Wie bewerten Intellektuelle die Kriegsaussage?
Befindet sich Frankreich wirklich im Krieg? Die Aussage des französischen Präsidenten Francois Hollande werde bei Intellektuellen kritisch gesehen, berichtet Verleger Andreas Rötzer: Es herrsche große Verunsicherung. Für Michael Kleeberg wiederum ist der Terror in Paris "ein Krieg gegen unsere offene Gesellschaft".
Über die Einschätzung von Pariser Intellektuellen zu den politischen Reaktionen auf den Terror haben wir mit dem Verleger Andreas Rötzer von Matthes&Seitz und mit dem Schriftsteller Michael Kleeberg gesprochen. Beide haben einen starken Bezug zu Frankreich: Bei Matthes&Seitz erscheint auch eine französische Bibliothek, Kleeberg wiederum hat 14 Jahre lang in Frankreich gelebt und gearbeitet.
Teilen französische Autoren und Verleger die Aussage von Präsident Hollande, dass man sich im Krieg befinde? Rötzer verneinte diese Frage:
"Meine Freunde und Verleger- und Autorenkollegen in Paris teilen die Ansicht nicht. Es herrscht eher eine große Verunsicherung, dass die westliche Regierung Frankreichs in diese Eskalationsstrategie in solch vehementer Art einsteigt."
"Meine Freunde und Verleger- und Autorenkollegen in Paris teilen die Ansicht nicht. Es herrscht eher eine große Verunsicherung, dass die westliche Regierung Frankreichs in diese Eskalationsstrategie in solch vehementer Art einsteigt."
Der Terror in Paris sei schon als eine "Form von Krieg" zu bezeichnen, meinte der Schriftsteller Michael Kleeberg:
"Es ist eine Form von Krieg gegen unsere offene Gesellschaft, der von Feinden geführt wird. Es ist wahr - auch wenn momentan niemand eine kluge Idee hat - , dass darauf im Endeffekt natürlich anders als nur mit Bestürzung und mit Trauermärschen reagiert werden wird."
"Es ist eine Form von Krieg gegen unsere offene Gesellschaft, der von Feinden geführt wird. Es ist wahr - auch wenn momentan niemand eine kluge Idee hat - , dass darauf im Endeffekt natürlich anders als nur mit Bestürzung und mit Trauermärschen reagiert werden wird."
Die politischen Reaktionen in Frankreich auf den Folgen des Terrors sind für Kleeberg wie ein Déjà-vu-Erlebnis:
"Was da momentan passiert, erinnert mich ungeheuer an die Monate nach dem 11. September. Als die Amerikaner auch das Gefühl hatten, sie müssten ihrem Volk gegenüber mit einem massiven Vergeltungsschlag reagieren. Ich wollte nicht darauf wetten, dass wir nicht innerhalb der nächsten Monate einen großen NATO-Feldzug in Syrien haben."
"Was da momentan passiert, erinnert mich ungeheuer an die Monate nach dem 11. September. Als die Amerikaner auch das Gefühl hatten, sie müssten ihrem Volk gegenüber mit einem massiven Vergeltungsschlag reagieren. Ich wollte nicht darauf wetten, dass wir nicht innerhalb der nächsten Monate einen großen NATO-Feldzug in Syrien haben."