Frauendrama

Von der harten Wahrheit des Alterns

Juliette Binoche (l) als Maria Enders und Kristen Stewart (r) als ihre Assistentin Valentine in "Die Wolken von Sils Maria".
Juliette Binoche (l) als Maria Enders und Kristen Stewart (r) als ihre Assistentin Valentine in "Die Wolken von Sils Maria". © picture alliance / dpa / Foto: Pallas Film/NFP Carole Bethuel
Von Anke Leweke |
Regisseur Oliver Assayas inszeniert mit "Die Wolken von Sils Maria" vor allem Juliette Binoche: Sie spielt eine Schauspielerin, die nicht mehr die Rolle bekommt, die sie eigentlich spielen möchte: ein facettenreiches, kluges und unterhaltsames Spiel um Themen wie Macht und Abhängigkeit.
In diesem Film spielt Juliette Binoche ein wenig auch sich selbst. Sie spielt die gefeierte Schauspielerin Marie Enders, die sich neu finden muss, weil die Rollen der jungen Geliebten ausbleiben. Mit leicht ironischem Blick unterbreitet ihre Assistentin Valentine (Kristen Stewart) die neuen Angebote, unter anderem die Titelgeschichte für eine Frauenzeitung "Mit über 40 Jahren noch sexy?"

Und nicht nur das, Marie bekommt auch das Angebot, in der Wiederaufführung eines Theaterstücks zu spielen, mit dem ihr vor 20 Jahren der Durchbruch gelang. Nur soll sie jetzt nicht mehr die verführerische, rätselhafte Sigrid spielen, sondern deren weitaus ältere Vorgesetzte Helena. Sie ist nicht mehr das Objekt der Begierde, sondern die Frau, die begehrt, die den Reizen der Jüngeren bis zur Selbstaufgabe erliegt.
Den attraktiveren Part der Sigrid soll, so der Wunsch des Starregisseurs Klaus (Lars Eidinger), ein Starlet aus Hollywood übernehmen. In der jungen Frau mit Hang zum Skandal erkennt Maria sich selbst wieder. Ein trügerisches Spiegelbild, denn auf die Jüngeren warten noch die Angebote, die Maria längst nicht mehr bekommt. Mit der Rolle der Helena kann sie sich hingegen nicht identifizieren, weil sie ihr eigenes Älterwerden nicht akzeptieren kann.

Dennoch zieht sie sich in die Berge von Sils Maria zurück, um mit ihrer Assistentin zu proben. Die dramatische Kulisse spiegelt die inneren Dramen wieder, die Maria und Valentine während des Einstudieren des Textes durchlaufen. Das angespannte Verhältnis im Stück der beiden Frauen geht auch nach den Textzeilen weiter.
Ein facettenreiches, kluges und unterhaltsames Spiel um Themen wie Macht und Abhängigkeit, Sein und Schein kann seinen Lauf nehmen.

"Die Wolken von Sils Maria"
Frankreich, Deutschland 2014, Regie: Olivier Assayas
Mit: Juliette Binoche, Kristen Stewart, Hanns Zischler, Lars Eidinger
Länge: 124 Minuten, FSK ab 6

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