Künstlerinnen sichtbar machen
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In letzter Zeit bemühen sich Gruppenausstellungen, die Sichtbarkeit von Künstlerinnen zu erhöhen. Das sei ein Anfang, reiche aber nicht aus, meint die Kunstkritikerin Julia Voss. Veränderung könne aber sehr schnell kommen, wenn alle zusammenarbeiten.
Kunst von Frauen sei in Deutschland unterrepräsentiert, meint die Kunstkritikerin und Wissenschaftshistorikerin Julia Voss. Gruppenschauen wie "Kampf um Sichtbarkeit" in Berlin seien nur der Anfang. "Es ist schön, dass sich etwas tut", sagt die 45-Jährige, aber: "Das ist auch ein bisschen enttäuschend, dass wir nach so vielen Jahrhunderten immer noch nicht weiter sind."
Auch eine Geld-Frage
Voss plädiert als nächsten Schritt für Einzelausstellungen von Künstlerinnen. "Man nimmt eine Künstlerpersönlichkeit und stellt die ins Zentrum und leuchtet die aus allen Winkeln aus", sagt Voss. Hierfür müssten sich nicht nur Museumsleitungen finden, die das planen. Auch die Kunstgeschichtler der Häuser seien gefragt, die Bestände zu sichten: "Man muss da richtige Archiv-Arbeit leisten". Zuletzt sei es auch eine Frage des Geldes: "Es muss Leute geben, die Lust haben, sowas zu finanzieren."
Wenn alle Strukturen zusammenarbeiten, gelängen auch sogenannte Blockbuster-Ausstellungen, die viel Publikum anziehen und Geld einbringen, so Voss. Mut gehöre allerdings auch dazu: "Wenn man sich nicht traut, große Ausstellungen zu machen, dann werden die auch keine Blockbuster. Wenn man die Frauen nicht an die große Glocke hängt, kann man auch den Gong nicht hören."
Quote? Warum nicht?
Forderungen nach einer Quote findet die Wissenschaftshistorikerin grundsätzlich richtig: "Als eine Zielvorgabe, wo man hinkommen muss. Damit auf die Zahlen geguckt wird." Denn häufig gebe es in der Öffentlichkeit eine verzerrte Wahrnehmung. Alle Schaltjahre gebe es eine Gruppenschau von Künstlerinnen: "Und plötzlich wird so getan, als gebe es nur noch Ausstellungen mit Frauen", sagt Voss.
Künstlerinnen sichtbarer zu machen könne schnell gehen: "Natürlich könnte man innerhalb von zwei Jahren wahnsinnig viel ändern." Unerlässlich seien dafür aber große Geldgeber wie die Kulturstiftungen des Bundes oder der Länder, die sagen müssten, "wir haben richtig Lust, das zu fördern".
(beb)