Frauen in der Kunstgeschichte

"Seitdem Kunst entsteht, gibt es auch Künstlerinnen"

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Artemisia Gentileschis Gemälde "Selbstporträt als Lautenspielerin". Eine Frau des Barock spielt eine Laute und schaut in Richtung des Betrachters.
Artemisia Gentileschis Gemälde "Selbstporträt als Lautenspielerin" würde einen Platz finden in der Wunschausstellung von Ingrid Pfeiffer. © picture alliance / dpa / EPA / Justin Lane
Ingrid Pfeiffer im Gespräch mit Vladimir Balzer |
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Was würden Kuratorinnen und Kuratoren zeigen, wenn sie frei von Zwängen wären? Eine häuserübergreifende Ausstellung zur Rolle der Frauen in der Kunst, antwortet Ingrid Pfeiffer, Kuratorin an der Frankfurter Schirn. Denn die sei vielen nicht präsent.
Ingrid Pfeiffer, Kunsthistorikerin und Kuratorin an der Schirn-Kunsthalle in Frankfurt am Main, hat sich in den letzten Jahren in ihrem Haus immer wieder mit dem Beitrag von Frauen in Kunst und Kultur beschäftigt. Dennoch würde sie, wenn sie ganz frei wäre, eine viel umfangreichere Schau zu diesem Thema realisieren wollen.
Zusammen mit anderen Frankfurter Museen, wie beispielsweise dem Städel Museum, dem Liebighaus, dem Jüdischen Museum oder dem Museum Angewandte Kunst eine häuserübergreifende Ausstellung, die die Rolle von Frauen in der Kunst ausführlich dokumentiere.

Seit Monaten sind viele Museen geschlossen – warum die "Kunstpause" nicht nutzen, um mal zu träumen? Deshalb haben wir DirektorInnen und KuratorInnen gebeten, ein paar Utopien zu formulieren: Welche Ausstellung sie gern gestalten würden, wenn sie frei von allen Zwängen wären. Die Antworten präsentieren wir in unserer Reihe "Imagine – Was ich unbedingt einmal ausstellen möchte".

Weibliche Kunst ist so alt wie die Kunst selbst

"Mir wird immer wieder klar, dass viele Menschen nicht wissen, dass es schon immer Kunst von Frauen gegeben hat. Seit der Antike über das Mittelalter, den Barock, den Manierismus, die Renaissance, das 19. Jahrhundert bis heute. Und da könnte ich mir sehr gut eine Kooperation mit den genannten Institutionen vorstellen. Da würde jeder sein Forschungsfeld einbringen, eine große didaktische Ausstellung", sagt Pfeiffer.
Seitdem Kunst entstehe, gebe es auch Künstlerinnen. So seien zum Beispiel die illuminierten Handschriften des Mittelalters von gebildeten Nonnen erstellt worden. Man wisse auch, dass Hildegard von Bingen sich nicht nur naturwissenschaftlich betätigt, sondern auch Bücher illustriert habe.
Bei ihrer Arbeit an den Ausstellungen zu weiblichen Künstlerinnen, für die Pfeiffer in den letzten Jahren als Kuratorin tätig war, sei ihr aufgefallen, dass sie selbst nur wenige gekannt habe. Es gebe aber viel mehr als beispielsweise Frida Kahlo oder Meret Oppenheim.
"So geht es mir eigentlich immer: Wenn man über Kunst von Künstlerinnen spricht, sagt jeder: ‚Oh, das war die große Ausnahme‘. Und genau so ist es eben nicht!"

Patriarchale Kunstwelt blind für Frauen

In der Kunstgeschichte habe man erst ab dem 19. Jahrhundert angefangen, aufzulisten, wen es überhaupt gegeben habe, sagt Pfeiffer.
"Und wer hat diese Bücher über Kunst verfasst? Das waren natürlich Männer. Erst im 19. Jahrhundert setzt diese Trennung ein. Wenn Autoren zum Beispiel in der Frührenaissance über Künstler oder Künstlerinnen geschrieben haben, haben sie noch gar nicht so sehr unterschieden."
Erst mit Beginn der Industrialisierung sei die Tendenz zu beobachten, die Rolle von Frauen herunterzuspielen. "Je mehr Frauen in die Universitäten und Museen gedrängt sind, wichtiger wurden in der Gesellschaft, desto mehr gab es Bestrebungen, sie auch wieder zurückzudrängen."
Dass sich die mangelnde Wahrnehmung von Frauen in der Kunst bis heute gehalten hat, führt Pfeiffer auch darauf zurück, dass viele die Literatur von früher einfach abschrieben und damit den bestehenden, männlich-geprägten Kanon fortschrieben, obwohl die Forschung da schon weiter sei. An den Universitäten gebe es viele Seminare zu Künstlerinnen und es würden Magisterarbeiten und Doktorarbeiten zur Rolle von Frauen in der Kunst verfasst.
(rja)
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