Das finstere Geschäft mit der Kunst
Diskret, steuerfrei und häufig außerhalb des Gesetzes: In Freihäfen von Steueroasen machen dubiose Kunsthändler inzwischen Milliarden-Geschäfte. Wie es dabei zugeht, erklärt der Kunstexperte und "Zeit"-Journalist Tobias Timm.
"Es gibt die Schätzung, dass allein in Genf Bilder im Wert von 100 Milliarden Euro gelagert sein sollen", sagte der Kunstexperte und "Zeit"-Redakteur Tobias Timm im Deutschlandradio Kultur. In Freihäfen müssen Kunsthändler keine Steuern zahlen, weil keine Finanzbehörde davon erfahre. "Das ist alles sehr diskret, das ist alles steuerfrei und unter dem Radar." Die Eigentümer der Bilder seien dort meistens keine Privatpersonen. "Die Polizeibehörden sagen, dass der Kunstmarkt nach dem Waffen- und Drogengeschäft einer der wichtigsten Märkte ist, um Geld zu waschen", sagte Timm. Das laufe über Briefkastenfirmen und kein Staat der Welt blicke mehr durch, um wie viele Millionen es gehe.
Riesiger Scanner soll Drogen und Waffen aufspüren
Der Journalist war selbst im Freihafen von Singapur, der gleich neben dem Flughafen liegt. Dort kontrolliere man die eingehenden Container mit einem riesigen Scanner, um zusätzlichen Drogen- oder Waffenschmuggel auszuschließen. "Da wird nachgeschaut, ob da eine Kalaschnikow in der Kiste ist oder ein Drogenpaket", sagte Timm. Aber es werde nicht kontrolliert, ob es sich bei einem Gemälde vielleicht um eine Fälschung handele oder ob es falsch deklariert wurde.
Die Kunst wird nur von Videokameras angesehen
"Das ist wie eine Kulisse für einen James Bond-Movie", sagte Timm über den Freihafen von Singapur. "Das ist ein sehr eleganter Bau." Am Eingang gebe es mehrere Sicherheitsschleusen und drinnen werde in Separees und kleinen Büros gehandelt. Es gebe sogar eine Werkstatt, um Bilder restaurieren zu lassen. "Die Kunstwerke sind dort auch fast nie zu sehen. Die stauben da in den Klimakisten vor sich hin und werden von Videokameras beguckt." Für die Kunst selbst interessiere sich dort eigentlich niemand. Sie werde in diesen Bunkern gelagert, weil man mit ihr so gut spekulieren und Geld waschen könne. "Es geht dort um die Millionen, die man hinter der Leinwand sieht, nicht um die Kunst, die man auf ihr sieht."