Milchspenden können Leben retten
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Wenn Frühgeborene keine Muttermilch bekommen, kann das für sie tödlich sein. Deshalb sind Frauenmilchbanken oft die Rettung. Wie eine Spende funktioniert und wie kostbar sie ist, erklärt der Neonatologe Florian Guthmann.
Was, wenn eine Mutter nicht selbst stillen kann und ihr Kind noch dazu ein Frühgeborenes ist? Dann droht eine tödliche Darmerkrankung bei dem Säugling.
"Es gibt mittlerweile sehr gute Daten, die belegen, dass die humane Milch – also die Muttermilch im besten Fall oder die gespendete Frauenmilch – ganz erheblich die Überlebensrate von Frühgeborenen erhöht", sagt Florian Guthmann.
Das kleinste Kind wog 380 Gramm
Der Chefarzt der Neonatologie am Kinder- und Jugendkrankenhaus "Auf der Bult" in Hannover hat dort selbst vor einigen Jahren eine Frauenmilchbank eröffnet und eine entsprechende Initiative gegründet. Es gehe um besonders verletzliche Kinder, die "15, 16, 17 Wochen zu früh geboren" seien, so der Arzt. Im besten Fall müssten nur wenige Tage überbrückt werden; es könnten aber auch Monate sein.
An seinem Krankenhaus seien im vergangenen Jahr 190 Liter Milch an über 100 Kinder verfüttert worden: "Das Kleinste wog 380 Gramm." Hochgerechnet auf Deutschland ergebe sich ein Bedarf zwischen 5.000 und 10.000 Litern pro Jahr.
Frauen, die ihre Milch spenden, werden nach Guthmanns Angaben akribisch untersucht. Ihnen werde Blut abgenommen, um Infektionskrankheiten auszuschließen. Das Level an Sicherheit gleiche dem einer Blutspende und sei "sehr hoch".
An seiner Klinik werde die Milch auch nur von Spenderinnen genommen, "die wir persönlich kennen". Bezahlt würden sie nicht.
Dass Muttermilch die beste Ernährung für Kinder sei, sei "eine Binsenweisheit", so der Arzt. "Die Liste der Inhaltsstoffe – da reicht kein DIN-A4-Blatt, um das aufzuschreiben." Wahrscheinlich seien noch gar nicht alle bekannt.
"Milch ist einfach mehr als Kohlenhydrat, Eiweiß und Fett."
(bth)