Am 5. September, dem 70. Geburtstag von Freddie Mercury, sprechen wir ab 15 Uhr 30 in der "Tonart" mit Journalistin Jenni Zylka über den Einfluss von Queen auf den queeren Pop.
"Ihm war bewusst, dass er von sehr vielen Menschen geliebt wurde"
Lee Garcia steht schon seit Ende der 80er als Freddie Mercury auf der Bühne. Am Montag wäre der Star 70 Jahre alt geworden. Warum Mercury seine Aids-Erkrankung erst einen Tag vor seinem Tod öffentlich machte und was er an ihm schätzt, erzählt sein Double im Gespräch.
Deutschlandradio Kultur: Sie stehen seit vielen Jahren als Freddie-Mercury-Double auf der Bühne. Wie kamen Sie zu ihm - oder umgekehrt: er zu Ihnen?
Lee Garcia: Ich bin seit 1975 ein großer Fan von Queen und damit natürlich auch von Freddie Mercury. Als Sänger wollte ich schon früher immer wie Freddie klingen und seit 1989 stehe ich nun auch beruflich als Freddie Mercury auf der Bühne.
Deutschlandradio Kultur: Freddie Mercury war für seine extravaganten Kostüme bekannt. Was gehört auf jeden Fall zu einer Mercury-Ausstattung dazu? Ein Schweißband?
Lee Garcia: Kostüme sind bei meinen Auftritten immens wichtig. Ich trage zum Beispiel die originalgetreuen Replikate der Outfits, die Freddie Mercury 1986 bei seiner Magic Tour trug. Es ist sehr wichtig, dass Kostüme, Requisiten und Gitarren exakt so aussehen, wie in den Original-Videoclips, die im Hintergrund laufen, wenn ich performe. Die Zuschauer können so vergleichen und erleben wie nah man optisch und gesanglich an das Original kommen.
Ich singe alles live und werde zudem auch von einer Liveband und Tänzern begleitet. Und natürlich habe ich auch jede Menge der typischen Schweißbänder, die Freddie trug; zurzeit trage ich auf der Bühne eins in den Farben der Deutschlandfahne. Das ist mit meine persönliche Art dem Publikum hier in Berlin zu zeigen, wie gut es mir hier in Deutschland gefällt. Wir haben da kleine künstlerische Freiheiten, aber in der Regel passt das Schweißband auch zu den jeweiligen Bühnen-Outfits.
Deutschlandradio Kultur: Freddie Mercury starb 1991 an den Folgen der Immunschwäche Aids. Er wusste schon seit Jahren davon, machte seine Erkrankung aber erst einen Tag vor seinem Tod öffentlich. Warum so spät?
Lee Garcia: Ich glaube, er hat seine Privatsphäre sehr geschätzt. Die Menschen um ihn herum, die ihm eng verbunden waren, wussten natürlich schon eher, dass er sterben würde. Aber er wollte keinen Wirbel darum machen. Er war zwar auf der Bühne ein sehr extrovertierter Charakter, aber abseits dessen sehr privat. Ihm war bewusst, dass er von sehr vielen Menschen geliebt wurde und wenn seine Fans von seinem nahenden Tod erfahren hätten, wäre sein Haus von Fans aus der ganzen Welt belagert worden. Aber aus Respekt vor seinen Nachbarn und seiner Familie, hat er sich nur einem engen Kreis anvertraut. Und das finde ich persönlich sehr verantwortungsvoll.
Deutschlandradio Kultur: Darf das Double eines verstorbenen Künstlers altern? Und können Sie sich Freddie Mercury als 70-Jährigen vorstellen?
Lee Garcia: Natürlich darf auch ein Doppelgänger altern. Aber ab einem bestimmt Punkt wird es dann doch zu unglaubwürdig, um Freddie Mercury zu verkörpern, da er schließlich so jung von uns gegangen ist. Bei seinen letzten Auftritten war er 37 oder 38 Jahre alt. Ich bin jetzt in den 40ern und sehe gottseidank viel jünger aus. Vielleicht kann ich diesen Job noch zehn weitere Jahre machen, wenn ich auf meine Gesundheit weiterhin achtgebe. Ich kann mir aber ehrlich gesagt auch Freddie nicht als alten Mann vorstellen. Er wusste, dass er jung sterben wird. Er hat so ein wunderbares Leben gelebt: Er kam, er tat das, wozu er bestimmt war und ging dann leider zu früh.
Deutschlandradio Kultur: "You can't turn back the clock / Ain't that a shame" - Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, das betrauert Freddie Mercury auf seinem letzten Album. Was haben Sie von ihm gelernt?
Lee Garcia: Ich habe gelernt, als Künstler bescheiden zu bleiben. Freddie lebte stets sehr zurückgezogen, er war nie arrogant und dies obwohl er wusste, dass er ein Megastar war.