Die Universität Rostock veranstaltet eine Fachtagung zum Thema "Frauen im Extremismus", organisiert von Nina Käsehage.
"Vielfach sind sie Täterinnen"

Rechtsextremistinnen, Dschihadistinnen, Salafistinnen: Frauen spielen längst eine aktive Rolle in extremistischen Strömungen. Die Historikerin Nina Käsehage erklärt, welche Aufgaben sie übernehmen und was ihnen gemeinsam ist.
Frauen im Rechtsextremismus und im Dschihadismus teilen laut Nina Käsehage denselben Blick auf die Gesellschaft: dass diese so nicht weiter bestehen könne - und dass daher auch das Mittel der Gewalt erlaubt sei. Bislang wende sich die öffentliche Aufmerksamkeit mehrheitlich den Männern zu, erklärte die Historikerin im Deutschlandfunk Kultur.
Dabei würden Frauen im Extremismus verstärkt eine Rolle spielen, etwa im Bereich der Logistik. Sie würden auch nach außen hin ein so genanntes "freundliches Bild" abgeben, um Sympathisanten anzulocken: "Diese Frauen werden immer bedeutsamer", warnt die Historikerin und Religionswissenschaftlerin.
Frauen rekrutierten für den IS
In Großbritannien seien Frauen zuletzt im dschihadistischen Bereich "auffällig in Erscheinung" getreten - sie hätten einen Anschlag auf das Parlament geplant. In Frankreich hätten sie versucht, einen Wagen zur Explosion zu bringen, und auch in Deutschland seien Frauen in Bezug auf den so genannten "Islamischen Staat" aktiv und hätten dafür rekrutiert.
Zwischen Rechtsextremistinnen und Dschihadistinnen sieht Käsehage ein gemeinsames Ziel: Deren Auffassung sei es, viele Kinder entweder für das kommende "Reich" oder das "Kalifat" zu schaffen.
Verlässliche Zahlen gebe es bislang nicht, sagte Käsehage. Aber etwa ein Drittel der Minorität der Dschihadisten in Europa seien Frauen. Interessant sei dabei der Genderaspekt: "Warum ist unser Blick in einem aufgeklärten Europa immer noch der, dass sie das Opfer einer solchen Organisation sind? Vielfach sind sie eben auch Täterinnen. Und auch hierfür müssen wir den Blick schärfen, um gemeinsam präventiv dagegen auch vorgehen zu können." (bth)