Eigene Partei gründen? Lieber nicht!
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Erstmals haben die Aktivisten von "Fridays for Future" konkrete Forderungen gestellt. Jetzt seien die Politiker am Zug, sagt Schüler Linus Steinmetz. Diese hätten jahrelang das Thema Klimaschutz und das Engagement der Jugendlichen unterschätzt.
Die Vertreter der Klimaschutzbewegung "Fridays for Future" haben sich in Berlin zum ersten Mal mit einem Forderungskatalog - und in einer eigenen Pressekonferenz - an die deutsche Politik gewandt: Was die Jugendlichen erwarten, ist die Umsetzung der Ziele, die auf der zurückliegenden Pariser Klimakonferenz beschlossen wurden.
Nur sei seitdem so gut wie nichts Konkretes passiert, kritisiert Linus Steinmetz, einer der "Fridays for Future"-Aktivisten. Deshalb lauten die Forderungen der Jugendlichen: Bis Ende des Jahres müssten die Subventionen für fossile Energieträger auslaufen, ein Viertel der Kohlekraftwerke müsse abgeschaltet werden, und der Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid (CO2) müsse durch eine Besteuerung stark verteuert werden.
Wie soll das konkret umgesetzt werden? Der 15-jährige Schüler aus Göttingen sieht hier eine klare Aufgabenteilung: "Wir denken, dass wir nicht die Experten sind…. Und wir sehen auch ein, dass die Sachkompetenz nicht immer bei uns liegt. Wir haben jetzt gerade einen langen Sachprozess hinter uns, wo wir einige, wenige Forderungen aufgestellt haben. Aber eigentlich liegt die Aufgabe, solche Maßnahmen dann noch weiter auszudifferenzieren, bei den Erwachsenen – gerade auch bei den Wissenschaftlern und Politikern, die aber momentan keine ernsthaften Anstalten machen, etwas zu verändern." Aufgabe der Bewegung dagegen sei es, die Anstöße zu liefern. Und zwar bis "in zur höchsten Ebene", wie Linus Steinmetz betont.
Selbst überrascht vom großen Zuspruch
Welche Ausmaße die freitäglichen Demonstrationen der Schülerinnen und Schüler in Deutschland inzwischen angenommen haben, habe ihn selbst überrascht. Das zeigt seiner Meinung nach zwei Dinge: Das Thema sei von den Politikern unterschätzt worden. "Auf der anderen Seite wurden die Jugendlichen unterschätzt – dass sie sich auch aufrichtig für ein Thema interessieren können, auch eine Meinung zu einem politischen Thema haben und eben nicht desinteressiert sind."
Es sei schon frustrierend, dass die jüngeren Aktivisten unter 18 beziehungsweise unter 16 leider noch keinerlei Möglichkeiten hätten, zu wählen oder zumindest selbst eine Demonstration anzumelden, räumte Linus Steinmetz ein. Die Bewegung erlebe aber, wie die Politik nun auf sie zugehe. Und selbst eine Partei gründen? Linus Steinmetz verneint das: "Wir diskutieren momentan nicht darüber einen Verein oder sogar eine eigene Partei zu gründen, sondern sind sehr glücklich mit der Form, die wir gerade haben." Es sei eine Bewegung, die alle mitnehme.
(mkn/AFP)