Frauen gegen Frauen: Das unsolidarische Geschlecht
Frauen können heute alles werden: Ingenieurin, Bankerin, Hausfrau, Aufsichtsrätin, Bundeskanzlerin. Eines können Frauen heute aber offensichtlich nicht: solidarisch sein. Solidarisch mit dem eigenen Geschlecht. Vor ein paar Monaten stritten sich Frauenrechtslegende Alice Schwarzer und Frauenministerin Kristina Schröder über die Deutungshoheit, was denn Feminismus sei.
Die gesamte Republik nahm Anteil am "Zickenzoff". Ein halbes Jahr später ist Kristina Schröder erneut eine Personalie im Geschlechterkampf, wieder ausgetragen von Frauen. Diesmal geht es um die Frauenquote für Führungspositionen. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen will eine 30-Prozent-Quote für Aufsichtsräte und Vorstände. SPD-Vize Manuela Schwesig fordert sogar 40 Prozent. Das alles will Kristina Schröder nicht, ihr schwebt eine sogenannte Flexi-Quote vor: Erst sollen Unternehmen freiwillig quotieren, und wenn das nicht klappt, müsse der Staat bestimmen.
Aber auch wenn Frauen nicht ganz so prominent sind, prügeln sie aufeinander ein. Bascha Mika zum Beispiel, die selbst ernannte Feministin und Ex-Chefredakteurin der "tageszeitung" in Berlin, bezeichnet Frauen, die lieber Kinder als Karriere machen, als feige, bequem und vermaust. Ihr Buch "Die Feigheit der Frauen" steht gerade auf der Spiegel-Bestsellerliste.
Und jetzt kommt auch noch Natasha Walter, eine britische Autorin, die sagt, Frauen wollen heute lieber über eine makellose Schönheit gewinnen als über ihren Intellekt. Ihr neues Werk "Living dolls" ist gerade auf Deutsch erschienen. Als Außenstehende wohnt man diesem Schauspiel etwas irritiert bei und fragt sich: Was soll das? Und vor allem: Stimmt das denn?
Mika und Walter haben zwar Recht mit ihrer Kritik an jenen Frauen, die sie im Fokus haben. Ja, es gibt Mütter, die sich hinter ihren Männern verstecken und sich im spießigen Eigenheim mit Kindern, Hund und Fitness-Gruppe einrichten. Von Karriere ist schon lange keine Rede mehr, von Erwerbsarbeit nur selten und dann höchstens als Teilzeit. Das ist vor allem dann ärgerlich, wenn es sich um junge, gut ausgebildete Akademikerinnen handelt, die vor ihrer Schwangerschaft glaubten, Feminismus sei so alt und so überflüssig wie Alice Schwarzer. Sie nämlich seien längst gleichberechtigt und hätten das "Gedöns" gar nicht mehr nötig.
Aber das ist nicht die Mehrheit. Die meisten Frauen heute wollen Karriere und Kinder, einen Mann und ihre Unabhängigkeit, vor allem finanziell. Und dann gibt es da auch noch all jene Frauen, die sich diesen unemanzipierten Plüsch-Luxus erst gar nicht leisten können: Alleinerziehende, Beschäftigte im Niedriglohnsektor, Teilzeitkräfte wider Willen.
Warum dann also dieses Frauenbashing? Werden Frauen davon klüger, schöner, kompetenter, leistungsbereiter? Vermutlich nicht. Eher sind sie beleidigt. Schon wieder so eine, die es geschafft hat und die es jetzt besser weiß, werden sie sagen. Und dann tun sie das, was sie sonst auch tun: sich vermausen und rosa anziehen.
Es ist leider so: Frauen arbeiten oft gegen- statt miteinander. Sie haben es immer noch nicht gelernt, Bündnisse zu schmieden, auch wenn ihnen eine Mitstreiterin mal nicht passt. Stattdessen wird genau geschaut, welche Fehler sie macht. Und die werden dann genüsslich ausgeschlachtet. Das ist unprofessionell, politisch ungeschickt und zutiefst frauenfeindlich.
Die erste Frauenquote in einem deutschen Dax-Unternehmen hat ein Mann eingeführt. In Norwegen war es ebenfalls ein Mann, der die Quote festlegte. In Frankreich und in Schweden gehen Mütter selbstverständlich arbeiten und Väter in Elternzeit. Und was machen die Frauen in Deutschland? Sie keifen - sich gegenseitig an.
Simone Schmollack, geboren 1964 in Berlin, ist Redakteurin bei der "Tageszeitung" in Berlin und Autorin zahlreicher Bücher, darunter "Kuckuckskinder. Kuckuckseltern", "Deutsch-deutsche Beziehungen. Liebe zwischen Ost und West" und "Damals nach der DDR. Geschichten von Abschied und Aufbruch". Sie beschäftigt sich vor allem mit Themen an der Schnittstelle von Politik, Wirtschaft und Privatheit. Sie studierte Germanistik, Slawistik und Journalistik in Leipzig, Berlin und Smolensk.
Aber auch wenn Frauen nicht ganz so prominent sind, prügeln sie aufeinander ein. Bascha Mika zum Beispiel, die selbst ernannte Feministin und Ex-Chefredakteurin der "tageszeitung" in Berlin, bezeichnet Frauen, die lieber Kinder als Karriere machen, als feige, bequem und vermaust. Ihr Buch "Die Feigheit der Frauen" steht gerade auf der Spiegel-Bestsellerliste.
Und jetzt kommt auch noch Natasha Walter, eine britische Autorin, die sagt, Frauen wollen heute lieber über eine makellose Schönheit gewinnen als über ihren Intellekt. Ihr neues Werk "Living dolls" ist gerade auf Deutsch erschienen. Als Außenstehende wohnt man diesem Schauspiel etwas irritiert bei und fragt sich: Was soll das? Und vor allem: Stimmt das denn?
Mika und Walter haben zwar Recht mit ihrer Kritik an jenen Frauen, die sie im Fokus haben. Ja, es gibt Mütter, die sich hinter ihren Männern verstecken und sich im spießigen Eigenheim mit Kindern, Hund und Fitness-Gruppe einrichten. Von Karriere ist schon lange keine Rede mehr, von Erwerbsarbeit nur selten und dann höchstens als Teilzeit. Das ist vor allem dann ärgerlich, wenn es sich um junge, gut ausgebildete Akademikerinnen handelt, die vor ihrer Schwangerschaft glaubten, Feminismus sei so alt und so überflüssig wie Alice Schwarzer. Sie nämlich seien längst gleichberechtigt und hätten das "Gedöns" gar nicht mehr nötig.
Aber das ist nicht die Mehrheit. Die meisten Frauen heute wollen Karriere und Kinder, einen Mann und ihre Unabhängigkeit, vor allem finanziell. Und dann gibt es da auch noch all jene Frauen, die sich diesen unemanzipierten Plüsch-Luxus erst gar nicht leisten können: Alleinerziehende, Beschäftigte im Niedriglohnsektor, Teilzeitkräfte wider Willen.
Warum dann also dieses Frauenbashing? Werden Frauen davon klüger, schöner, kompetenter, leistungsbereiter? Vermutlich nicht. Eher sind sie beleidigt. Schon wieder so eine, die es geschafft hat und die es jetzt besser weiß, werden sie sagen. Und dann tun sie das, was sie sonst auch tun: sich vermausen und rosa anziehen.
Es ist leider so: Frauen arbeiten oft gegen- statt miteinander. Sie haben es immer noch nicht gelernt, Bündnisse zu schmieden, auch wenn ihnen eine Mitstreiterin mal nicht passt. Stattdessen wird genau geschaut, welche Fehler sie macht. Und die werden dann genüsslich ausgeschlachtet. Das ist unprofessionell, politisch ungeschickt und zutiefst frauenfeindlich.
Die erste Frauenquote in einem deutschen Dax-Unternehmen hat ein Mann eingeführt. In Norwegen war es ebenfalls ein Mann, der die Quote festlegte. In Frankreich und in Schweden gehen Mütter selbstverständlich arbeiten und Väter in Elternzeit. Und was machen die Frauen in Deutschland? Sie keifen - sich gegenseitig an.
Simone Schmollack, geboren 1964 in Berlin, ist Redakteurin bei der "Tageszeitung" in Berlin und Autorin zahlreicher Bücher, darunter "Kuckuckskinder. Kuckuckseltern", "Deutsch-deutsche Beziehungen. Liebe zwischen Ost und West" und "Damals nach der DDR. Geschichten von Abschied und Aufbruch". Sie beschäftigt sich vor allem mit Themen an der Schnittstelle von Politik, Wirtschaft und Privatheit. Sie studierte Germanistik, Slawistik und Journalistik in Leipzig, Berlin und Smolensk.