbücher und Kriminalromane. Zuletzt erschien von ihm bei Hoffmann und Campe "Frankreich – muss man lieben, um es zu verstehen".

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