Freunde, Heimat, Theater
Als Schüler flog er wegen seiner Theaterleidenschaft vom Gymnasium im Kloster Ettal. Seither war Christian Stückl zwar an vielen Bühnen zu Gast, aber es zieht ihn immer wieder zurück in seine bayrische Heimat. Seit 2002 ist der Oberammergauer Intendant des Münchner Volkstheaters.
Christian Stückl: "Was mir heilig ist? Ich sage ganz oft, wenn ich gefragt werde, warum ich so gern in Oberammergau bin, weil ich meine längsten Freunde dort habe und weil ich einfach Menschen um mich habe, die mir ganz wichtig sind. Das Theaterleben ist eigentlich ganz oft ein Zigeunerleben, man muss weg und hier hin und da hin.
Es gibt Menschen, die mir wichtig sind und die mir irgendwie auch heilig sind. Ich glaube, der Mensch, so weit einem das gelingt, ist für mich ganz was Wichtiges. Und auch der Umgang mit Menschen, dass wir es immer schaffen, einen guten Umgang miteinander zu pflegen.
Man sagt, wir haben große Denker und Dichter. Manchmal denke ich, wir sind träge geworden, wir müssten eigentlich schon mehr anpacken. Ich kriege kalte Füße, wenn ich an das Deutschland von Herrn Sarrazin denke, der sagt: Wir schaffen uns ab. Dann sage ich: Dann tu mal was außer schimpfen über andere, dafür, dass wir lebendig bleiben, dass wir vorwärts kommen.
Alle meine Vorgänger im Amt des Spielleiters der Passionsspiele waren Holzbildhauer, und da dachte ich mir, das ist eigentlich der richtige Beruf, denn man kann sein Werkzeug in der Werkstatt liegen lassen und einfach zum Theater gehen. Dann habe ich Bildhauerei gelernt, und wenn ich da saß und aus einem Holzklotz irgendwas raushauen sollte, dann habe ich gedacht, ich sterbe vor Einsamkeit, und mich hat es nur zu den Theaterproben gezogen. In der Ausbildung habe ich dann unter meiner Hobelbank ein Brett reingenagelt, und da habe ich das Theaterheft reingeschoben, und unter meine Hobelbank hab ich das Holz vom Nachbarn geschaufelt, dass der Lehrer meint, ich tu was. Der kam dann irgendwann vorbei und hat gesagt: Du schnitzt Linde und unten liegt Zirbel, hat's dann entdeckt und hat gesagt: Geh du zum Theater, da gehörst du hin.
Als 18-Jähriger habe ich eine Kritik von Lion Feuchtwanger über's Passionsspiel gelesen, und da stand: Ich habe die Oberammergauer immer nur von den äußerlichen Begleiterscheinungen, also den Umsätzen, über das Stück reden hören, nie von den Passionsspielen als einer inneren Angelegenheit. Und ich hab gesagt, das muss unser Ziel sein: Wir müssen vom Passionsspiel als einer inneren Angelegenheit reden. Wenn wir mit dem Glauben noch was anfangen wollen, dann müssen wir ihn zu unserem machen, dann müssen wir mit dem, was wir erzählen, die Geschichte zu unserer machen und nicht nur sagen: Wir haben eine Tradition. Tradition ist wunderbar, aber jede Tradition muss immer wieder zum Leben erweckt werden, das müssen wir machen.
Immer wenn ich in Indien bin, kapier ich, wie katholisch ich sozialisiert bin, wie viel Katholisches in mir drin steckt, und ich war da plötzlich mit einer ganz anderen Kultur, ganz anderen Auffassungsweisen, ganz anderen Menschen, mit denen man sich total verstanden hat, konfrontiert und habe dann gemerkt, wir sind schon Gefangene unserer Denkweisen, denn das Leben geht an einem anderen Ort völlig anders, und man kann auf Dinge ganz anders draufschauen.
Wir haben eine Eitelkeit, die nicht gut ist. Manchmal gibt es ein sehr komisches Bild über uns im Ausland. Zeitweise hat man gesagt, man braucht Computerspezialisten hier. Wenn ich aber in Indien mit Freunden rede, die Computerspezialisten sind, sagt der: Ihr mögt ja die Fremden nicht. Im Ausland gibt es ein Bild, dass wir manchmal auch sehr schwierige Menschen sind.
Ich brauch das für mich, so einen Ausgangspunkt. Da, wo ich daheim bin, da, wo ich mich daheim fühl, von da aus kann ich dann überall hingehen, aber man weiß auch wieder, wohin man zurückkehrt."
"Was mir heilig ist"
Weihnachtliche Reihe in Fazit
Es gibt Menschen, die mir wichtig sind und die mir irgendwie auch heilig sind. Ich glaube, der Mensch, so weit einem das gelingt, ist für mich ganz was Wichtiges. Und auch der Umgang mit Menschen, dass wir es immer schaffen, einen guten Umgang miteinander zu pflegen.
Man sagt, wir haben große Denker und Dichter. Manchmal denke ich, wir sind träge geworden, wir müssten eigentlich schon mehr anpacken. Ich kriege kalte Füße, wenn ich an das Deutschland von Herrn Sarrazin denke, der sagt: Wir schaffen uns ab. Dann sage ich: Dann tu mal was außer schimpfen über andere, dafür, dass wir lebendig bleiben, dass wir vorwärts kommen.
Alle meine Vorgänger im Amt des Spielleiters der Passionsspiele waren Holzbildhauer, und da dachte ich mir, das ist eigentlich der richtige Beruf, denn man kann sein Werkzeug in der Werkstatt liegen lassen und einfach zum Theater gehen. Dann habe ich Bildhauerei gelernt, und wenn ich da saß und aus einem Holzklotz irgendwas raushauen sollte, dann habe ich gedacht, ich sterbe vor Einsamkeit, und mich hat es nur zu den Theaterproben gezogen. In der Ausbildung habe ich dann unter meiner Hobelbank ein Brett reingenagelt, und da habe ich das Theaterheft reingeschoben, und unter meine Hobelbank hab ich das Holz vom Nachbarn geschaufelt, dass der Lehrer meint, ich tu was. Der kam dann irgendwann vorbei und hat gesagt: Du schnitzt Linde und unten liegt Zirbel, hat's dann entdeckt und hat gesagt: Geh du zum Theater, da gehörst du hin.
Als 18-Jähriger habe ich eine Kritik von Lion Feuchtwanger über's Passionsspiel gelesen, und da stand: Ich habe die Oberammergauer immer nur von den äußerlichen Begleiterscheinungen, also den Umsätzen, über das Stück reden hören, nie von den Passionsspielen als einer inneren Angelegenheit. Und ich hab gesagt, das muss unser Ziel sein: Wir müssen vom Passionsspiel als einer inneren Angelegenheit reden. Wenn wir mit dem Glauben noch was anfangen wollen, dann müssen wir ihn zu unserem machen, dann müssen wir mit dem, was wir erzählen, die Geschichte zu unserer machen und nicht nur sagen: Wir haben eine Tradition. Tradition ist wunderbar, aber jede Tradition muss immer wieder zum Leben erweckt werden, das müssen wir machen.
Immer wenn ich in Indien bin, kapier ich, wie katholisch ich sozialisiert bin, wie viel Katholisches in mir drin steckt, und ich war da plötzlich mit einer ganz anderen Kultur, ganz anderen Auffassungsweisen, ganz anderen Menschen, mit denen man sich total verstanden hat, konfrontiert und habe dann gemerkt, wir sind schon Gefangene unserer Denkweisen, denn das Leben geht an einem anderen Ort völlig anders, und man kann auf Dinge ganz anders draufschauen.
Wir haben eine Eitelkeit, die nicht gut ist. Manchmal gibt es ein sehr komisches Bild über uns im Ausland. Zeitweise hat man gesagt, man braucht Computerspezialisten hier. Wenn ich aber in Indien mit Freunden rede, die Computerspezialisten sind, sagt der: Ihr mögt ja die Fremden nicht. Im Ausland gibt es ein Bild, dass wir manchmal auch sehr schwierige Menschen sind.
Ich brauch das für mich, so einen Ausgangspunkt. Da, wo ich daheim bin, da, wo ich mich daheim fühl, von da aus kann ich dann überall hingehen, aber man weiß auch wieder, wohin man zurückkehrt."
"Was mir heilig ist"
Weihnachtliche Reihe in Fazit