Warum sich die Bilder schnell verbreiteten
Im sächsischen Clausnitz blockiert ein Mob einen Bus mit Flüchtlingen, die Polizei geht rüde gegen die Migranten vor: Bilder, die sich rasend schnell im Netz verbreiteten. Warum, erklärt die Kommunikationswissenschaftlerin Christiane Eilders.
Die Düsseldorfer Kommunikationswissenschaftlerin Christiane Eilders glaubt, dass die Bilder von der Busblockade in Clausnitz ähnlich wirkungsmächtig werden wie diejenigen des toten, dreijährigen syrischen Jungen an einem griechischen Strand. Im Deutschlandradio Kultur sagte Eilders zu den Bildern aus Clausnitz, diese könne man mit denjenigen des toten Aylan vergleichen:
"Das hat ja auch ähnliche Wellen ausgelöst. Das war gut, denn es hat dazu geführt, dass die Leute gesehen haben: Das sind Schutzbedürftige, da sterben Kinder, da sterben Unschuldige. (...) Es geht um Ängste und um Schutzsuche. Und deswegen hat es die Diskussion in Deutschland sehr positiv beeinflusst. Ich gehe davon aus, dass das im Clausnitz-Fall auch der Fall sein wird, insofern ist das nur zu begrüßen", sagte Eilders.
Mit dem Teilen der Bilder kann man sich auf die Seite der Guten stellen
Bilder und Filme werden nach Angaben der Kommunikationswissenschaftlerin schneller im Netz geteilt als Texte. Die Bilder aus Clausnitz erfüllen nach ihrer Analyse viele Voraussetzungen, um sich besonders schnell zu verbreiten. So sei das Geschehen besonders einfach gewesen: Hier die Täter, dort die Opfer. "Wir haben hier die Aggression, dort die Angst."
Gegen die "dumpfbackigen Gröler" sei man sofort - und damit auf der Seite der Opfer, so Eilders. Mit dem Teilen der Bilder habe man sich zudem auf die Seite der Guten, der Empörten stellen können. Außerdem habe das Geschehen den Erwartungen an die Verhältnisse in Sachsen entsprochen. Letztlich seien die Opfer keine anonyme Masse, sondern Individuen mit sichtbaren Gefühlen gewesen: "Damit kann man sich dann identifizieren."