Freies Wissen im Netz

Von Manfred Kloiber |
Zurzeit findet in Frankfurt/Main die erste Wikimania-Konferenz statt. Wikimania ist die Organisation, die hinter der Online-Enzyklopädie "Wikipedia" steht. Bei diesem Projekt kann jeder, der sich registriert, Beiträge hinzufügen oder ändern. So soll ein freier Zugang zum Weltwissen ermöglicht werden. Diese Enzyklopädie wächst stündlich.
Rund 1,5 Millionen Einträge umfasst Wikipedia heute, davon über eine Viertelmillion in deutscher Sprache. Jeder, der sich hat einfach registrieren lassen, kann einen Eintrag anlegen, einen Eintrag verbessern oder ändern. Alles ist komplett öffentlich, Änderungen lassen sich nachvollziehen und führen zu einem vollständigen, nicht redigierten Text (im klassischen Sinne).

Angewandt wurde hier das aus der Software-Entwicklung stammende "Open-Source"-Konzept, also die Offenlegung aller Ergebnisse und des Entstehungsprozesses. Ziel ist die wahre, ungefärbte Information über das Weltwissen.

Fragt man die "Wikis", dann hat sich dieses Konzept unbedingt bewährt, was ja der Erfolg zeigt. Es gibt viele wissende Menschen, die bislang mangels Verlag und vielleicht auch mangels künstlerischer/journalistischer Fähigkeiten ihr Wissen nicht publizieren konnten. Zwar konnte das Internet helfen, durch Homepages, Tagebücher, Maillinglisten etc. die freie Meinungs- und Wissensäußerung zu stärken. Doch ein struktureller Rahmen wie Wiki hilft, sinnvoll und bedarfsgerecht zu publizieren.

Die Wikipedia-Idee setzt sich fort und "bekommt kleine Kinder". Neue Dienste wie "Wiktionary" (Wörterbuch), "Wikisource" (Historische Dokumente und Gesetze), "Wikiquote" (Zitatensammlung) entstehen in rasanter Geschwindigkeit. Außerdem werden immer mehr Wiki-Dokumente mit Multimedia-Elementen versetzt.

Politisches Ziel: Wiki soll zentrales Element der "Entwicklungshilfe" werde. Die Community arbeitet an Versionen, die in den Entwicklungsländern eingesetzt werden können, um dort Zugang zum Weltwissen zu schaffen. Wiki soll schulfähig werden, damit sie in Entwicklungsländern teure Schulbücher ersetzen kann.

Weiteres Ziel: Wissensvernetzung mit wichtigen anderen offenen Quellen. Ein Beispiel ist die Verlinkung zum Autoren-Register der deutschen Bibliothek oder zum World-Fact-Book.

Technisches Ziel: Wiki soll "Semantic Web"-tauglich werdem. Hinter der Semantic-Web Idee steckt der Erfinder des World Wide Web, Tim Berners Lee. Grundgedanke ist, Inhalte semantisch so genau zu beschreiben, dass z.B. Suchmaschinen genauer auf Suchanfragen eingehen können und kontextorientiertere Ergebnisse liefern. Beispiel: Die Suchanfrage "Unterbrechung Urlaub" sollte keine Reiseangebote ergeben, sondern Tipps zum Arbeitsrecht. Dazu sind eine Reihe von technischen Umstellungen in den großen Datenbanken von Wiki nötig.
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