Optimistischer Film über bitter-süße Erinnerungen
Auf der Berlinale 2017 wurde er als bester Erstlingsfilm gekürt, jetzt kommt "Fridas Sommer" in die Kinos. Darin rekonstruiert die 32-jährige Regisseurin Carla Simón die eigene Familiengeschichte.
"Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen. Vergiss nicht, das jede Nacht für deine Mama zu beten. Sie ist zwar nicht mehr da, aber sie sieht dir vom Himmel aus zu..."
Sommer 1993 in Barcelona: Die meisten Kinder freuen sich auf die Ferien, fröhliche Volksfeste und Feuerwerke. Aber die sechsjährige Frida hat keinen Grund zur Freude: Vor wenigen Tage ist ihre Mutter an Aids gestorben, zwei Jahre davor bereits der Vater. Jetzt zieht sie in ein kleines Dorf zu ihrem Onkel, seiner Frau und ihrer kleinen Cousine.
In ihrem Debüt "Estiu", mit dem deutschen Titel "Fridas Sommer", erzählt die 32-jährige Filmemacherin Carla Simón ihre eigene Kindheit: "Das hat mir das Drehbuchschreiben sehr erleichtert, weil ich mit allen Figuren so vertraut war und so viele Bilder in meiner Erinnerung hatte. Trotzdem musste ich eine Struktur enwickeln, die auch für andere verständlich ist. Bei der Regie wurde es dann noch komplizierter, da musste ich oft emotional auf Distanz zur eigenen Geschichte gehen. Beim Dreh entwickelt sich eine eigene Dynamik, da ordnen sich die persönlichen Erinnerungen und Gefühle der Geschichte unter."
In ihrem Debüt "Estiu", mit dem deutschen Titel "Fridas Sommer", erzählt die 32-jährige Filmemacherin Carla Simón ihre eigene Kindheit: "Das hat mir das Drehbuchschreiben sehr erleichtert, weil ich mit allen Figuren so vertraut war und so viele Bilder in meiner Erinnerung hatte. Trotzdem musste ich eine Struktur enwickeln, die auch für andere verständlich ist. Bei der Regie wurde es dann noch komplizierter, da musste ich oft emotional auf Distanz zur eigenen Geschichte gehen. Beim Dreh entwickelt sich eine eigene Dynamik, da ordnen sich die persönlichen Erinnerungen und Gefühle der Geschichte unter."
Ein so durch und durch autobiographischer Film wie "Fridas Sommer" steht und fällt mit der Protagonistin, dem kindlichen Alter Ego der Regisseurin. Sechs Monate lang dauerte das Casting, bis sie endlich die ideale Darstellerin gefunden hatten: Laia Artiga, die mit ihren nachdenklichen Blicken, ihren spontanen Aktionen, dem Film immer wieder neue Wendungen gibt und dabei völlig natürlich wirkt.
Film und Leben gehören zusammen
"Diese Natürlichkeit ist für mich sehr wichtig. In erster Linie verdanke ich das den Schauspielern, aber auch wie du ganz alltägliche Dinge inszenierst. Ich mag die Filme, die man sich anschaut und sagt: Genau so wie das wirkliche Leben! Für mich gehören Film und Leben zusammen. Filme helfen dir das Leben auf eine ganz bestimmte Art zu sehen und das Leben ist die Grundlage, um Filme zu machen", sagt die Regisseurin.
"Fridas Sommer" erzählt von der Trauerarbeit eines kleinen Mädchens. Aber es erzählt auch vom Sommer auf dem Dorf, von Kinderspielen und vom langsamen Beginn eines neuen Lebens. Wie ihre Protagonistin Frida hat auch Carla Simón beide Eltern durch Drogenkonsum und AIDS verloren.
"Ich wollte nie einen Film über AIDS machen, das wäre mir zu langweilig gewesen. In Fridas Alter wusste ich auch nichts davon, ich erfuhr erst mit zwölf Jahren, dass meine Eltern an AIDS gestorben sind. Also wird das Wort im Film auch nie ausgesprochen, der Hintergrund bleibt subtil. Ich wollte erzählen, wie das Mädchen den Tod der Mutter verarbeitet und sich in ihrer neuen Familie einlebt. Die AIDS-Geschichte war mir aber als zeitgeschichtlicher Kontext sehr wichtig, weil das in jenen Jahren wirklich dramatisch war", erzählt Simón.
"Fridas Sommer" erzählt von der Trauerarbeit eines kleinen Mädchens. Aber es erzählt auch vom Sommer auf dem Dorf, von Kinderspielen und vom langsamen Beginn eines neuen Lebens. Wie ihre Protagonistin Frida hat auch Carla Simón beide Eltern durch Drogenkonsum und AIDS verloren.
"Ich wollte nie einen Film über AIDS machen, das wäre mir zu langweilig gewesen. In Fridas Alter wusste ich auch nichts davon, ich erfuhr erst mit zwölf Jahren, dass meine Eltern an AIDS gestorben sind. Also wird das Wort im Film auch nie ausgesprochen, der Hintergrund bleibt subtil. Ich wollte erzählen, wie das Mädchen den Tod der Mutter verarbeitet und sich in ihrer neuen Familie einlebt. Die AIDS-Geschichte war mir aber als zeitgeschichtlicher Kontext sehr wichtig, weil das in jenen Jahren wirklich dramatisch war", erzählt Simón.
Erzählung vom Übergang zwischen Diktatur und Demokratie
"Fridas Sommer" spielt am Ende der spanischen "Transición", des Übergangs von der Diktatur zur Demokratie, der Zeit der "movida", der neuen sozialen und kulturellen Bewegungen, einer neuen Lust zu leben, aber auch einer, so die Regisseurin, unglaublichen Drogenwelle. Sie wurde Mitte der 1980er-Jahre von spanischen Medien "Heroin-Krise" genannt und kostete bis zu Beginn der 1990er Jahre 21.000 Menschenleben.
"Ich glaube, dass meine Eltern am Ende einfach großes Pech hatten. Ich würde sie nie moralisch verurteilen für das, was sie getan haben. Nein, das war nie meine Absicht. Es war eine Zeit der absoluten Freiheit und sie haben die Folgen von dem, was sie taten nicht gewusst und sind in ihr Unglück gestürzt. Ich bin ein Produkt der Geschichte jener Jahre und aus dieser Perspektive heraus kann ich erzählen, nicht anders und ohne jeden moralischen Zeigefinger", sagt Simón.
Auseinandersetzung mit der Elterngeneration
"Fridas Sommer" ist ein optimistischer Sommerfilm über bitter-süße Erinnerungen. Er erzählt, wie ein kleines Mädchen seine Trauer verarbeitet und es schafft, seine neue Familie zu akzeptieren. Über das persönliche Einzelschicksal hinaus ist er auch ein Beitrag in der Auseinandersetzung junger Spanier mit ihrer Elterngeneration und Carla Simón rekonstruiert in ihrem Debüt die kindliche Gefühlswelt angesichts der dunklen Seiten gesellschaftlichen Umbruchs in Spanien, Anfang der 1990er Jahre.