Freiwasserschwimmen in der San Francisco Bay

Auf der Flucht vor dem Hai

Drum herum fast nur Wasser: Martin Böttcher schwimmt von der Gefängnisinsel Alcatraz nach San Francisco.
Drum herum fast nur Wasser: Martin Böttcher schwimmt von der Gefängnisinsel Alcatraz nach San Francisco. © Martin Böttcher/privat
Martin Böttcher im Gespräch mit Marietta Schwarz · 25.08.2018
Marathon-Schwimmen, das heißt, sich stundenlang durch eiskalte Meereswellen kämpfen. Und jenseits des sicheren Swimmingpools lauern noch ganz andere, tierische Gefahren: das offene Meer vor Alcatraz ist voller weißer Haie, weiß Freiwasser-Schwimmer Martin Böttcher.
Als Standort für eines der berüchtigsten Hochsicherheitsgefängnisse der USA war die Insel Alcatraz einst gut gewählt. Kaum irgendwo gibt es so viele weiße Haie im Ozean wie in dieser Gegend. Das wurde unserem Reporter aber erst klar, als er sich bereits angemeldet hatte, um bei einem legendären "Open Water Swim" teilzunehmen, der durch das offene Meer von Alcatraz nach San Francisco führt. Er ist trotzdem geschwommen. Warum bloß?
Jahrelang zog unser Reporter Martin im sicheren Becken eines bundesdeutschen Schwimmvereins seine Bahnen. Aber das war in seiner Jugend und die liegt schon ein bisschen zurück. Erst mit Anfang 50 hat er das Schwimmen wieder für sich entdeckt, allerdings nicht mehr in Bahnen. Es zieht ihn jetzt hinaus ins offene Meer. Den Bosporus hat er bereits durchquert, ein Stückchen Atlantik. Und so hat er sich zuversichtlich auch für diesen Schwimm-Marathon in den USA angemeldet.
Gemeinsam mit zwei alten Schulfreunden. Warum sie das gemeinsam machen wollten? Das Thema "Midlife Crisis" hat eine gewisse Rolle gespielt, meint Martin. Die physische Herausforderung. Die tolle Landschaft. Aber die könnte man wohl auch anders erleben.
Lauert irgendwo ein Hai? - Martin Böttcher schwimmt von der Gefängnisinsel Alcatraz nach San Francisco.
Lauert irgendwo ein Hai? - Martin Böttcher während seines Schwimm-Marathons.© Martin Böttcher/privat
Die Herausforderungen waren tatsächlich zahlreich. Einmal nach dem Stichwort "weiße Haie" und "San Francisco" gesucht, tauchten bei Youtube immer gruseligere Videos zum Thema auf – aufgenommen zum Teil direkt an der Stelle, an der die drei ins Wasser steigen wollten. Dann die Wassertemperatur. Der Ozean ist dort eher frisch. Und anderthalb Stunden bei 13 Grad Celsius im Wasser – hält man das überhaupt aus? Dann ist da natürlich noch der Seegang – und wie verhält man sich eigentlich, wenn man einer Robbe oder einem Seelöwen begegnet? Oder gleich mehreren davon? Die größte Sorge hätten ihm tatsächlich die Haie bereitet, bekennt Martin. Und einer der drei Freunde sei dann auch tatsächlich nicht geschwommen.
Und während wir noch darüber sprechen, was die Faszination am Freiwasserschwimmen ausmacht und wie so ein Schwimm-Marathon abläuft, ist Martin in Gedanken schon fast wieder im Wasser. Denn in ein paar Tagen will er sich schon wieder in die Wellen schmeißen, um von Europa nach Asien zu schwimmen. "Eine ganz ikonische Route." Na dann, viel Glück!
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