Nichts für Feingeister
"Was Frauen wollen" ist eine Komödie, die Oral-, Hetero-, Frauensex und viel Sinnlichkeit zeigt. Von der Kritik ist der Film deshalb zum Teil verrissen worden. Doch Regisseurin Audrey Dana würde den Film trotzdem noch einmal genau so drehen.
Sie ist so leidenschaftlich und direkt wie die Frauen in ihrem Film. Audrey Dana, Jahrgang 1977, ist die Tochter eines Tunesiers und einer Amerikanerin. Ihr Englisch ist ebenso perfekt wie ihr Französisch. Sie kommt immer auf den Punkt und redet sehr unbefangen. So sind für sie alle Frauen in ihrem Film einfach nur "les filles"/ die Mädels. Dass Frauen, wenn sie unter sich sind, viel offener über Sex und Lust reden als Männer, zeigt Audrey Dana mit ihrem Film äußerst erfolgreich. 1,4 Millionen Zuschauer - vor allem Zuschauerinnen - haben ihren Film in Frankreich im Kino gesehen. Dabei spaltete die deftige Komödie vor allem die Kritik.
Audrey Dana: "Die Frauenzeitschriften reagierten überschwänglich mit Vokabeln wie 'Endlich' oder 'Danke'. In einigen Blättern berichtete man auf bis zu 10 Seiten über meinen Film. Bei den Mainstream-Medien kamen wir sehr gut weg, aber die intellektuelle Presse wie Le Monde hat mich regelrecht hingerichtet. Sie schrieben Schlagzeilen wie '11 Miezen in einem Schrottfilm', 'Der größte Schundfilm aller Zeiten' oder 'So etwas Vulgäres gab es noch nie'. Das war echt zuviel."
Keine Komödie für Männer
Natürlich ist ihr Film keine Komödie für Feingeister und Feinschmecker. Wenn es nicht der Film einer Frau wäre, könnte man das kulinarische Klischee der Hausmannskost bemühen. In diesem Sinne ist "Sous les jupes des filles" - den deutschen Titel "French Women" mag man wirklich kaum in dem Mund nehmen - eher amerikanisch als französisch. Nur geht es in den amerikanischen Komödien immer nur verbal zur Sache. Bei Audrey Dana gibt es dagegen Oral-, Hetero-, und Frauensex, viel Sinnlichkeit und anscheinend so vulgäre Dinge wie Furzen und unflätiges Fluchen zu hören und zu sehen. Und vor allem ist ihr Film keine Komödie von und für Männer. Genau dafür wurde Audrey Dana von der Kritik bestraft.
"Frauenfeindlichkeit ist immer noch sehr verbreitet. Ich fragte mich zunächst: Warum haben wir in Frankreich keinen Film über Frauen wie diesen? Das war der Ausgangspunkt. Warum sind alle Komödien immer nur mit Kerlen vor und hinter der Kamera? Warum spielen wir Frauen immer nur die Nebenrollen? Die Freundin des Typen oder so... Warum haben diese Miezen, die sie in ihre Drehbücher reinschreiben nichts mit uns zu tun? Das sind immer Klischees. Die Mama oder die Nutte. Das ist schon einen sehr männliche Sicht."
Lebensnah überdreht
Seit "8 Frauen" von Francois Ozon hat es wohl keinen populären französischen Film mehr gegeben, in dem so viele weibliche Stars mitspielen. Vanessa Paradis spielt eine Powerfrau, die Männer wie Frauen abschreckt, Isabelle Adjani die Chefin einer Werbeagentur, die partout nicht wahr haben möchte, dass sie in den Wechseljahren ist. Laetitita Casta verkörpert eine Anwältin, die bei einem attraktiven Mann schnell die Fassung verliert. Dann führt ihr Magen schnell ein böses Eigenleben. Aber vor allem Géraldine Nakache brilliert als junge vierfache Mutter, die sich plötzlich in die Babysitterin verliebt. Wie gelang es eigentlich Audrey Dana, die im Film eine überforderte Ehebrecherin spielt, all ihre Kolleginnen zu überzeugen?
"Ja, alle Mädels wollten gegen ihre Rollenklischees anspielen. Sie wollten echte Frauen verkörpern und gemeinsam auf einem Filmplakat zu sehen sein. Und sie wollten ebenso wie ich beweisen, dass auch Frauen alle zum Lachen bringen können und dabei noch Zuschauer machen. Es war also relativ einfach."
"Der Film hat mich zur Feministin gemacht", meint Audrey Dana. Und das Thema Männer und Frauen lässt sie nicht los. Für ihren neuen Film "Si j'étais un homme"/ "Wenn ich ein Mann wär" hat sie viele Männer vorab interviewt und ihnen völlige Anonymität zugesichert. Und plötzlich geben die Herren der Schöpfung zu, noch nie vorher so offen über Sex geredet zu haben wie mit ihr. Und so unterscheidet sich ihre französische Komödie fundamental von Filmen wie "Willkommen bei den Schti's" mit Danny Boon oder "Monsieur Claude und seine Töchter" mit Christian Clavier. "Sous les Jupes des Filles" ist nicht unbedingt besser, auf keinen Fall subtiler oder feiner als diese männlichen Erfolgskomödien, aber irgendwie lebensnah überdreht. Der Blick unter die Röcke aus der Sicht der Frauen ist eben ein Anderer.