Mareice Kaiser, Jahrgang 1981, lebt in Berlin. Die Journalistin und Sachbuchautorin ist Chefredakteurin des feministischen Online-Magazins "Edition F". und schreibt unter anderen für "Die Zeit" , "Brigitte" und die "taz". 2016 erschien ihr erstes Sachbuch "Alles inklusive". Sie ist Co-Autorin von "Nicht nur Mütter waren schwanger". Kürzlich hat sie ihr neues Buch veröffentlicht, mit dem Titel: "Das Unwohlsein der modernen Mutter. Sie ist Gründerin des mehrfach ausgezeichneten Blogs "Kaiserinnenreich" und hat die Initiative "Kreuzberg hilft" mitbegründet.
"Es gibt so viele Mütter mit Burn-out wie noch nie"
29:45 Minuten
Moderne Mütter sind oft überfordert. In der Pandemie mehr denn je: Sie sollen ihre Kinder betreuen, zugleich ihren Beruf ausüben, sich um die eigenen Eltern kümmern und dabei als Frau attraktiv sein. Stress pur, findet Journalistin Mareice Kaiser.
"Moderne Mütter müssen alles sein", sagt Mareice Kaiser, Chefredakteurin des feministischen Online-Magazins "Edition F". Das Versprechen, das sich mit den verschiedenen Rollen, die es auszufüllen gilt, verbindet, laute: "Du kannst das alles haben. Und wenn das nicht so funktioniert, dann liegt es an dir".
Das erzeuge einen enormen Druck auf viele Frauen mit Kindern. Oft blieben sie damit allein. Unsere gesellschaftlichen Strukturen seien nicht für Menschen mit Kindern gemacht, ist die Journalistin überzeugt. Zwar habe sich seit den 1950er-Jahren etwas verändert, auch in der Arbeitswelt. "Die Richtung stimmt", aber es gehe viel zu langsam. Damit sich wirklich etwas ändere, müssten sich auch Väter stärker einbringen und engagieren.
Ein anderer Umgang mit der Zeit
In der Pandemie leisteten Mütter den größten Teil der zusätzlich anfallenden Fürsorgearbeit, besagen aktuelle Studien. Das summiere sich im Schnitt auf acht Stunden pro Tag. Bei Vätern seien es dagegegn nur viereinhalb Stunden.
Letztlich bedürfe es einer radikalen "Abkehr von dieser Leistungsgesellschaft", und zugleich dem Maßstab für Erwerbsarbeit "in Übervollzeit", damit sich etwas an der Gleichzeitigkeit aller Ansprüche an Eltern ändern könne, glaubt Kaiser. In diesem Zusammenhang plädiert sie "in jedem Fall für ein bedingungsloses Grundeinkommen". Es sei nicht hinnehmbar, dass Mutterschaft noch immer zu den größten Armutsrisiken zähle, vor allem bei Alleinerziehenden.
Rollenklischees aufbrechen
Viele strukturelle Probleme beim Leben mit Kindern haben gleichgeschlechtliche und heterosexuelle Paare gleichermaßen. Allerdings hätten dominante Rollenklischees, die bei der Wahl des Lebensmodells wenig freie Wahl ließen, in heterosexuellen Beziehungen ein größeres Gewicht, sagt Kaiser.
Wer in der Partnerschaft welche Aufgaben übernehme, sei bei gleichgeschlechtlichen Beziehungen eher ein Aushandlungsprozess. Es sei wünschenswert, die Begriffe Mutter und Vater vom Geschlecht zu lösen, um Mütterlichkeit und Väterlichkeit allen Menschen zuzugestehen.
(AnRi)
Das Interview im Wortlaut:
Deutschlandfunk Kultur: Kürzlich ist Mareice Kaisers zweites Sachbuch erschienen – "Das Unwohlsein der modernen Mutter" heißt es. Sie ist 40 Jahre alt, Mutter einer Tochter, teilzeit-alleinerziehend, weil die Tochter zur Hälfte der Zeit bei ihrem Vater lebt. Das Private gehört ausnahmsweise an dieser Stelle hierher, weil in das Buch die eigenen Erfahrungen eingeflossen sind. Sie ist eine dieser modernen Mütter, über die sie schreibt.
Tenor im Buch, Frau Kaiser, ist: Der modernen Mutter ist unwohl, weil sie mehr sein will als Mutter, verschiedene Rollen ausfüllen will: Mutter und berufstätige Frau und Geliebte und Freundin und Tochter und gesellschaftlich bzw. politisch engagiert sein will. Sie glauben, von Wollen kann gar nicht die Rede sein. Sie muss.
Mareice Kaiser: Sie soll. Das ist nicht nur eine eigene Entscheidung, sondern das ist der gesellschaftliche Druck, der auch besteht. Mütter bekommen heute deswegen auch diese Spezifizierung: "Moderne Mütter müssen alles sein". Also, die Versprechung ist: "Du kannst das alles haben. Und wenn das nicht so funktioniert, dann liegt es an dir". Es ist heute ein gesellschaftliches Ideal.
Auf der einen Seite soll man die selbstaufopfernde Mutter sein, die sich sehr gut um das Kind oder die Kinder kümmert, dann aber auch gern mit Erwerbsarbeiten ein bisschen Karriere machen soll, aber nicht zu viel. Der Körper soll nach der Geburt bitte auch nicht so aussehen, als hätte er ein Kind bekommen. Es sind einfach sehr, sehr viele Ideale, die da zusammenkommen.
Deutschlandfunk Kultur: Aber liegt nicht in dieser Möglichkeit der Rollenvielfalt auch eine große Chance?
Kaiser: Rollenvielfalt ist auf jeden Fall eine große Chance. Gleichzeitig wird es dann schwierig, wenn man merkt, das gilt nicht für alle. Nicht alle können allen Rollenidealen entsprechen. Eine alleinerziehende Mutter von zwei, drei Kindern, eins davon vielleicht mit einer Behinderung oder erhöhtem Pflegebedarf, die kann nicht sechzig Stunden arbeiten und Karriere machen. Die hat keine andere Person, die sich mit um die Kinder kümmert. Wie soll das gehen?
Da ist eben das Problem. Das ist auch der Ursprung dieses Unwohlseins. Diese Versprechung, du kannst, sollst und willst alles haben und alles machen, gilt nur für einen sehr privilegierten Teil von Müttern. Allen anderen wird suggeriert, dass das Scheitern ihre persönliche Schuld ist. Letztendlich liegt es aber an den Strukturen, in denen wir leben.
Deutschlandfunk Kultur: Was ist das größere Problem dabei? Die Ansprüche an sich selbst, die Frau, die eine Mutter hat? Oder eben dieser gesamtgesellschaftliche Diskurs über das, was als "normal", was als "vorbildhaft" gilt?
Kaiser: Das eine entspringt aus dem anderen. Dieses Ideal, das ich an mich selbst anlege, das habe ich mir nicht selbst ausgedacht, sondern das ist eine Entwicklung der Zeitgeschichte. Wir alle sind nicht einfach Individuen und es ist uns total egal, was um uns herum passiert. Nein, wir sind Teil einer Gesellschaft, die bestimmte Werte hat, die bestimmte Anforderungen hat, die wir zu erfüllen haben.
Da kommt dann noch ein bisschen mehr dazu. Das ist nicht selbst gewählt, sondern wirklich Teil einer gesellschaftlichen Entwicklung. Da hat sich etwas verändert. Wenn wir zum Beispiel mal gucken, wie war das in den 50er Jahren oder zum Beispiel bei der Generation meiner Eltern, da gab es nicht den Druck, auch noch erwerbsarbeiten zu müssen. Da gab es anderen Druck.
Moderne Mütter gestresster als ihre Mütter es waren?
Deutschlandfunk Kultur: Heißt das dann im Umkehrschluss, dass die unmoderne Mutter, also die in Westdeutschland in den Nachkriegsjahrzehnten, wie Sie es angesprochen haben – nur Hausfrau und Mutter sein - dass der weniger unwohl war?
Kaiser: Das würde ich nicht sagen. Die Mütter hatten vor allem sehr viel weniger Bühne, um ihr Unwohlsein aussprechen zu können.
Deutschlandfunk Kultur: Aber sie hatten natürlich nicht diese Konflikte zwischen den verschiedenen Rollenanforderungen.
Kaiser: Sie hatten aber ganz andere Konflikte. Häusliche Gewalt zum Beispiel wurde damals einfach unwidersprochen hingenommen. Ehefrauen durften erst in den 70er Jahren eigene Konten eröffnen. Es gab keine Möglichkeit, sich von gewalttätigen Ehemännern zu trennen. Da gab es noch ganz anderen Druck.
Sehr viele Mütter haben sich mit "Frauengold" ruhiggestellt. Alkohol war auf jeden Fall immer ein großes Mutter-Thema. Mütter konnten sich damals einfach überhaupt nicht frei für ihre Mutterrolle entscheiden oder auch ganz oft nicht für oder gegen den Partner, weil sie finanziell abhängig waren.
Deutschlandfunk Kultur: Nun haben sie also Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten hinzugewonnen. Aber gleichzeitig haben Sie, wenn ich Sie richtig verstehe, nicht den Raum, um sich wirklich entfalten zu können?
Kaiser: Das ist der Trugschluss. Es klingt nach einer feministischen Errungenschaft, dass Mütter heute auch erwerbsarbeiten können und sollen. Aber gleichzeitig wurden die Strukturen nicht geändert. Die richten sich immer noch an heterosexuellen kinderlosen Männern aus, so wie wir unser Arbeitsleben strukturieren, und eben nicht an Menschen, die auch Fürsorgetätigkeiten ausüben.
Das ist noch ein Relikt aus dieser 50er- Jahre-heterosexuellen-Verbindung, wo der Mann erwerbsarbeiten in Vollzeit geht und die Frau ist zu Hause und macht das Zuhause hübsch und kümmert sich um die Kinder. Strukturell ist ziemlich wenig passiert seitdem, aber alles soll jetzt reinpassen. Und deshalb zwickt und drückt es an allen Stellen.
Deutschlandfunk Kultur: Ob da wirklich so wenig passiert ist, das möchte ich gleich nochmal vertiefen. Aber ich möchte noch einen kleinen Moment bei diesen Rollenanforderungen bleiben.
Was ein Riesenproblem ist, ist die Gleichzeitigkeit von dem allen. Es gilt Partnerschaft, Kinder, Karriere, alternde Eltern nicht zu vergessen, Freundschaften, die man auch haben will, unter einen Hut zu bringen – die berühmte, oft mittlerweile zitierte Rushhour des Lebens.
Sie sprechen davon, dass die im Alter zwischen 28 und 34 ist. So benennen Sie den Zeitraum in Ihrem Buch. Ich halte dagegen: Ist das nicht letztendlich von Ende 20 bis Mitte 50 – mindestens?
Kaiser: Ich zitiere das aus einer Studie. Auf diesen Begriff bin ich nicht gekommen, sondern ich zitiere den. Aber ich gebe Ihnen recht, dass sich das auf jeden Fall ausgeweitet hat.
Rollenvielfalt nur für privilegierte Mütter eine Chance
Deutschlandfunk Kultur: Wenn ich mich nur auf Mutterschaft konzentriere, dann muss ich die perfekte Mutter in allen Einzelteilen sein. Wenn ich nur berufstätig bin, dann muss ich da einen hervorragenden Job machen, in jeder Situation und natürlich auch Karriere. Wenn sich das aber so ein bisschen gegenseitig relativiert, entlastet das dann nicht auch?
Kaiser: Es ist immer einfach zu sagen, dass hinter strukturellen Herausforderungen auch eine Chance liegt. Ich sehe die Chance aber wirklich nur bei einem sehr privilegierten Teil. Alle anderen sind damit beschäftigt, von A nach Z zu hetzen und dabei sich selbst zu vergessen.
Deutschlandfunk Kultur: Diese Unvereinbarkeit - alle Anforderungen, alles unter einen Hut zu bringen, die ganzen verschiedenen Ansprüche und dem dann auch nicht immer umfänglich gerecht werden zu können - das ist aber eigentlich nichts Frauenspezifisches. Auch Männer - jedenfalls die, die auch Rollenvielfalt wollen, die auch Väter sein wollen, die auch Karriere machen wollen - die kennen das doch auch.
Kaiser: Bloß nicht in dem Ausmaß. Alle Studien zeigen, dass die Care-Arbeit - die Fürsorgearbeiten rund um Kinder und Haushaltsarbeit - mehrheitlich von Frauen und vor allem von Müttern gemacht werden. In der Coronakrise hat das nochmal zugenommen. Aktuell sagen Studien, dass Mütter acht Stunden pro Tag unbezahlte Fürsorgearbeiten leisten, während das Väter viereinhalb Stunden machen. Sie haben ein bisschen aufgeholt. Aber wenn wir uns da die Relationen ansehen, dann ist das einfach eine sehr, sehr große Schieflage.
Väter, die diese Fürsorgearbeiten auch übernehmen wollen, haben natürlich auch das ähnliche Problem. Aber wir sind da noch lange nicht bei Gleichberechtigung angelangt.
Deutschlandfunk Kultur: Diese Unvereinbarkeit aller Anforderungen wird die gemindert - und damit auch das Unwohlsein - wenn es zumindest mal finanzielle Sicherheit gibt und damit auch finanzielle Mittel vorhanden sind, um einen Teil der Sorgeaufgaben auszulagern?
Kaiser: Da führt sich dann die Ungerechtigkeit weiter fort. Sowohl Care- als auch Pflegeberufe sind beide super schlecht bezahlt. Das sind dann auch sehr oft Frauen, die unter Mindestlohn arbeiten. Das kann auf keinen Fall die Lösung sein. Wir müssen stattdessen neu über Erwerbsarbeit nachdenken, darüber, was brauchen eigentlich Menschen, die Fürsorgearbeiten übernehmen.
"Wir brauchen eine radikale Arbeitszeitverkürzung"
Wir sehen jetzt in der Pandemie, wie wichtig das ist. Wir sehen, was auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wichtig ist. Das kann nicht sechzig Stunden die Woche Erwerbsarbeit sein, sondern das muss so sein, dass man sich noch um sich selbst und vor allem auch um andere zu kümmern. Deswegen brauchen wir einfach eine radikale Arbeitszeitverkürzung. Und trotzdem muss von dieser Arbeit gelebt werden können.
Deutschlandfunk Kultur: Da, wo sich die moderne Mutter die Erziehungsarbeit in einer Partnerschaft teilen kann und wo es gesicherte finanzielle Verhältnisse gibt, ändert sich trotzdem wenig an den Ansprüchen an sich selbst?
Kaiser: Selbstverständlich ist die finanzielle Unabhängigkeit die Grundlage für freie Entscheidungen und damit auch für eine gerechtere Aufteilung von Fürsorgearbeiten und Erwerbsarbeiten. Ich kann doch nur glücklich sein mit dem, was ich tue, wenn ich das Gefühl habe, ich habe mich frei dazu entschieden.
Wenn wir uns Mutterschaft anschauen, dann ist das einfach immer noch eines der größten Armutsrisiken. Ich finde es ein bisschen schwierig, zu meinen, wenn wir es jetzt für einen kleinen Teil, - also, heterosexuelle Beziehungen, beide erwerbsarbeiten und care-arbeiten - wenn es da funktioniert, ist es dann gut für alle. Das ist auch die politische These meines Buches, dass man das umdrehen muss.
Damit es allen Menschen bei der Aufteilung der Arbeit gut geht, müssen wir ein anderes Familienmodell als politische Vorlage haben. Bei allen politischen Entscheidungen müssen wir uns eher überlegen: Wie geht es einer alleinerziehenden Mutter mit zwei, drei Kindern mit erhöhtem Pflegebedarf? Was braucht sie, um gut zu leben? Wenn sie eine Arbeit hat, die sie neben den Fürsorgearbeiten rund um ihre Kinder machen kann, wovon sie leben kann, wovon sie eine gute Wohnung bezahlen kann, vielleicht einmal im Jahr in Urlaub fahren kann, kurze Wege zu Kitas und Schulen hat, wo ihre Kinder gut betreut sind - dann geht es von mir aus auch dieser privilegierten Paarbeziehung gut. Aber ich würde im gesellschaftlichen Diskurs gerne andere Perspektiven einbringen, die immer vernachlässigt werden
Deutschlandfunk Kultur: Partnerschaft war nicht geschlechtsspezifisch gemeint. Wenn sich zwei Menschen zusammentun - welchen Geschlechts auch immer - und diese Beziehungen sind finanziell abgesichert, dann ist das egal, welche Art von sexueller Orientierung oder welches Geschlecht dahintersteckt.
Kaiser: Ich erwähne aber gerne die heterosexuellen Beziehungen, weil es dazu die meisten Statistiken gibt und auch die großen Ungerechtigkeiten. Wir haben immer noch den Gender-Pay-Gap, die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern. Das kommt bei heterosexuellen Paaren mit Kindern dann immer dazu.
Ich liebe meine Kinder, aber ich hasse mein Leben?
Deutschlandfunk Kultur: Sie haben gesagt, dass die Strukturen, wie sie heute noch vorherrschen, sich gegenüber den in den 50er Jahren in der damaligen Bundesrepublik im Grunde nicht sehr verändert haben. Führt das dazu, dass eine Situation entsteht, in der Frauen ihre Mutterschaft bereuen? Es gab vor ein paar Jahren ein Buch einer Israelin, Orna Donath. Das hat einen Riesenwirbel ausgelöst. Es hieß "regretting motherhood", also Bedauern, dass man Mutter geworden ist.
Wichtiger ist aber vielleicht noch die ambivalente Haltung mancher Frauen, die nämlich sagen: "Ich liebe meine Kinder, aber ich hasse mein Leben." Inwieweit hat das etwas mit den Strukturen zu tun oder mehr mit den eigenen Rollenerwartungen?
Kaiser: Das hat ganz viel mit den Strukturen zu tun. Es geht bei der Frage, ob ich meine Mutterschaft bereue oder nicht, bei den befragten Müttern dieser Studie meistens tatsächlich darum, zu welchen Bedingungen Mutterschaft gelebt werden kann. Auch innerhalb Deutschlands gibt es aktuell durchaus viele Mütter, die sich unter dem Hashtag "regretting motherhood" bemerkbar machen.
Tenor ist immer der, dass sie sagen: "Mit dem Kind hat das überhaupt gar nichts zu tun, sondern mit den Bedingungen." Da geht es darum, dass man – sobald man Mutter wird – vor allem nur noch Mutter ist, bestimmte Dinge nicht mehr möglich sind. Das liegt am Zusammenkommen der Ideale, aber ebenso an den Strukturen und auch daran, wie Erwerbs- und Fürsorgearbeiten miteinander zu vereinbaren sind, nämlich nur mit sehr großem Aufwand.
Deutschlandfunk Kultur: In ihrem Buch schreiben Sie, dass es nicht gut bestellt ist mit der viel zitierten Vereinbarkeit von Familie und Beruf, dass das ist eher eine reine Illusion ist. Kann man nicht sagen, dass sich in der Hinsicht wirklich – bei allen Schwachstellen – schon eine Menge getan hat? Wir haben Teilzeit. Wir haben Gleitzeit. Wir haben Anspruch auf Kindergartenplatz. Wir haben bezahlte Elternzeit. Das ist alles vielleicht noch nicht genug, aber nicht nichts.
Kaiser: Würde Ihre These stimmen, dann hätten wir gerade nicht die Kommentare zu Annalena Baerbock. Da ist mal eine Mutter von zwei noch ziemlich jungen Kindern in einer Spitzenposition und es wird nicht mehr über Inhalte gesprochen, sondern nur: "Ach du liebes Bisschen, wie soll die sich denn jetzt noch weiter um ihre Kinder kümmern?" Es wird darüber geschrieben, dass der Vater dann Vollzeitvater sein wird. Ich habe noch nie von einer Vollzeitmutter gehört. Der aktuelle Diskurs um Annalena Bearbock widerlegt Ihre These leider.
Rückschritte bei der Gleichberechtigung in der Pandemie
Deutschlandfunk Kultur: Das ist der Diskurs. Aber die Fakten in der Arbeitswelt sprechen doch dafür, dass es einen Prozess gibt, dass man versucht, es Menschen – überwiegend, wie Sie vielleicht zu recht beklagen, immer noch Mütter – möglich zu machen, Familie und Beruf zu vereinbaren. Wie gesagt, absolut nicht perfekt, aber die verschiedenen Arbeitszeitmodelle, die es mittlerweile gibt, den Anspruch auf Kinderbetreuung, den es gibt - es ist doch nicht so, dass sich überhaupt nichts entwickelt hätte.
Kaiser: Es bewegt sich auf jeden Fall in die richtige Richtung. Damit das aber auch wirklich gut funktioniert und nachhaltig für alle und wir wirklich eher auch in eine Arbeitswelt kommen, die gerechter ausgestaltet ist, müssten dann auch mal die Männer mitmachen.
Wenn wir zum Beispiel an die Elternmonate denken, haben wir diesen Begriff "Vätermonate." Das sind dann immer nur zwei. Und damit wird automatisch davon ausgegangen, dass sie ein Jahr nach der Geburt die Elternzeit nehmen. Da gibt es einfach noch so viele grundlegende Unterschiede.
Ich gebe Ihnen Recht: Die Richtung stimmt. Aber gerade jetzt in der Pandemie, wo die Lasten der Fürsorgearbeiten mehrheitlich auf den Schultern der Mütter lasteten und auch noch immer lasten, müssen wir wirklich aufpassen, dass wir da nicht wieder zurückfallen.
Deutschlandfunk Kultur: Sie haben gesagt, dass es eine neue Vorstellung von Vollzeit in der Arbeitswelt geben müsste. Die Soziologin Frigga Haug spricht von einer Zwanzigstundenwoche. Sie geht von einem 16-Stunden-Arbeitstag aus, der zu vierteln wäre. Also: ein Viertel Erwerb, ein Viertel Sorge-, Care-, Familienarbeit, ein Viertel eigene Entwicklung und kulturelle Arbeit und ein Viertel gesellschaftliches und politisches Engagement.
Ist das eine Vorstellung, die mehrheitsfähig ist? Wollen Menschen, wollen Frauen ein Viertel ihrer wachen Zeit mit gesellschaftlichem und politischem Engagement verbringen?
Kaiser: Ich bin mir sehr sicher, dass das mehrheitsfähig ist. Ich bin mir gleichzeitig auch sicher, dass wir so eingespannt sind in unserer kapitalistischen Leistungsgesellschaft, dass es vielen Menschen – ich will mich da gar nicht ausschließen – schwerfällt, sich diese Vision wirklich vorzustellen und sich wirklich vorzustellen, was es bedeuten würde, von 20 oder 25 Stunden Erwerbsarbeit wirklich ein gutes Leben führen zu können, und wie viel Potenzial sich dadurch ergeben würde.
Wir sollten das aber alle unbedingt tun. Ich bin mir ganz sicher, dass es nicht nur Müttern so geht, dass sie sich sehr gehetzt fühlen, dass sie immer das Gefühl haben, überall nur halb zu sein, nirgendwo ganz. Und dass sehr viel mehr Menschen Lust haben, sich um andere zu kümmern, sich mit Freundinnen zu treffen, im Chor zu singen, tanzen zu gehen, wenn das dann Coronakonform wieder möglich ist. Ich bin mir sicher, dass es sehr wenig Menschen gibt, deren Lebensinhalt eine 60- bis 80-Stundenerwerbswoche ist, von der sie dann vielleicht noch nicht mal gut leben können.
Frei für ein Lebensmodell entscheiden können
Deutschlandfunk Kultur: Sie sagen, dass das patriarchal-konservative Familienbild noch immer vorherrscht. So beschreiben Sie es in Ihrem Buch. Das bedeute, dass die klassische Rollenaufteilung zwischen Männern und Frauen noch immer vorherrschend ist. Was ist mit jenen Frauen, die sich ganz bewusst, ganz gezielt zu Beginn der Mutterschaft entscheiden - nicht hineingedrängt, sondern frei gewählt, und sich da auch nicht reinreden lassen wollen - dass sie sich für eine Zeit X in den ersten Lebensmonaten, den ersten ein, zwei Lebensjahren ihres Kindes voll und komplett auf die Mutterrolle konzentrieren wollen? Wie berechtigt ist ein solches Anliegen?
Kaiser: Total berechtigt. Darum geht es mir vor allem in meinem Buch. Es geht darum, dass Menschen freie Entscheidungen treffen für das Lebensmodell, das sie leben möchten. Ich beobachte aber, dass es noch nicht so weit ist, weil es viele, vor allem auch wirtschaftliche, finanzielle Zwänge gibt und ganz viele Menschen noch nicht frei entscheiden können: "Möchte ich das wirklich genau so?" Darum geht es.
Mir geht es überhaupt gar nicht darum zu sagen, so und so hat jetzt das perfekte Familienmodell auszusehen. Sondern es geht darum, dass es die Möglichkeit einer freien Entscheidung gibt. Ich weiß, dass sich sehr, sehr viele Mütter, für das Modell, das Sie gerade beschrieben haben, nicht frei entscheiden, sondern meistens entscheiden sie das, weil der Mann, der dann dazugehört, oft – auch oft wegen des Gender Pay Gap - mehr verdient als die Frau und es dann schlicht aus wirtschaftlichen Gründen so entschieden wird.
Deutschlandfunk Kultur: Viele der Probleme, die sich mit der Mutterschaft verknüpfen, ließen sich ändern mit guten, finanzierbaren, flexiblen Betreuungsangeboten. Auch dann wäre das Problem nicht beseitigt, denn Fremdbetreuung, zumindest für die ganz Kleinen, ist noch immer stigmatisiert.
Kaiser: Ich würde es nicht "Fremdbetreuung" nennen. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass die Leute, die Kinder in Kitas oder Schulen betreuen, keine Fremden sind, sondern das sind oft sehr enge Bezugspersonen, die sich ganz toll um die Bildung und Weiterentwicklung von Kindern kümmern. Von daher habe ich für die Stigmatisierung nicht so viel Verständnis.
So viele Mütter mit Burn-out wie noch nie
Deutschlandfunk Kultur: Sie beklagen auch, dass Frauen – gerade wenn sie alleinerziehend sind – vor allem in den frühen Jahren der Mutterschaft eine Art Vereinzelung erleben. Warum tun sich Frauen nicht mehr zusammen und organisieren Betreuungsarbeit gemeinsam, teilen sie auf, übernehmen die Kinder der anderen phasenweise und geben im Gegenzug phasenweise dafür ihre Kinder ab. Es gibt ein schönes afrikanisches Sprichwort: "Nur ein ganzes Dorf kann ein Kind erziehen." Warum gibt es da nicht mehr Selbstorganisation?
Kaiser: Natürlich sollten sich Menschen immer mehr verbünden und gucken, wie sie ihre Zeit zusammen gut nutzen können. Ich finde das bei Benachteiligung - und aktuell, so wie wir leben, sind nun mal Mütter strukturell benachteiligt - immer schwierig, den Benachteiligten die Verantwortung für die gesellschaftliche Veränderung in die Schuhe zu schieben.
Aktuell gibt es so viele Mütter mit Burn-out wie noch nie. Da dann zu sagen, "das sind die, die sich jetzt noch verbünden sollen, das sind die, die jetzt noch Petitionen starten sollen, das sind die, die jetzt alles ändern sollten" - das funktioniert irgendwann nicht mehr, wenn man die ganze Zeit am Limit ist und in der Erschöpfung lebt.
Von daher wäre mein Appel eher an die Solidarität anderer Menschen. Wenn Menschen benachteiligt sind, dann können sie sich nicht selbst dafür einsetzen, sondern es muss darum gehen, dass andere Menschen sich solidarisch zeigen, dass dann zum Beispiel die Väter mehr übernehmen, dass Väter vielleicht auch mal eine Petition starten und auch Menschen ohne Kinder solidarisch sind mit Menschen mit Kindern.
Deutschlandfunk Kultur: Das Stichwort "Bezahlung" ist schon ein paar Mal gefallen. Hausarbeit, Kinderbetreuung, Sorgearbeit ist in der Regel unbezahlt, wenn sie nicht ausgelagert wird, dann meist auch an andere Frauen. Brauchen wir ein Sorgegeld? Brauchen wir ein bedingungsloses Grundeinkommen, so dass sich dieses Problem nicht mehr stellt?
Kaiser: Wir brauchen einen anderen Umgang mit unserer Zeit. Also, wir brauchen wirklich eine Abkehr von dieser Leistungsgesellschaft, in der die Person am meisten wert ist, die im Sinne des Kapitalismus am leistungsfähigsten ist, also im Sinne von Erwerbsarbeit in Übervollzeit. Es muss wirklich darum gehen, dass wir Strukturen einer Gesellschaft schaffen, in der Fürsorge möglich ist – für uns selbst und für andere.
Anhängerin des bedingungslosen Grundeinkommens
Deutschlandfunk Kultur: Was wäre so etwas Sorgegeld? Wo man dann wieder drüber diskutieren muss, wie hoch das sein muss? Man müsste davon auch leben können. Und was ist mit bedingungsloser Grundsicherung, was zumindest mal die Existenzsorgen wegnehmen könnte?
Kaiser: Ich bin auf jeden Fall Anhängerin eines bedingungslosen Grundeinkommens. Das könnte ganz viel Druck nehmen und auch diese soziale Schere, die mmer mehr aufgeht, ein bisschen mehr zuklappen. Das wäre auf jeden Fall eine Möglichkeit und mal eine visionäre Idee. Davon gibt es sehr, sehr wenige. Ich bin sehr dankbar dafür, dass es wenigstens diese Idee gibt. Sie ist es wert, sie mal praktischer durchzudenken.
Deutschlandfunk Kultur: Glauben Sie denn, dass, wenn man ein Sorgegeld, alternativ zu der Grundsicherung, einführen würde - also Hausarbeit, Kinderarbeit, Sorgearbeit bezahlen würde - dass dann die Verteilung zwischen dieser Art von Arbeit auf der einen und Erwerbsarbeit auf der anderen Seite, zwischen Männer und Frauen besser geregelt würde?
Kaiser: Ich weiß nicht, ob ich für ein Sorgegeld bin. Ich bin auf jeden Fall für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Und ich bin dafür, wegzugehen von einem Leistungsfetisch hin zu einer solidarischen Gesellschaft, in der Menschen Lust, Zeit und Raum haben, sich um sich selbst und um andere zu kümmern. Wenn wir das nur machen, wenn uns dafür viel Geld bezahlt wird, sollten wir uns wirklich fragen, ob wir in so einer Gesellschaft leben wollen.
"Rollenklischees seltener bei gleichgeschlechtlichen Paaren"
Deutschlandfunk Kultur: Wir halten mal fest: Mutterschaft hat sehr viele verschiedene Aspekte, die alle irgendwie zusammenhängen – individuelle, psychische, soziale, politische, strukturelle Probleme. Viele der Gründe, warum sich die moderne Mutter unwohl fühlt, gelten nur in heterosexuellen Beziehungen?
Kaiser: Viele, ja. Ich habe für mein Buch auch mit vielen Paaren gesprochen, die in nicht heterosexuellen Familien leben. Da kann man auf jeden Fall beobachten, dass die Rollenklischees nicht so stark wirken und dass es eine viel größere Offenheit gibt, auch vor der Entscheidung für Kinder darüber zu sprechen: Wie wollen wir eigentlich zusammenleben? Wer will was machen? Da ist es dann nicht so wie bei heterosexuellen Beziehungen, dass dann eher davon ausgegangen wird, dass die Frau eben ein Jahr zu Hause bleibt und der Vater zwei Monate zu Hause bleibt, sondern da gibt es eine sehr viel größere Offenheit für neue Familienmodelle.
Und dann gibt es darüber hinaus ja auch Familien, wo es nicht nur zwei Partnerinnen gibt, sondern Co-Parenting-Familien. Auch da beobachte ich viel mehr Potenzial in die Richtung, die ich mir wünschen würde - nämlich zu einer freien Entscheidung für alle.
Deutschlandfunk Kultur: Aber die strukturellen Probleme sind ja die gleichen. Es ist nur nicht von vornherein klar, wer von beiden oder dreien welche Rolle übernimmt.
Kaiser: Wenn wir zum Beispiel nochmal auf den Gender-Pay-Gap zurückkommen, sind die nicht die gleichen. Wenn ich mit einer Frau zusammenlebe, dann hat sie die gleichen Möglichkeiten für ein gutes Einkommen wie ich. Und dann liegt es nicht auf der Hand, dass die Frau zu Hause bleibt und der Mann arbeiten geht, weil es ähnliche Grundvoraussetzungen sind.
Ich habe auch mit vielen lesbischen Paaren geredet. Da ist eine ganz andere Grundhaltung, wenn es darum geht: Wer übernimmt mehr Fürsorgearbeiten? Das ist dann eben nicht geschlechtsabhängig, sondern persönlichkeitsabhängig. Da kann sich jedes heterosexuelle Paar auch was von abgucken.
Begriffe Vater und Mutter vom Geschlecht lösen?
Deutschlandfunk Kultur: Sie kritisieren im Buch: Die patriarchal-konservative Vorstellung von Familien verknüpft die Begriffe Mutter und Vater nach wie vor mit dem Geschlecht. Sie möchten, dass die Vorstellung von Mutter und Vater von der biologischen Geschlechtszugehörigkeit gelöst wird. Können Sie verstehen, dass das für weite Teile der Gesellschaft etwas befremdlich klingt?
Kaiser: Ich weiß gar nicht, ob das so ist. Ich habe oft das Gefühl, dass die Gesellschaft schon viel weiter ist als die politischen Strukturen, in denen wir uns befinden. Ich höre eigentlich das Gegenteil, nämlich dass viele Menschen den großen Wunsch haben, auch Mütterlichkeit – und damit meine ich Menschlichkeit – zu zeigen und auch zu leben.
Ich spüre auch von vielen Vätern genau diesen Wunsch und bekomme ganz tolle Rückmeldungen, dass sie sagen: "Wir haben eigentlich Lust, uns auch viel mehr einzubringen." Ich spüre da schon länger eine große gesellschaftliche Veränderung, während die Politik und die politischen Entscheidungen, die getroffen werden, sehr stark hinterherhinken. Es gibt eine sehr viel größere Offenheit als das bisher in der Politik abgebildet wird.
Deutschlandfunk Kultur: Dann müsste man auch gesetzlich darauf reagieren: Elternschaft ist da, wo Kinder sind, losgelöst vom Geschlecht und losgelöst von der Zuordnung der jeweiligen Rolle. Es dürfte nicht mehr verboten sein, dass Samenspenden von gleichgeschlechtlichen Paaren genutzt werden oder dass ein Kind nur eine Mutter, nämlich die Gebärende, haben darf. Letztendlich dürfte auch Leihmutterschaft nicht mehr verboten sein.
Kaiser: In dieser Richtung gibt es ja schon ganz viele auch aktuell laufende Verfahren an deutschen Gerichten. Ich bin mir sehr sicher, dass – wenn wir in zehn Jahren miteinander sprechen – wir über einen Großteil dieser Fragen gar nicht mehr sprechen müssen, weil es längst selbstverständlich ist, dass Familie sehr viel mehr ist als Mutter, Vater, Kind.
Deutschlandfunk Kultur: Sie haben schon erwähnt, dass die Pandemie die Situation von Frauen und Müttern sehr deutlich gemacht hat. Ist es so, dass über die Pandemie die Emanzipations- und Gleichstellungsgewinne sozusagen zurückgedreht worden sind? Oder ist es vielmehr so, dass die Pandemie ans Tageslicht gebracht hat, wo noch die Defizite sind?
Kaiser: Die Soziologin Jutta Allmendinger spricht von "Re-Traditionalisierung". Ich finde eher, dass man das "Re" streichen könnte. Es war eigentlich die ganze Zeit nie weg. Ich würde eher dazu tendieren, dass das Licht darauf fokussiert worden ist. Es war vor allem ganz am Anfang zu beobachten, wie ganz selbstverständlich diese ganzen Arbeiten und dann sogar das Homeschooling an die Mitarbeiter delegiert wurde. Dass das einfach so passiert ist, spricht dafür, dass es niemals weg war.
Deutschlandfunk Kultur: Was haben Sie für Reaktionen auf Ihr Buch bekommen? Viel Zustimmung, viel Ablehnung, viel Unverständnis? Viel Erleichterung auch?
Kaiser: Erleichterung auf jeden Fall. Erleichterung, nicht alleine zu sein mit diesem Gefühl des Scheiterns. Was auch ich erlebe, ist, dass wir uns schon alle in bestimmten Filterblasen bewegen und man, wenn man sich mit feministischen Themen auseinandersetzt, oft mit Leuten zu tun hat, die das auch tun.
Was ich aber erlebe, ist, dass viele Dinge, die ich in meinem Buch geschrieben habe, für viele Leute neu sind. Sie schaffen noch mal eine Erklärung für dieses Unwohlsein, woher das eigentlich kommt. Das ist oft schon ein erster Schritt der Erleichterung, reflektieren zu können: "Das ist aus dem und dem Grund so und das deshalb. Und es ist nicht mein privates Scheitern."
Da bekomme ich sehr viele Zuschriften von Menschen, die Mütter sind oder auch Fürsorgearbeit leisten, denen das gut tut zu hören, dass sie nicht alleine sind mit dieser kompletten Überforderung von allen Idealen.
Deutschlandfunk Kultur: Und angefeindet werden Sie nicht?
Kaiser: Als feministische Autorin wird man immer angefeindet.
Deutschlandfunk Kultur: Wie zeigt sich das?
Kaiser: Schauen Sie sich gerne die Rezensionen meines Buches an.
Deutschlandfunk Kultur: Die sind bösartig?
Kaiser: Bösartig, weiß ich nicht. Ich stelle natürlich mit meinem Buch einen Status quo infrage. Und von diesem Status quo gibt es viele Nutznießer, die meistens männlich und meistens heterosexuell sind. Die haben keine Lust darauf, dass sich etwas an ihrem privilegierten Status ändert. Sie sind sehr gut vernetzt und können das gut im Internet äußern.