Förderung der freien Szene

Sorge vor dem finanziellen Kahlschlag

11:41 Minuten
Die Mitglieder des Bühnenkollektivs "She She Pop" zeigen nach der Verleihung des Berliner Theaterpreises 2019 ihre Urkunde.
Die Mitglieder des Bühnenkollektivs "She She Pop" wurden 2019 beim Theatertreffen mit dem Berliner Theaterpreis geehrt. Sie gehören zu den erfolgreichsten Gruppen der freien Szene. © picture alliance / dpa / Paul Zinken
Elke Weber und Cornelius Puschke im Gespräch mit Janis El-Bira |
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Während der Coronapandemie wuchs die Förderung der freien Szene und es entstanden neue Instrumente. Elke Weber vom Kollektiv "She She Pop" und der Dramaturg Cornelius Puschke fordern den Erhalt dieser Kulturhilfe des Bundes: Sie habe sich bewährt.
Künstlerinnen und Künstler der freien Theaterszene wurden während der Pandemie gefördert wie nie zuvor. Spätestens ab Mitte 2023 droht der Geldfluss durch den Bund aber zu versiegen.
Elke Weber vom Kollektiv "She She Pop" und der Dramaturg Cornelius Puschke halten das für ein fatales Signal. Sie gehörten zu den Unterzeichnern eines offenen Briefs, der im Frühjahr an Kulturstaatsministerin Claudia Roth adressiert war.

Neue Förderinstrumente

In der Pandemie seien Förderprogramme entstanden, die zunächst wie ein Rettungsschirm gewirkt hätten, sagt Puschke. Sie hätten gleichzeitig aber auch die großen Defizite offengelegt, die in der freien Szene existierten.
Während davor alles einer Projektlogik folgte, wurden durch die Programme neue Spielräume eröffnet, wie Weber darlegt. Es sei plötzlich Geld dafür dagewesen, sich zunächst mal Gedanken zu machen und etwas zu entwickeln.
"Es gab Rechercheförderung, Prozessförderung", zählt Weber auf: "Das sind Förderinstrumente, die schon lange, lange fehlen." Sie seien jetzt auch von allen genutzt worden.

Insgesamt 144 Millionen Euro stellte der Fonds Darstellende Künste, der wichtigste Verteiler von Bundesmitteln an die Freie Theaterszene, während der Coronajahre 2020 bis 2022 zur Verfügung. Zum Vergleich: Normalerweise beträgt der Jahresetat des Fonds zwei Millionen Euro. Mit den Beratungen über den Bundeshaushalt für 2023 droht der freien Szene der abrupte Kahlschlag. Künstlerinnen und Künstler aus den Freien Darstellenden Künsten hatten deshalb schon im Frühjahr einen offenen Brief an Kulturstaatsministerin Claudia Roth geschickt.

In der Pandemie sei erstmals die Grundversorgung für die freie Szene gesichert worden, sagt Puschke. "Ich konnte ein Konzept, einen Antrag, eine Idee entwickeln mit einem finanziellen Background – und zwar nicht gratis. Normalerweise mach ich das gratis."

Verantwortung des Bundes

Damit erkenne der Bund auch eine Arbeit an, die in den letzten 40 Jahren gewachsen sei, ergänzt Weber. "Die hat sich professionalisiert und Menschen machen das wirklich professionell. Das ist mein Beruf." Der Bund übernehme damit auch eine Verantwortung.
Außerdem habe es in der Zeit eine sinnvolle Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Kommunen gegeben.
Zu der Vielfalt der freien Szene gehörten Anfänger nach dem Studium, Solokünstler, aber auch etablierte und gefeierte Gruppen wie ihre oder "Rimini Protokoll", sagt Weber. "Selbst wir, das glauben die Menschen immer gar nicht, sind ganz stark abhängig von diesen Förderungen."

(gem)

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